Sieben Monate nach Ausbruch des Dieselskandals bei Volkswagen sind mehr Fragen offen als beantwortet. Ein Überblick über die wesentlichen Punkte, von denen einige mit der Aufsichtsratssitzung am Freitag geklärt werden könnten:

Wie hoch sind die Rückstellungen für die Kosten des Skandals?

VW hatte kurz nach Bekanntwerden des Skandals im September 2015 rund 6,7 Milliarden Euro für die Reparatur der weltweit rund elf Millionen manipulierten Dieselautos zurückgestellt. Die genauen Kosten für den Skandal, inklusive Rückkäufe, Entschädigungen und mögliche Strafzahlungen, stehen aber noch nicht fest. Insidern zufolge werden die Rückstellungen im Jahr 2015 insgesamt aber mehr als zehn Milliarden Euro betragen.

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Weist VW 2013 einen Verlust aus?

Die Höhe der Rückstellungen ist entscheidend dafür, ob Volkswagen im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht ist. Nach der am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Prognose rechneten Analysten mit einem Nettogewinn von 913 Millionen Euro.

Zahlt VW für 2015 eine Dividende?

Normalerweise hängt vom Bilanzgewinn die Höhe der Dividende ab. Ob diese bei einem Verlust ganz ausfällt, steht noch nicht fest. Denn auch für 2016 ist mit hohen Belastungen durch Dieselgate zu rechnen, so dass die Auszahlung einer Dividende fraglich sein könnte. Doch wenn die stimmrechtslosen VW-Vorzugsaktionäre zwei Jahre lang nicht bedient werden, müssten sie ein Stimmrecht bekommen. Das wäre nicht im Interesse der Stammaktionäre - mit einer Mehrheit von 51 Prozent die Familien Porsche und Piech.

Verzichten VW-Manager auf Bonus-Zahlungen?

Ein Verlust bedeutet per se schon eine kräftige Kürzung der Bonuszahlungen an das Management. In der Diskussion ist unabhängig vom Konzernergebnis eine Kappung um mehr als ein Drittel. Vertreter der Arbeitnehmer und des Landes Niedersachsen im Aufsichtsrat machen Druck auf das Management, auf die Boni weitgehend zu verzichten. Der Aufsichtsrat soll am Freitag entscheiden.

Steht ein Stellenabbau bevor?

Die grösste Sorge der Beschäftigten ist, inwiefern sie die finanziellen Folgen des Skandals auszubaden haben. Betriebsratschef Bernd Osterloh befürchtet, dass es zu personellen Einschnitten bei der Hauptmarke VW kommen wird. Rund 3000 Stellen sollen bereits in der Konzernverwaltung abgebaut werden. Verträge von Leiharbeitern werden nicht verlängert.

Wer ist eigentlich Schuld?

Die US-Kanzlei Jones Day soll bald einen Bericht über die Hintergründe und Verantwortlichen für «Dieselgate» präsentieren. War es nur eine begrenzte Zahl von Ingenieuren, die auf eigene Faust die Software von Bosch oder Continental zur Abschalteinrichtung auf dem Prüfstand manipulierten? Oder gaben Vorstände bis hin zum früheren VW-Chef Martin Winterkorn dafür grünes Licht? Müssen einige von den beurlaubten oder noch aktiven Vorständen deshalb gehen? Der Bericht sollte noch vor der Bilanzpressekonferenz am 28. April veröffentlicht werden. Aber auch das steht noch infrage.

Wie will VW Kunden in den USA entschädigen?

Die Zahl der Kunden ist in den USA mit rund 580'000 manipulierten Fahrzeugen zwar weitaus niedriger als die 8,5 Millionen in Europa. Die Folgekosten des Skandals in den USA, wo er ins Rollen kam, sind jedoch der grösste Brocken.

Dreh- und Angelpunkt ist die Einigung von VW mit den US-Umweltbehörden EPA und CARB über die Bereinigung der Manipulation. Der für alle zivilen Schadensersatzklagen zuständige Bezirksrichter in San Francisco, Charles Breyer, hat dafür eine Frist bis Donnerstag gesetzt. Insidern zufolge steht die Einigung in Grundzügen: Den Kunden der rund 500'000 Wagen mit Zwei-Liter-Motor wird ein Rückkauf oder eine Reparatur angeboten. Unklar ist, ob die technische Austauschlösung das Plazet der Behörden jetzt bekommt.

In beiden Fällen käme eine Entschädigung hinzu, die sich auf mehr als eine Milliarde Dollar insgesamt belaufen soll. Die Zeitung «Die Welt» hat von 5000 Dollar pro Kunde erfahren. Einkaufsgutscheine von 1000 Dollar gab es bereits. Darüber hinaus ist ein Umweltentschädigungsfonds geplant. Zu allem gibt es noch keine Preisschilder. Die Kunden hätten zwei Jahre Zeit, sich zu entscheiden. Offen ist, ob VW-Händler zusätzlich den Betroffenen Anreize bieten können, einen VW-Neuwagen günstig zu kaufen. Fraglich ist auch, ob der Konzern die zurückgekauften Autos in Ordnung bringen und wieder verkaufen könnte. Richter Breyer kann die Einigung erst nach einer Frist von 30 Tagen absegnen, in der die Öffentlichkeit zu dem Vergleich Stellung nehmen kann.

Kommen auf VW Strafzahlungen in den USA zu?

Darüber hinaus steht eine Geldbusse des US-Justizministeriums aus, das VW im Namen der Umweltbehörden verklagte. Die im Januar beantragten Strafen summieren sich auf bis zu 46 Milliarden Dollar, fallen erfahrungsgemäss nach langen Verhandlungen aber viel geringer aus.

Wie will VW Kunden in Europa entschädigen?

Die freiwillige Entschädigung der US-Kunden wird auch in Europa eine Diskussion entfachen. Verbraucherschützer fordern eine Gleichbehandlung der Kunden in den USA und Europa. VW erklärte bisher, die Situation sei jeweils anders.

(reuters/ccr)