Die Credit Suisse verklagt das Online-Portal «Inside Paradeplatz». Die Bank selbst begründet die Klage auf Anfrage wie folgt: «Die Credit Suisse hat sich entschieden, die Rechtmässigkeit von Leserkommentaren und Texten rechtlich überprüfen zu lassen. Dies geschieht zum Schutz unserer Mitarbeitenden, die auf dem Blog regelmässig beschimpft und verunglimpft werden.»
Lukas Hässig, Gründer und Betreiber von «Inside Paradeplatz», schreibt auf seinem Portal, am 9. Dezember habe der Anwalt der Grossbank die Klage dem Handelsgericht in Zürich im Umfang von 265 Seiten plus Beilagen übergeben.
Konkret beziehe sich die Klage auf insgesamt 52 Berichte, die zwischen dem 27. Juli und dem 28. Oktober auf «Inside Paradeplatz» erschienen sind – also in der Periode ab der Berufung Ulrich Körners zum neuen CS-Chef bis zum Tag nach der Bekanntgabe seiner neuen Strategie. Die Bank fordert, dass Passagen aus diesen Artikeln sowie die von der Leserschaft verfassten verletzenden Kommentare von der Website ganz oder teilweise entfernt werden.
Herausgabe des Gewinns gefordert
Zudem verlange die Credit Suisse laut «Inside Paradeplatz», dass der Gewinn herausgegeben werde, den das Schweizer Online-Portal seit dem 27. Juli eingespielt hat – mit einem Zuschlag von 5 Prozent Zins ab Publikationsdatum. Die Streitsumme beläuft sich laut Hässig auf 300’000 Franken.
Wie Lukas Hässig auf Anfrage sagt, handle es sich bei dieser Klage um die umfassendste, die je gegen sein Portal eingereicht worden sei. Eine Reihe weiterer wurde bereits eingereicht. Zu den aktuellen Klägern gegen ihn gehört auch das Medienhaus Ringier, das zusammen mit Axel Springer die «Handelszeitung» herausgibt.
Ringier klagt wegen «Persönlichkeitsverletzung» gegen Hässig beziehungsweise gegen «Inside Paradeplatz». Wie Hässig sagt, nehme er den Vorwurf ernst, er würde eine Kampagne gegen die CS führen. Das sei keineswegs seine Absicht gewesen. Die Bank habe aber in jüngster Zeit besonderes Interesse hervorgerufen.
Hässig zitiert auf seinem Blog aus der Klageschrift. Dort heisst es, die Führungsequipe der Bank werde auf dem Portal «der Lächerlichkeit preisgegeben, mit Beleidigungen überzogen und blossgestellt». Die Bankengruppe werde «verächtlich gemacht, ja schlichtweg totgeschrieben, Kunden und Mitarbeiter werden gar aktiv zum Verlassen der Bank animiert».
(mth)
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"An dem Tag, an dem die Manager vergessen, daß eine Unternehmung nicht weiter bestehen kann, wenn die Gesellschaft ihre Nützlichkeit nicht mehr empfindet oder ihr Gebaren als unmoralisch betrachtet, wird die Unternehmung zu sterben beginnen."
Alfred Herrhausen (1930-89), dt. Bankier, Vorstandsspr. Dt. Bank