Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die US-Banken im zweiten Quartal mit voller Wucht getroffen. Wegen der mauen Konjunkturaussichten, der hohen Arbeitslosigkeit und einer zunehmenden Zahl an Firmenpleiten sorgten die sechs grössten US-Geldhäuser mit mehr als 30 Milliarden Dollar für Kreditausfälle vor, die Gewinne der meisten Grossbanken brachen ein. Zudem schlagen die niedrigen Zinsen durch, denn im Kampf gegen die Krise hat auch die US-Notenbank Fed die Geldschleusen weit geöffnet. Das florierende Wertpapiergeschäft ist für die meisten Institute nur ein schwacher Trost.

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Bei der Bank of America brach der Gewinn um 54 Prozent auf 3,28 Milliarden Dollar ein, wie das Geldhaus am Donnerstag zum Abschluss der Bilanzsaison der US-Grossbanken mitteilte. Hauptgrund war die kräftig gestiegene Vorsorge für Kreditausfälle, die die Bank of America um vier Milliarden auf 5,1 Milliarden Dollar aufstockte. Vorstandschef Brian Moynihan sprach von den «stürmischsten Zeiten seit der Großen Depression» in den 1930er-Jahren. Die Erträge fielen wegen der niedrigen Zinsen um drei Prozent auf 22,3 Milliarden Dollar

Der Konkurrenz war es in den Vortagen nicht viel besser ergangen, Wells Fargo schrieb im zweiten Quartal mit einem Verlust von 2,4 Milliarden Dollar sogar erstmals seit der Finanzkrise 2008 rote Zahlen. Der Gewinn von Branchenprimus JP Morgan halbierte sich auf 4,7 Milliarden Dollar, bei der Citigroup brach der Gewinn sogar um 73 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar ein. Nur Goldman Sachs und Morgan Stanley, deren Ergebnisse besonders stark vom Kapitalmarktgeschäft abhängen, konnten sich dem Trend entziehen: Goldman Sachs steigerte den Überschuss leicht auf 2,25 (Vorjahr: 2,2) Milliarden Dollar. Bei Morgan Stanley schoss der Gewinn sogar um 45 Prozent auf den Rekordwert von 3,2 Milliarden Dollar in die Höhe.

Florierendes Wertpapiergeschäft sorgt für Rekorderträge

Doch auch die beiden Investmentbanken mussten Vorsorge für faule Kredite treffen. Bei Morgan Stanley waren es 239 Millionen Dollar. Auch die 1,6 Milliarden, die bei Goldman Sachs hierfür anfielen, scheinen im Vergleich überschaubar. JP Morgan stockte die Rückstellungen für Kreditausfälle um gut neun Milliarden auf 10,5 Milliarden Dollar auf, Wells Fargo erhöhte sie auf 9,5 Milliarden Dollar und Citigroup auf 5,6 Milliarden.

Ein Lichtblick für die Wall-Street-Häuser war das brummende Kapitalmarktgeschäft. Unternehmen heuerten die Banken an, um sich in der Krise frisches Geld am Kapitalmarkt zu besorgen. Die Gebühreneinnahmen sprudelten. Zudem florierte der Handel mit Wertpapieren angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten. Die Bank of America konnte die Erträge im Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffe um 50 Prozent steigern, auch die Erträge im Aktienhandel legten um sieben Prozent zu. Bei Morgan Stanley schossen die Einnahmen im Anleihenhandel sogar um 168 Prozent in die Höhe, im Aktienhandel um 23 Prozent. Ein ähnliches Bild ergab sich bei Goldman Sachs.

Das kurbelte die Einnahmen an. JP Morgan erzielte mit 33,8 (Vorjahr: 29,5) Milliarden Dollar einen so hohen Ertrag wie nie zuvor in einem Quartal, auch Morgan Stanley konnte sich über Rekordeinnahmen von 13,4 (10,2) Milliarden freuen. Bei Goldman schossen die Einnahmen um 41 Prozent auf 13,3 Milliarden Dollar in die Höhe - der zweithöchste Wert aller Zeiten. Citigroup steigerte die Erträge binnen Jahresfrist um eine Milliarde auf 19,8 Milliarden. Nur Bank of America und Wells Fargo nahmen weniger ein.

Ist die Party bald vorbei?

Doch auch für Häuser, bei denen das Kapitalmarktgeschäft eine grössere Rolle spielt, könnte die Party bald vorbei sein. JP-Morgan-Chef Jamie Dimon warnte, dass sich die Handelserträge im dritten Quartal halbieren könnten.

Vom brummenden Anleihenhandel und der Begleitung von Unternehmen bei der Emission von Schuldpapieren dürfte auch die Deutsche Bank profitiert haben, die trotz des radikalen Konzernumbaus hier weiterhin ein grosses Rad dreht. Einen Gewinn trauen die Analysten dem grössten deutschen Geldhaus im Gegensatz zu den Wall-Street-Rivalen jedoch nicht zu. Im Schnitt erwarten die Experten einen Verlust vor Steuern von 268 Millionen Euro, wenn die Bank am 29. Juli ihre Zahlen vorlegt.

Allerdings sind die Analysten nach den Zahlen der US-Banken und optimistischen Aussagen von Vorstandschef Christian Sewing zuversichtlicher geworden. Vor wenigen Tagen hatten sie bei der Deutschen Bank noch einen rund 200 Millionen Euro höheren Vorsteuerverlust erwartet.

(reuters/mlo)