Gold gilt seit jeher als «sicherer Hafen«. Anleger greifen in Krisenzeiten gern zum gelben Edelmetall. Das hat sich auch im Jahr 2016 wieder gezeigt: Gleich mehrere politische Ereignisse sorgten für Unsicherheit – etwa die überraschende Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und der Ausgang des Brexit-Votums in Grossbritannien.
Dazu kamen sehr unterschiedliche Wirtschaftsdaten aus allen Teilen der Welt und die fortwährende Diskussion um den geldpolitischen Kurs der Notenbanken. Während die US-Notenbank Fed erste Schritte zur Anhebung des Leitzinses vollzog, halten die Europäische Zentralbank, die Bank of Japan und auch die Schweizerische Notenbank die Zinsen weiter niedrig, um die Inflation anzukurbeln.
Trend wird sich verstärken
«2016 war ein Jahr, in dem Überraschungen die Märkte mehr denn je geprägt haben», bestätigt Martin Hüfner, Chefvolkswirt bei Assenagon in Zürich. Und Anleger mögen keine Überraschungen. Deshalb erlebte Gold zuletzt eine Kaufwelle, die dem Edelmetall nach einer dreijährigen Talfahrt erstmals wieder zu einem Preisanstieg verhalf. Im vergangenen Jahr kletterte der Goldpreis um mehr als 8 Prozent.
Im ersten Halbjahr ging es noch stärker bergauf, im Dezember gab es dann aber eine kräftige Korrektur. Nun könnte sich der Anstieg, der 2016 begann, in den kommenden Monaten wieder fortsetzen. Seit Jahresbeginn ging es bereits von 1151 US-Dollar je Feinunze aufwärts auf aktuell 1167 US-Dollar je Feinunze. Insgesamt dürfte der Goldpreis 2017 um rund 13 Prozent ansteigen, erwarten Analysten laut einer Umfrage der Nachrichtengagentur Bloomberg.
Politische Unsicherheiten halten an
Der Optimismus der Analysten kommt nicht von ungefähr. Auch das neue Jahr könnte von politischen Unsicherheiten geprägt werden. So befürchten Marktbeobachter einen regelrechten Handelskrieg zwischen China und den USA, wenn die Handelspolitik des künftigen US-Präsidenten Trumps so protektionistisch ausfällt wie erwartet.
Auch der Ausstieg der Briten aus der Europäischen Union ist noch nicht vollzogen, hier könnte es kompliziert werden. Und die anstehenden Wahlen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden dürften für viel Unruhe am Markt sorgen – vor allem wenn rechtspopulistische Parteien weiter erstarken. Sollten die europäischen Anti-Establishment-Parteien hinzugewinnen, dürfte die Nachfrage nach Gold weiter steigen, erwarten die Gold-Analysten der Commerzbank um Eugen Weinberg.
Noch einige Monate gedulden
Die Grossbank UBS blickt etwas vorsichtiger auf den Goldmarkt. Nachdem der Preis im Dezember eingebrochen war, als die US-Notenbank ihre allgemein erwartete zweite Zinserhöhung in zehn Jahren bekanntgab, haben die Analysten ihre Drei- und Zwölfmonatsprognosen für den Goldpreis gesenkt: «Unsere Dreimonatsspanne liegt nun bei 1100 bis 1250 US-Dollar pro Unze, unsere Zwölfmonatsprognose bei 1300 US-Dollar pro Unze», sagt Analyst Wayne Gordon.
Er rechnet damit, dass der Preis für das Edelmetall erst in der zweiten Jahreshälfte wieder Schub bekommt: «Ein schwächerer US-Dollar, politische und geldpolitische Unsicherheit sowie nach wie vor negative US-Realzinsen sprechen allesamt für eine Belebung des Goldpreises im zweiten Halbjahr 2017, auch wenn diese etwas moderater ausfallen dürfte als 2016», sagt Gordon.
Goldminenaktien eher für Risikoliebhaber
Ob der Goldpreis nun eine sagenhafte Rally hinlegt oder es gemächlich angehen lässt: Steigen dürfte er im neuen Jahr, sofern die allgemeine Verunsicherung bei Anlegern anhält. Anlagestrategen empfehlen grundsätzlich, das Edelmetall im Portfolio beizumischen. Das gilt auch 2017. Wie Anleger in Gold investieren, ist in erster Linie Geschmackssache: Physisches Gold oder Gold-ETFs bieten sich am ehesten als Ergänzung für ein diversifiziertes Portfolio an. Aber auch mit Gold-Fonds oder Derivaten können Anleger indirekt von der Entwicklung des Goldpreises profitieren. Goldminenaktien dagegen gelten als eher riskantes Investment und schwanken mitunter extrem. Sie bewegen sich meist eher im Gleichschritt mit dem Aktienmarkt als mit dem Goldpreis. Und an den Aktienmärkten dürfte es im neuen Jahr ähnlich volatil zugehen wie schon 2016.
Alternativ können Anleger statt auf Gold auch auf Silber setzen: Das Edelmetall gilt als «kleiner Bruder» von Gold, ist wesentlich günstiger zu haben und hat sich zuletzt ebenso stark entwickelt – Tendenz weiter steigend.
Mehr von stocksDigital finden Sie hier.