Herr Bucher, Valiant wagt sich in den Kanton Zürich vor – in die Höhle des Löwen. Warum?
Jürg Bucher: Der Kanton Zürich ist einer unserer Expansionsräume. Zuerst gehen wir in die Ostschweiz und bauen aus. Dann werden wir aber auch in der Romandie weiter ausbauen, auch in der Nordwestschweiz, im Mittelland.
In Zürich ist der Konkurrenzkampf gross. Keine Angst?
Nein. Der Wirtschaftsraum Zürich ist sehr wichtig, fast ein Viertel der Wirtschaftsleistung der Schweiz wird dort erschaffen. Wenn man wie wir vom Genfersee bis zum Bodensee präsent sein will, gehört der Grossraum Zürich dazu.
Andere Banken bauen ab, Valiant expandiert. Wie geht das?
Das ist tatsächlich so, da unterscheiden wir uns von den anderen. Wir haben unsere Expansionsstrategie vor drei Jahren gestartet und sind gut unterwegs. Die Expansion funktioniert und zahlt sich voll aus; deshalb werden wir sie jetzt noch beschleunigen.
Ist das Ihr Schlussfeuerwerk zum Abschluss? Nächstes Jahr treten Sie als Verwaltungsratspräsident von Valiant zurück.
Noch bleibe ich ein paar Monate. Aber es ist so: Diese nächsten Expansionsschritte fallen mit meinem letzten Amtsjahr zusammen. Es freut mich, dass ich mit dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung diese neue Strategie moderieren und als Impulsgeber wirken durfte.
Andere Banken lamentieren über die hohen Kosten, machen Filialen dicht. Sie nicht. Sie erhöhen die Dividenden und investieren. Was ist der Unterschied?
Wir dürfen Valiant nicht mit anderen Konkurrenten vergleichen, etwa Kantonalbanken. Sie haben oft hohe Marktanteile in ihrem Heimatkanton, entsprechend sind ihre Wachstumsmöglichkeiten eher beschränkt. Diese hohen Anteile haben wir nicht. Entsprechend ist es einfacher, einen Ausbau in Angriff zu nehmen.
Die Valiant Holding will in den kommenden Jahren weiter expandieren und schweizweit 14 neue Filialen eröffnen. Dazu werden 170 neue Stellen geschaffen, davon 140 in der Kundenberatung. Geplant ist insbesondere ein Schritt in den Raum Zürich. Mehr.
Valiant ist stark im Hypotheken-Geschäft. Keine Bange vor einer Immobilienkrise?
Risiken im Markt gibt es immer. Wichtig ist, dass man eine klare Linie hat. Und gleichzeitig flexibel ist, wenn sich das Marktumfeld dramatisch ändert. Aber wir haben einen klaren Plan und werden die Lage ständig beurteilen. Unsere vorsichtige Risikopolitik bleibt bestehen.
Gewinnen Sie im Hypomarkt Marktanteile?
Wir wachsen derzeit mit dem Markt.
«Wir zahlen der Nationalbank zwar nichts, weil wir mit unserem operativen Geschäft deutlich unter der Freigrenze liegen. Für Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt sind die Negativzinsen schädlich.»
Wie stark belasten Sie die Negativzinsen?
Wir zahlen der Nationalbank zwar nichts, weil wir mit unserem operativen Geschäft deutlich unter der Freigrenze liegen. Dennoch sind die Negativzinsen für Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt schädlich.
Die Freigrenze liegt bei Ihnen bei viel Milliarden?
Bei 2,8 Milliarden. Schliesslich haben wir unsere Refinanzierung auf einen weiteren Pfeiler gestellt, auf Covered Bonds, was für uns sehr günstig ist. Dann sind wir sehr solide kapitalisiert. In den letzten Jahren konnten wir die Zinsmargen steigern. In der kurzen Frist konnten wir diese auf 110 Basispunkten halten, das ist ein gutes Niveau.
Schauen Sie mit einer gewissen Schadenfreude zur Postfinance, die Sie jahrelang geleitet haben? Sie hat beträchtliche Probleme und ist politisch eingeschränkt.
Postfinance muss tatsächlich politische Amputationen verkraften. Es war und ist meine Hoffnung, dass man Postfinance endlich die nötige unternehmerische Beweglichkeit gibt. Die Politiker müssen sich irgendwann mal fragen, ob sie mit ihrer Strategie wirklich Volksvermögen zerstören wollen.
Jürg Bucher ist seit 2013 Verwaltungsratspräsident der Valiant Holding & Bank AG. Zuvor leitete er unter anderem die heutige PostFinance, und er war von 2009 bis 2012 CEO der Schweizerischen Post.
Die Valiant Bank ist spezialisiert aufs KMU- und Privatkunden-Geschäft, wobei das Schwergewicht aus historischen Gründen im Kanton Bern und im Mittelland liegt. Valiant hat eine Bilanzsumme von gut 28 Milliarden Franken und beschäftigt rund 1'000 Mitarbeiter.