Es war, um es in der Sprache der Sportreporter auszudrücken, ein Start nach Mass: Im März 1998 gegründet, schrieb die Berner Spoc praktisch vom ersten Tag an schwarze Zahlen. Und die Firma, die das Konzept des «Single Point of Contact» gleich in ihrem Namen führt, ist bis heute auf der Erfolgsstrasse geblieben. Geschäftsführer und Hauptaktionär Peter Küng hat sich ohne einen Franken Fremdkapital eine starke Stellung am Markt erobert und spielt bereits mit dem Gedanken, seine Dienstleistungen, von der Security über die Systemintegration bis zum Consulting, demnächst auch vom Standort Zürich aus anzubieten.

Solche Geschichten sprechen sich schnell herum, und deshalb erstaunt es nicht, dass die Zahl der Firmenneugründungen in der Informatikbranche weiterhin ansteigt. Eine aktuelle Statistik der Wirtschaftsauskunftei Creditreform über die erste Jahreshälfte 1999 macht es deutlich: Im Durchschnitt entstanden schweizweit auf 1000 bestehende Firmen gut 20 Neufirmen. In der IT-Branche waren es hingegen siebenmal mehr: Auf 1000 bestehende Firmen wurden 155 neu gegründet. Das spricht für den ungebrochenen Unternehmergeist bei jungen Informatikern. Allerdings: Ein Zuckerschlecken ist eine Firmengründung auch in der IT-Branche nicht. «Einen Blitzstart kann nur hinlegen, wer den Markt kennt und über Managementerfahrung verfügt», sagt Peter Küng.

Küng weiss, wovon er spricht: Er hat jahrelang in leitender Funktion als Netzwerkingenieur gearbeitet und ist nach der Übernahme seines damaligen Arbeitgebers XMIT durch die Swisscom ins Management aufgerückt. Selbstständig hat er sich erst gemacht, als die Integration der XMIT in die Swisscom nicht nach Wunsch verlief. Wobei er damals nicht allein den Hut nahm: Sein gesamtes Team gab den Abschied und bildet nun mit ihm die Geschäftsleitung der Spoc. «Deshalb verfügten wir auch gleich zu Beginn über Kundenbeziehungen. Die Leute kannten uns», erläutert Küng die Vorteile seines Quasi-Spin-offs gegenüber einem Kaltstart. Die Kunden vom früheren Arbeitgeber mitgenommen haben auch die beiden Zürcher Oberländer Hans-Peter Gubler und Daniel Stähelin: Die beiden ehemaligen Schulkameraden haben vor zwei Jahren ihre Einzelfirmen fusioniert.

Gubler hat sich in erster Linie mit Netzwerktechnologien, Stähelin mit Sicherheitslösungen beschäftigt: «Wir haben beide gut gelebt mit unseren Firmen.» Doch die Fusion zur Axus GmbH lag auf der Hand. Der Grund: Das Internet und mit ihm die Möglichkeit, Standorte über die öffentliche Telekommunikations-Infrastruktur zu verknüpfen, riefen förmlich nach einer Know-how-Kombination von Netzwerktechnologie und Sicherheitslösungen. Zwei Personen und etliche Freelancer beschäftigen Gubler und Stähelin unterdessen, und angesichts der ungebrochenen Dynamik in der IT-Branche sehen sie zuversichtlich in die Zukunft. Angst vor der Konkurrenz durch grosse IT-Generalunternehmen, die nun auch vom Ausland auf den lukrativen Schweizer Markt drängen, haben sie nicht: «Der Markt schluckt im Moment so viel, dass man sich praktisch nur selber schlagen kann. Etwa mit mangelhaften Leistungen.»

Gleicher Meinung ist Peter Küng von der Berner Spoc. Gerade im Hinblick auf die grossen Carrier, die ins IT-Business drängen, hat er eine dezidierte Meinung. Bei der Swisscom hat er ja selbst gesehen, dass sich die Kundenbedürfnisse oft nicht mit der Struktur eines Grosskonzerns vertragen. Er versteht deshalb nicht, weshalb die Grossen nicht vermehrt die Partnerschaft der Kleinen suchen: «KMU verfügen über viel mehr Flexibilität und können die Telekommunikationsdienstleistungen der Carrier ungleich schneller in die Betriebe tragen.»

Nachdem sich die Spoc zunächst auf reine Dienstleistungen beschränkte, agiert die Firma nun mehr und mehr als auch Generalunternehmer. PC verkauft sie zwar nicht - «dort sind die Margen kaputt» -, doch ansonsten führt sie heute auch ein breites Hardwareangebot. Im Berner Inselspital, wo sie momentan die Netzwerkinfrastruktur auf den neuesten Stand bringt, arbeitet sie zum Beispiel mit Routern, Switches und sonstigen Netzwerkkomponenten aus dem eigenen Lager. Bis zu zwanzig Mitarbeiter will Küng schon bald auf der Lohnliste haben. Wobei er sich durchaus bewusst ist, dass die Personalsuche nicht einfach sein wird, zumal sich der Jungunternehmer weigert, an der allgemeinen Preistreiberei auf dem IT-Arbeitsmarkt mitzuwirken.

Vor diesem Problem ist auch der Baselbieter Kleinunternehmer Marius Grütter einmal gestanden - und er hat eine Lösung gefunden, die ihm selbst einen Berufswechsel und seiner Firma dadurch ein rasantes Wachstum beschert hat. Der frühere Spezialist für den AS/400-Server der IBM ist zum Besitzer und Vorsteher der grössten privaten IT-Ausbildungsstätte der Nordwestschweiz avanciert. 17 Lehrkräfte beschäftigt seine Megarem Kälin & Co. derzeit, und die haben in den vergangenen drei Jahren 1500 Personen ausgebildet. Den angestammten Informatikbereich betreut heute Grütters Neffe und Juniorpartner Manuel Kälin. Grütter selbst beschäftigt sich praktisch nur noch mit dem Auf- und Ausbau seiner Schule. Seine Vision: Er will die raffinierte Software, die seinem modularen Schulungssystem zu Grunde liegt, per Franchising weiter vertreiben. Ausserdem bietet die Megarem als einzige Schule im Raum Basel seit dem vergangenen Herbst eine Ausbildung zum E-Commerce-Fachmann an.

Allein in das neue Megarem-Ausbildungszentrum im basel-landschaftlichen Füllinsdorf hat Grütter mehr als eine halbe Million Franken investiert. Ohne jeden Bankkredit notabene. Er ist schon froh, dass er von seinem Hardware-Lieferanten unterdessen Leasingverträge bekommt. Da kommt es ihm selbstredend zugute, dass er wenigstens bei den Marketingausgaben auf die Bremse drücken kann: Die Megarem lebt weit gehend von der Mundpropaganda. Das ist der Vorteil in einer Branche, die boomt wie keine Zweite. Von einem teuren Marketing, wie es in anderen Wirtschaftsbereichen zum Standard gehört, weiss jedenfalls auch Branchenkollege und Spoc-Chef Peter Küng nichts: «Wir drucken unsere Prospekte immer noch selber aus.»
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