Die steigenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran könnten einen militärischen Konflikt um die Strasse von Hormus auslösen, die entscheidende Bedeutung für die Erdölversorgung weltweit hat. Die iranischen Revolutionsgarden haben bereits mit einer Blockade der Meerenge an der Ausfahrt aus dem Golf gedroht.

Nun bereitet der Iran nach Angaben des US-Militärs ein grosses Seemanöver in der Region vor. Israel droht unterdessen mit einem Militäreinsatz, falls der Iran auch die Meerenge Bab al-Mandab zwischen der arabischen Halbinsel und Afrika blockieren sollte. Sowohl die Strasse von Hormus als auch das Bab al-Mandab zählen zu den sieben maritimen Nadelöhren, deren Sperrung die Ölversorgung weltweit ins Stocken bringen und die Preise in die Höhe treiben kann. Es folgt ein Überblick:

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Strasse von Hormus

Rund 18,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) Rohöl und Ölprodukte wurden 2016 pro Tag durch die Straße von Hormus transportiert. Die Meerenge zwischen dem Iran und Oman ist damit nach Angaben der US-Energieinformationsbehörde EIA das wichtigste maritime Nadelöhr für die globale Erdölversorgung. Knapp ein Drittel des 2015 weltweit verschifften Öls und aller Ölprodukte passierten demnach die Meerenge. Die EIA schätzt, dass etwa 80 Prozent des Rohöls für Asien bestimmt ist. Größte Abnehmer dort sind China, Japan, Indien, Südkorea und Singapur.

Nur Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) verfügten dem EIA-Bericht vom Juli 2017 zufolge über Pipelines mit zusätzlichen Kapazitäten, um die Verschiffung durch die Meerenge zu umgehen. Die saudiarabische Leitung durchquert das Land von Ost nach West und endet am Roten Meer, die VAE-Pipeline führt an den Golf von Oman. Katar exportierte laut einer Untersuchung des Ölkonzerns BP 2016 etwa 3,7 Billionen Kubikmeter Flüssiggas durch die Strasse von Hormus, mehr als 30 Prozent des weltweit gehandelten Volumens.

An ihrer engsten Stelle ist die Strasse von Hormus knapp 34 Kilometer weit. Die Schifffahrtsstrassen in beide Richtungen sind jedoch nur jeweils gut drei Kilometer breit. Getrennt werden sie von einer ebenso breiten Pufferzone.

Strasse von Malakka

Die Meerenge zwischen Indonesien und Malaysia ist die kürzeste Seeroute zwischen dem Golf und Asien. 16 Millionen Barrel Öl pro Tag wurden 2016 hier laut EIA transportiert. In der Vergangenheit bedrohten immer wieder Piraten die Schifffahrt. Würde die Strasse von Malakka blockiert, müsste fast die Hälfte der Weltflotte einen Umweg um Indonesien fahren, was Zeit und Geld kosten sowie die Transportkapazitäten verknappen und damit die Preise nach oben treiben würde.

Suez-Kanal

Durch den Kanal in Ägypten, der das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet, wurden 2016 5,5 Millionen Barrel Öl pro Tag transportiert. Hauptkunden sind Europäer und Nordamerikaner. Zudem führt die Sumed-Pipeline ans Mittelmeer. Würde der Suez-Kanal blockiert, müssten Schiffe einen Umweg von 4300 Kilometer um die Südspitze von Afrika fahren. Dies würde die Fahrt nach Europa um 15 Tage und in die USA um bis zu zehn Tage verlängern.

Bab al-Mandab

Die Meerenge liegt am Horn von Afrika an der Einfahrt vom Indischen Ozean ins Rote Meer. 2016 wurden 4,8 Millionen Barrel Öl pro Tag durch sie verschifft. Im Falle einer Blockade müssten die Tanker den Umweg über die Südspitze von Afrika nehmen. Die Region war in der Vergangenheit stark von Piraterie betroffen. Auch die deutsche Bundeswehr ist deshalb häufig dort im Einsatz. An der engsten Stelle ist das Bab al-Mandab 29 Kilometer weit. Die Schifffahrtsstraßen in beide Richtungen sind jeweils gut drei Kilometer breit.

Bosporus

Durch die Meerenge in der Türkei werden pro Tag 2,4 Millionen Barrel Öl aus Russland und vom Kaspischen Meer in Richtung Europa transportiert. Das Volumen fällt stetig, da Russland verstärkt die Pipelines Richtung Ostsee nutzt.

Kattegat/Skagerak

Die Meerenge zwischen Ost- und Nordsee ist eine wichtige Route für russische Erdölexporte nach Europa. 2016 wurden etwa 3,2 Millionen Barrel Öl pro Tag durch sie verschifft.

Panama-Kanal

Der Panama-Kanal verbindet den Atlantik mit dem Pazifik, wird aber weniger für den Öltransport genutzt. 0,9 Millionen Barrel Öl und Ölprodukte pro Tag passierten ihn 2016.