Die Durchschnittstemperaturen lagen im Januar schweizweit mit bis zu 2,5 Grad über der Norm. Knapp 20 Grad Celsius betrug der Spitzenwert, der im Februar in Genf gemessen wurde und stieg damit auf ein rekordverdächtig hohes Niveau. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sind 19 der 20 wärmsten jemals gemessenen Jahre in den vergangenen zwei Dekaden zu verorten. Doch obwohl der Klimawandel überwiegend Verlierer kennt, gibt es auch einzelne Branchen, die profitieren können.
Gleiches gilt an der Börse. Während die meisten Branchen unter immer strengeren Umweltauflagen leiden dürften, gibt es einzelne Branchen, die vom Klimawandel profitieren werden.
Automobil- und Energiebranche im Wandel
Eine Studie der Investoreninitiative «Principles for Responsible Investment (PRI)», die von den Vereinten Nationen unterstützt wird, zeigt: Bis im Jahr 2025 werden bei Unternehmen, die in besonders umweltschädlichen Branchen operieren, Unternehmenswerte von bis zu 2,3 Billionen Dollar vernichtet.
Insbesondere in der Automobilbranche wird gemäss der Studie eine deutliche Verschiebung der Unternehmensbewertungen stattfinden. Automobilhersteller mit Fokus auf Elektro- und Hybridantriebe können ihren Wert bis 2025 mehr als verdoppeln, während die Automobilhersteller auf Basis von Verbrennungsmotoren deutlich an Wert verlieren dürften.
Auch bei der Energiebranche wird sich gemäss der Studie eine deutliche Verschiebung der Bewertungen materialisieren. Während Energieunternehmen auf Basis von fossilen Brennstoffen die klaren Verlierer sein dürften, werden die Unternehmen mit Fokus auf erneuerbare Energien von den Investoren deutlich bevorzugt. Insbesondere die Solar- und Windkraftanbieter können von diesem Trend überdurchschnittlich profitieren und gemäss Studie bis zu 169 Prozent an Wert zulegen.
Hersteller von Klimaanlagen im Aufwind
Während die Winter immer milder werden und somit weniger Heizkosten entstehen, steigen die Temperaturen im Sommer noch höher. Die durchschnittliche Anzahl der sogenannten «cooling-degree-days», Tage, an denen eine Klimaanlage benötigt wird, nimmt gemäss Expertenschätzung bis 2050 um 25 Prozent zu. Folglich wird die Nachfrage nach Klimageräten rasant steigen.
Gleichzeitig werden die voranschreitende Urbanisierung und das starke Wachstum der Weltbevölkerung den Herstellern von Klimaanlagen einen ordentlichen Nachfrageschub bescheren. Die Anzahl der benötigten Klimaanlagen dürfte somit von aktuell etwa 1,2 Milliarden Geräten auf bis zu 4,5 Milliarden Geräte im Jahr 2050 ansteigen.
Wintersport wird erschwert
Insbesondere Wintersportnationen wie die Schweiz und Österreich werden in Zukunft voraussichtlich deutlich unter dem geringeren Schneefall und den schmelzenden Gletschern leiden. Dies wird insbesondere den Herstellern von Beschneiungsanlagen helfen.
Zwar dürfte die Tourismusindustrie einen Teil der Verdienstausfälle mit steigenden Touristenzahlen im Sommer ausgleichen. Doch die künstliche Beschneiung wird durch den hohen Wasserverbrauch und den möglichen Interessenskonflikten mit Landwirten, die im Sommer teilweise unter einer Wasserknappheit leiden, zu einem Problem werden.
Auch andere Sektoren wie die Baubranche, die bestehende Gebäude modernisieren wird, Schifffahrtsunternehmen, welche die arktischen Routen länger nutzen können, die Chemieindustrie, die genverändertes Saatgut und Dünger entwickeln wird und einige wenige andere Branchen, werden vom Klimawandel profitieren. Es gibt also auch in der Krise ausgewählte Chancen – auch wenn diese nicht im Verhältnis zu den Risiken stehen.
Christos Maloussis ist Market Analyst und Premium Client Manager bei der IG Bank.