Lidl schlägt in der Schweiz ein forsches Expansionstempo an und will bis Ende 2011 bereits gegen 100 Filialen in Betrieb haben. Die von Lidl-Chef Andreas Pohl kürzlich in der «Handelszeitung» angekündigten Pläne von gesamthaft rund 200 Standorten in der Schweiz bringen Konkurrent Aldi nicht in Verlegenheit. «Wir werden im Verlaufe dieses Jahres weitere 20 bis 30 Filialen eröffnen», erklärt Sven Bradke, Sprecher von Aldi Schweiz. Das Unternehmen verfügt bereits jetzt, - vier Jahre nach seinem Markteintritt - über 114 Läden. In drei Jahren sollen es mehr als 200 Filialen sein. Dies ist jedoch bloss ein Zwischenziel. «Unser langfristiges Ziel ist, ein regionaler Nahversorger zu werden, der in unmittelbarer Nähe zu den Konsumenten eine Filiale führt», so Bradke. Wie viele Filialen dafür notwendig sein werden, lässt Bradke offen.
Auch wenn sich Lidl und Aldi in vielem unterscheiden, so formulieren die beiden Hartdiscounter ähnliche Ziele und wachsen im selben Tempo. Weitere Gemeinsamkeit: Beide Unternehmen geben keine Umsatzzahlen bekannt. Branchenexperten schätzen, dass es bei Lidl und Aldi rund 10 Mio Fr. jährlich pro Filiale sind. Mit zusammen mehr als 400 Läden peilen Aldi und Lidl in der Schweiz 4 bis 5 Mrd Fr. Umsatz an. Das entspricht einem Marktanteil von 10% bei den Lebensmitteln.
Die etablierten Anbieter, allen voran die Grossverteiler Migros und Coop, wollen dieser Offensive von Aldi und Lidl nicht tatenlos zusehen. «Wir planen eine flächenmässige Expansion, und tendenziell werden wir Ende Jahr mehr Verkaufsstellen haben», lässt Migros-Sprecherin Olivia Lungenbühl durchblicken. Konkretere Zahlen will sie allerdings nicht nennen. Sie spricht lediglich von einer «mit den letzten Jahren vergleichbaren Expansionstätigkeit».
Coop will Vorsprung wahren
Ähnlich tönt es bei Coop. 2010 sollen vereinzelt neue Standorte eröffnet werden. «Wir bleiben auch in Zukunft der Detailhändler, der am nächsten beim Kunden ist und das dichteste Verkaufsstellenetz betreibt», betont Sprecherin Sabine Vulic. Tatsächlich hat in diesem Punkt Coop mit über 800 Läden im Food-Bereich die Nase vorn, vor Denner mit 752 und der Migros mit rund 600 Verkaufsstellen. Discounter Denner plant in diesem Jahr die Eröffnung von weiteren 10 bis 15 Filialen. «Wir sehen mittelfristig ein Potenzial von 800 Verkaufsstellen», so Sprecherin Anita Däppen.
Auch im Preiskampf, der sich nach Einschätzung aller Anbieter weiter verschärfen wird, wollen die Grossverteiler den Hartdiscountern die Stirn bieten, vor allem mit ihren Günstiglinien. Die Migros gibt beim M-Budget-Sortiment, das inzwischen über 600 Produkte umfasst, auf 500 Produkte eine Tiefstpreisgarantie ab. Coop will die Prix-Garantie-Linie selektiv weiter ausbauen. «Dabei gilt, dass wir uns nicht unterbieten lassen», so Vulic.
Günstig und beste Qualität
Für alle kann die Rechnung nicht aufgehen. Das Angebot an Verkaufsflächen wächst auf dem ohnehin gesättigten Markt schneller als die Nachfrage. Diese nimmt bestenfalls im Gleichschritt mit dem Bevölkerungswachstum zu. Coop-Sprecherin Vulic räumt mit Blick auf die Expansion der Mitbewerber ein, dass der Wettbewerb noch härter werden wird. Dabei rückt nebst dem Preis die Qualität zusehends in den Mittelpunkt.
Die neuen Hartdiscounter wollen beweisen, dass sie auch in diesem Punkt keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Lidl zielt mit einem forcierten Sortiment an Frischeprodukten mitten in die Kernkompetenzen von Migros und Coop. Und Aldi-Sprecher Bradke verspricht: «Getreu unserer Philosophie ‹top Qualität zu dauerhaft günstigen Preisen› werden wir die nächsten Jahre aktiv angehen, unter anderem mit nachhaltig produzierten Bio-Produkten.»