Die Credit Suisse schlägt aus der Verwundbarkeit anderer Grossbanken Kapital. Das zweitgrösste Schweizer Institut fuhr im Frühling 2019 den höchsten Quartalsgewinn seit vier Jahren ein. Dabei florierte nicht nur das eigentliche Kerngeschäft mit reichen Privatkunden.

Auch im Handel, den manche Experten nach den drastischen Kostensenkungen bereits abgeschrieben hatten, legten die Schweizer im Gegensatz zu Rivalen wie die tief in einer Sanierung steckende Deutsche Bank zu. Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam führte den eigenen Erfolg auf den bereits abgeschlossen Konzernumbau zurück. «In gewissem Sinn haben wir auch Glück, denn wir kommen mit der neuen Plattform zu einem Zeitpunkt, wenn andere restrukturieren. Das kommt uns zu Gute», sagte Thiam am Mittwoch.

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Analysten hatten weniger erwartet

Im zweiten Quartal steigerte Credit Suisse den Gewinn um 45 Prozent auf 937 Millionen Franken und übertraf damit die Analystenschätzungen deutlich. Dahinter steckt auch ein Sondergewinn aus dem Verkauf von Immobilien, den Hauptbeitrag lieferten aber Kostensenkungen. Innerhalb von vier Jahren hat das Institut die Ausgaben um fast ein Fünftel zurückgefahren. «Wir haben eine harte Restrukturierung hinter uns», sagte Thiam. «Wir wollten ein kostengünstiger und sehr effizienter Anbieter sein. Wir haben viel investiert um das zu erreichen und das hat uns ermöglicht, Marktanteile zu gewinnen.»

Von wem diese stammen, wollte Thiam allerdings nicht offenlegen. Doch mit der Deutschen Bank befindet sich einer der Konkurrenten auf dem Rückzug: Die Deutschen dampfen im Zuge der Neuausrichtung ihr Investmentbanking ein. Die Credit Suisse hingegen schraubte im Handelsgeschäft Global Markets den Vorsteuergewinn um 141 Prozent auf 357 Millionen Franken in die Höhe.

Höhere Erträge im Aktien- und Anleihenhandel

Sowohl im Aktien- als auch im Anleihenhandel steigerte die Bank die Erträge, während Konkurrenten wie die Deutsche Bank oder US-Banken dort Einbussen hinnehmen mussten. Nach Einschätzung von Analysten hat die Credit Suisse damit zum ersten Mal seit fünf Jahren Marktanteile gewonnen.

Die lockerere Geldpolitik der Notenbanken habe den Schweizern angesichts der Zusammensetzung ihres Geschäfts geholfen. Stark ist das Institut etwa im Bereich verbriefte Produkte, während sie sich aus dem Handel mit Staatsanleihen weitgehend zurückgezogen hat. «Das sind starke Ergebnisse», erklärten die Experten der Citibank.

Global Markets sei in den vergangenen 18 Monaten der Hauptgrund gewesen, wieso die Analysten die Schätzungen gesenkt hätten. «Aber jetzt zeigt der Bereich im zweiten aufeinanderfolgenden Quartal Anzeichen einer Erholung.» An der Börse kletterte die Credit-Suisse-Aktie in einem unveränderten Branchenumfeld um 4,4 Prozent.

«Wir müssen auf eine Billion kommen»

Der wichtigste Gewinntreiber ist für Thiam aber weiterhin das Geschäft mit den Reichen rund um den Globus. Dort steigerte Credit Suisse die verwalteten Vermögen auf den Rekordstand von 797 Milliarden Franken. Doch damit gibt sich Thiam noch nicht zufrieden. «Ich denke, wir müssen auf eine Billion kommen», sagte er.

Der Erzrivale und Weltmarktführer UBS tut sich im dem Geschäft schwerer. Experten erklärten den Vorsprung der Credit Suisse unter anderem mit der engeren Verzahnung des Vermögensverwaltungsgeschäfts mit dem Investmentbanking sowie höhere Einnahmen aus der Vergabe von Krediten. Während bei der UBS die mittelfristigen Wachstumspläne ein Stück weit in die Ferne rücken, bekräftigte Thiam das Ergebnisziel für das laufende Jahr.

Jahresgewinn soll 3,7 Milliarden betragen

Unter der Voraussetzung von stabilen Einnahmen peilt der Manager 2019 eine Eigenkapitalrendite von zehn bis elf (2018: 5,5) Prozent an. Dies entspricht einem Gewinn von mindestens 3,7 Milliarden Franken. Im bisherigen Verlauf des dritten Quartals sei das Kundenengagement auf einem ansprechenden Niveau gewesen. Ganz sorgenfrei ist aber auch Thiam nicht.

So setzte sich der Krebsgang im Geschäft mit Übernahmen und Börsengängen fort. Zudem ist offen, wie sich der Abgang von Iqbal Khan Anfang des Monats auf das Geschäft auswirken wird. Khan war Leiter des Wachstumsmotors International Wealth Management und wurde auch als möglicher nächster Konzernchef gehandelt. Am Markt wird nun spekuliert, ob er zur UBS wechseln könnte, die neuen Schub gut gebrauchen könnte.

(reuters/mbü)

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