Schon lange vor der Gründung von Navyboot war Bruno Bencivenga, heute 53 Jahre alt, im Modegeschäft. Gegen den Willen seines Vaters, eines italienischen Gastarbeiters, machte er eine Lehre in einem Kleidergeschäft in Rapperswil und wurde Verkäufer. Mit 25 überträgt ihm Luciano Benetton die Betreuung seiner Schweizer Divarese-Filialen. Schon damals, sagt Bencivenga, habe er «die Erfahrung gemacht, dass Männer immer wieder den gleichen Schuh wollen». Und so kommt es zum «Original», der bei der Gründung von Navyboot im Jahr 1991 an den Markt geht und zur Ikone avanciert, noch heute einer der meistverkauften Schuhe der Firma: Swiss made, mit weissem Streifen, in Schwarz und Braun, aber auch Knallfarben wie gelbem Krokoprint, Orange oder Fuchsia. «Ich wollte einen Universalschuh herstellen, der für alle Jahreszeiten passt, in allen Grössen tragbar ist, für schmale und breite Füsse.»
Bei einem USA-Urlaub stösst er auf den Begriff «Navy» und findet, dass das gut klingt – aber, wie er bald feststellt, als Marke geschützt ist. Also lässt er «Navyboot» registrieren.
Im Tessin bestellt er 27 Paar Schuhe, so fängt alles an. Der Fabrikant räumt ihm eine Zahlungsfrist von 90 Tagen ein, Bencivenga verlangt von seinen Kunden, den Fachhändlern, dass sie ihn innerhalb von 10 bis 30 Tagen bezahlen. So verschafft er sich ersten Spielraum, weitet die Schuhkollektion langsam aus, schaltet kleine Inserate und beginnt 1993, Lizenzen zu vergeben. Brillen, Portemonnaies, Lederaccessoires, Unterwäsche tragen später das Markenlabel. 1996 lanciert Bencivenga die erste Kollektion von Damenschuhen mit hohen Absätzen – den «Original» gab es immer schon ab Frauengrösse 35/36. Heute bringen Kundinnen 70 Prozent des Schuhumsatzes der eigentlichen Männermarke Navyboot.
Im Jahr 2001 eröffnet Bencivenga den ersten Navyboot-Store am Bellevue in Zürich, dann beginnt die Expansion. Die übrigen Store-Marken Divarese, Varesino und Bagatt führt er weiter, Navyboot-Produkte verkauft er in allen. Runde 30 Millionen Franken setzt die Gruppe im Jahr 2002 um, 2008 sind es 100 Millionen. Allerdings gehört ihm nicht alles: Die Sagola AG, in der die Geschäfte und Outlets gebündelt sind, wird zur Hälfte von unbekannten Investoren gehalten. Bis zum Verkauf im Juli 2008 führt Bencivenga die Firma (350 Mitarbeiter, 57 Läden) als Familienbetrieb. Er ist Kopf, Ideengeber und Marketingchef, Bruder Flaviano kümmert sich ums tägliche Geschäft, Frau Monica und Tochter Bianca helfen mit.