Der Sportartikel-Spezialist Peloton hat das vergangene Quartal mitten in einem grossangelegten Umbau mit einem Milliardenverlust abgeschlossen. Unter dem Strich sammelte sich ein Fehlbetrag von gut 1,24 Milliarden Dollar an nach einem Defizit von 313 Millionen Dollar ein Jahr zuvor.

Der Umsatz sackte in dem Ende Juni abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal um über 28 Prozent auf knapp 679 Millionen Dollar ab, wie die New Yorker Firma am Donnerstag mitteilte.

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Peloton hatte zu Beginn der Pandemie stark von der Schliessung von Fitnessstudios profitiert. Die Verkäufe der Trainings-Bikes und Laufbänder sprangen hoch, Interessenten mussten zum Teil lange auf ihre Geräte warten. Peloton interpretierte den Schub allerdings nicht als Sonderkonjunktur, sondern als Beginn einer Wachstums-Ära und investierte in den Ausbau der Kapazitäten bis hin zum Bau einer Fabrik in den USA.

Peloton bleibt auf Fitnessgeräten sitzen

Das erwies sich als schwerwiegende Fehlkalkulation: Mit der Aufhebung von Corona-Einschränkungen ging das Interesse an Geräten der Firma wieder zurück, Peloton sass auf hohen Lagerbeständen, der Bau der Fabrik in den USA wurde wieder abgebrochen. Im Juli beschloss Peloton dann, die Geräteproduktion ganz an einen Auftragsfertiger auszulagern. Von dem operativen Verlust von 1,2 Milliarden Dollar gehe rund ein Drittel auf die Umbaumassnahmen zurück, schrieb Firmenchef Barry McCarthy.

Der ehemalige Finanzchef von Spotify und Netflix räumte im Brief an die Aktionäre ein, dass man die Zahlen bei einer negativen Einstellung als bedrohlich interpretieren könne: «Aber was ich sehe, ist ein erheblicher Fortschritt bei unserem Comeback und der langfristigen Widerstandsfähigkeit von Peloton.»

Peloton-Aktie stürzt um mehr als 18 Prozent ab

McCarthy bedachte die Anteilseigner zudem mit einer Anekdote aus seiner Jugend, in der er auf einem Frachtschiff gearbeitet habe. In einer Nacht sei er von einem Alarm geweckt worden und habe miterlebt, wie der Kapitän das riesige Schiff scharf gewendet habe, um zwei Männer im Wasser zu retten. «Peloton ist wie dieses Frachtschiff.» Der Alarm sei geläutet worden und alle seien auf ihren Posten.

Anleger liessen die Aktie im frühen US-Handel zeitweise um mehr als 18 Prozent fallen.

Der Peloton-Chef bekräftigte, dass er die Zukunft von Peloton weniger im Geräteverkauf als im Geschäft mit Trainingskursen und Software sehe. Er wäre «begeistert», wenn jemand die Peloton-App mit Fitnessgeräten anderer Hersteller nutzen würde, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Inhalte seien das «Kronjuwel» der Firma. Die Herausforderung sei aktuell, Kundengruppen zu erschliessen, die Peloton bisher nicht erreiche. Aktuell seien 96 Prozent der Peloton-Technik in den Haushalten Fitness-Bikes. Zu den Plänen McCarthys gehört, dass Käufer die Geräte von Peloton selbst zusammenbauen, statt dies von der Firma erledigt zu bekommen.

(Awp/bsc)