Das Ende für den Automobilsalon Genf, zufriedene Gesichter nach der Kunstmesse Art Basel in Basel. Die Signale aus dem Messegeschäft könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die einen florieren, beklagen sich die anderen über das schwindende Interesse. Doch so einfach ist das nicht.

Zunächst ein Lob nach Basel: Die neue Messechefin Maike Cruse hat offenbar alles richtig gemacht. Mit 91’000 Besucherinnen und Besuchern bewegte sich die am Sonntag zu Ende gegangene Art Basel nicht nur auf Vor-Corona-Niveau, sondern auch nahe am Allzeitrekord.

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Natürlich lässt sich so eine Kunstmesse nicht direkt mit dem Automobilsalon vergleichen, dessen Kundenzahlen sich im hohen sechsstelligen Bereich bewegten und der immer auch ein Schaulaufen der Neuheiten war.

Doch es wäre zu einfach, den Erfolg oder Misserfolg von Messen einfach auf Branchen und externe Faktoren zu reduzieren. Zu oft wurde das schon gemacht. Auch Basel hat wichtige Messen verloren – und das durchaus auch selbstverschuldet. So musste die MCH die einst riesige Cashcow «Baselworld» einstellen, nachdem immer mehr Hersteller – und zuletzt vor allem die Swatch Group – keine Lust mehr auf Basel bekundet hatten.

Eingegangen ist auch die Ur-Messe Muba. Einst pilgerte die halbe Schweiz nach Basel, um sich neue Produkte anzuschauen und in der «Degustationshalle» den Feierabend einzuleiten. In Basel machte man Konsumgewohnheiten für den Muba-Niedergang verantwortlich. Doch funktioniert die ähnlich aufgestellte Olma in St. Gallen nicht immer noch?

Vielleicht haben Olma und Art Basel etwas gemeinsam, auch wenn sie höchst unterschiedliches Publikum anziehen: Bei beiden Messen geht es um weit mehr als Produkte, die an den Mann und die Frau gebracht werden sollen. Es geht um Erlebnisse.

In Basel hat die Art einen Event-Status erreicht, der über die Messehallen hinausgeht. Parallel finden Messen wie die Liste oder die Photo Basel statt, die um die gleiche Kundschaft buhlen. Es gibt einen öffentlichen Art-Basel-Parcours in der Stadt mit gratis zugänglichen Ausstellungsräumen oder den Basel Social Club, der mit Kunst vor den Toren der Stadt lockt. Einladungen an die rund um die Art stattfindenden Partys werden heiss gehandelt. Abgesehen von der Fasnacht beeinflusst kaum etwas so sehr die Stimmung in der Stadt wie die Art-Woche. Auch deswegen pilgern Kunsthändler und Kunstfans nach Basel. Für dieses Publikum ist die Art Basel Pflicht.

Vielleicht müssen sich Messen heute mehr denn je als Festivals verstehen, die der Kundschaft mehr bieten als bloss einen Marktplatz für Produkte, die sich auch anderwärtig beschaffen lassen. Ob das nun Picassos oder Teslas sind. Natürlich tönt das einfacher, als es ist. Aber einfach war das Messegeschäft noch nie.