Die am Sonntagabend veröffentlichten Bankdaten aus der Credit Suisse, zusammengetragen aus den diversen «Papers» und angereichert von Daten eines Informanten, sind eine krude Mischung von uralten Geschichten (Marcos-Gelder), alten Stories (Mubarak-Söhne, König Abullah von Jordanien), angereichert mit Ganoven aus Osteuropa, Geheimdienstschergen aus Äpgypten und Funktionären aus dem Sozialistischen Pleitestaat Venezuela, die ihr zusammengerafftes Geld in US-Banken und in der Schweiz gehortet haben. Oder eher hatten.
Es handelt sich bei den nun aufgetischten Dossiers, welche beweisen sollen, wie «unmoralisch» die Credit Suisse, ja der gesamte Schweizer Finanzplatz heute sei, primär um eine Vergangenheitsbetrachtung. Es geht um Bankverbindungen von 1940 bis 2015.
Aktuelle Bankverbindungen sind keine betroffen, 90 Prozent sind gekappt oder im Prozess dazu. Das hat einen Grund: 2009, nach der Finanzkrise und vor allem nach 2014, nach dem Steuerstreit mit den USA, haben die Gnomen die Compliance-Regeln und zuvorderst die Know your Client-Vorschriften verschärft. In der Folge sind sehr viele Kundinnen und Kunden der UBS, der CS und anderen Vermögensverwaltern abgewandert, viele in die USA, nach England oder Hongkong.
Früher wäre besser gewesen
Offenkundig ist aber auch: Die Banker haben in der Vergangenheit ihre Verantwortung zu wenig ernst genommen und die Reputation fahrlässig aufs Spiel gesetzt - die Bank Bär etwa hat erst in den letzten Jahren den gesamten Kundenstamm nochmals im Detail überprüft und Dutzende Bankverbindungen gekappt, auch weil notwendige Dokumente fehlten. Früher wäre besser gewesen.
In den letzten Jahren aber haben die Banken ihre Verantwortung zum Grossteil wahrgenommen, haben einen gigantischen Compliance- und Risiko-Management-Apparat aufgebaut. Aber gerade im Fall der betroffenen Credit Suisse genügte auch das noch nicht. Zu oft hat man selbst in den letzten beiden Jahren über die Stränge gehauen und zu hohe Risiken gefahren. CS-Kooperationspartner Lex Greensill aus Australien, mit dessen Erbe man sich nun mit teuren Anwälten herumschlägt, hätte man schon lange vor die Türe setzen sollen. Es hatte in den Medien genügend Warnzeichen vor diesem Blender aus der internationalen Finanzwelt gegeben.
CS-Chef Thomas Gottstein hat eine überlange To-Do-Liste. Nun ist sie noch länger geworden. Nun geht es um die Reputation der Credit Suisse als zuverlässige und risikobewusste Vermögensverwalterin. Wer in dieser Disziplin ganz vorne mitspielen will, darf sich nichts zuschulden lassen kommen.
2 Kommentare
Richtig, das meiste ist altes Altpapier (dejà-vu all over again...). Von den Investigativjournalisten hätte ich Frischware erwartet, z.B. wohin sind der frühere Staatschef von Kasachstan und sein Clan mit ihren Millionen gegangen, als sie 2012 bei der CS wegzogen / rauskomplimentiert wurden? Ein paar nette Apartments in London und Dubai? Ein paar Briefkastenfirmen und Konten in den üblichen Karibikdestinationen, UK Channel Islands, Singapur, oder gar Delaware?
P.S. Damit will ich in keiner Weise das skrupellose und zum Teil widerrechtliche Verhalten der CS Verantwortlichen herunterspielen.
Wenn die Linken nun wieder faul schreien, sollten sie mal einen Job im Ausland annehmen, anstatt sich im Bundesbern vom Steuerzahler unterhalten zu lassen. Dann würden sie nämlich feststellen, dass es fast unmöglich ist trotz AIA ein Bankkonto in der Schweiz aufrecht zu halten. Sie können sich gerne mal bei Auslandschweizern erkundigen.