Der globale Einbruch im Markt für Krypto-Assets wie Bitcoin und Ether hinterlässt deutliche Spuren in den Zahlen der Bank Swissquote. Nachdem das Geschäft mit Kryptowährungen noch im Vorjahr viel Geld in die Kassen der Schweizer Bank fliessen liess, sind die Einnahmen nun stark rückläufig, wie die Bank heute mitteilt.
Verglichen mit dem ersten Halbjahr 2020 brachen die Nettoeinnahmen aus dem Geschäft mit Kryptoanlagen von 63 auf 19 Millionen Franken – oder um fast 70 Prozent – ein. Entsprechend deutlich ging auch der operative Gesamtertrag der Bank im Halbjahr um 23 Prozent auf noch 205 Millionen Franken zurück. Der Reingewinn liegt bei 77 Millionen Franken nach 116 Millionen im Vorjahr.
«Wirt sind mit beiden Füssen in den Krypto-Winter eingestiegen», sagt Swissquote-CEO Mark Bürki zur «Handelszeitung». Zum Glück habe die Bank noch ihr traditionelles Geschäft mit Wertschriften und Devisen.
Zwar musste die Bank auch im restlichen Handel einen Rückgang verbuchen. Dort sanken die Einnahmen aus Gebühren und Kommissionen jedoch weniger stark von 87 auf 81 Millionen Franken im jeweiligen ersten Halbjahr.
Krypto-Assets schrumpfen von 2,8 auf 1,1 Milliarden Franken
Der Kryptoeinbruch hatte sich bereits im zweiten Halbjahr 2021 abgezeichnet. Mit 39 Millionen Franken war der Ertrag damals aber noch immer etwa doppelt so hoch wie im zurückliegenden Halbjahr. Beeindruckend ist auch das Minus bei den verwalteten Kryptoanlagen. Per Ende Juni seien diese von 2,8 auf nur noch 1,1 Milliarden Franken geschrumpft, wie die Bank schreibt.
Die Kundschaft sei am Durchhalten, sagt Bankchef Bürki. Unter dem Strich sei es nicht gross zu Verkäufen gekommen. «Die Kunden wartet auf den Aufschwung, viele sind in einer buy-and-hold-Strategie.» Seit Ende 2021 habe der Bestand an Bitcoin sogar von 28'000 auf 30'000 zugenommen. Ein ähnliches Bild zeige sich auch bei der Kryptowährung Ether.
Und so hält Swissquote an ihrem Plan für eine eigene Krypto-Handelsplattform fest. War diese einst für das erste Halbjahr 2022 angekündigt, soll sie nun Ende September lanciert werden. Künftig soll es möglich sein, dass die Kundinnen und Kunden der Bank direkt untereinander handeln können. Möglich machen soll das ein eigenes, zentralisiertes Auftragsbuch.
Bürki verspricht sich viel auch vom Geschäft mit anderen Banken und Händlern. Man habe bereits Vereinbarungen mit anderen Exchanges, sagt Bürki. Gleichzeig sei man daran, Market Maker aufzunehmen, die für genug Handel auf der neuen Börse sorgen.
Weiterhin auf Wachstumskurs ist die Bank indes bezüglich der Anzahl Kundinnen und Kunden. Zuletzt verwaltete sie rund 477’000 Börsendepots nach etwa 420’000 vor einem Jahr. Dieses Wachstum habe geholfen, die nachlassende Börsenstimmung zu kompensieren, sagt Bürki.
Erfreuliche Zahlen bei der Tochtergesellschaft Yuh
Steil aufwärts zeigen auch die Zahlen der erst vor einem Jahr lancierten Handy-Bank Yuh, die als Joint Venture zusammen mit der Postfinance betrieben wird. Vor kurzem wurde die Zahl von 75’000 Kundinnen und Kunden durchbrochen. Insgesamt verwalte Yuh 281 Millionen Franken Kundenvermögen.
Die Yuh-Kunden scheinen die App auch intensiv für Börsenhandel zu nutzen. So weist Yuh bislang 1,7 Millionen Börsenaufträge aus. Jeder Zweite nutze das Yuh-Konto für den Börsenhandel, schreibt die Bank. Dabei seien zwei Drittel der Kundinnen und Kunden Männer, ein Drittel Frauen.
Primär eröffneten die Kunden aber eher wegen der Karte und des Zahlungsverkehrs ein Konto bei Yuh, sagt Bürki. Die Nutzung des Börsenhandels kommt in der Regel erst in einem zweiten Schritt. Man sei daher auch daran, die klassischen Bankdienstleistungen bei Yuh auszubauen. Demnächst komme der Service eBill dazu, später auch ein Säule-3a-Konto.
Berliner Digitalbank Nuri nun insolvent nach Krypto-Kollaps
Die Berliner Digitalbank Nuri, die eigenen Angaben zufolge auf rund 500’000 Kundinnen und Kunden und auf verwaltete Assets von 325 Millionen Euro kommt, hat einen Insolvenzantrag gestellt. Dieser Schritt beim Amtsgericht in Berlin am Dienstag sei notwendig geworden, um den «Weiterbetrieb der App und die Erfüllung der Verbindlichkeiten von Nuri sicherzustellen», teilte die Firma mit. Auch während des Insolvenzverfahrens hätten Kunden Zugang zu ihren Einlagen und sie könnten jederzeit in vollem Umfang abheben, hiess es.
Nuri verwies zur Begründung auf Nachwehen der Corona-Krise, wirtschaftliche Unsicherheiten und die Abkühlung der Kapitalmärkte. Darüber hinaus hätten negative Entwicklungen an den Kryptomärkten einschliesslich Ausverkäufen von Kryptowährungen, die Implosion des Luna/Terra-Protokolls sowie die Insolvenz von Celsius Network einen Krypto-Bärenmarkt eingeleitet. Nuris eigene Verwicklungen mit dem Pleite-Unternehmen Celsius dürfte zuletzt die Suche nach neuen Kapitalgebern erschwert haben.
(Bloomberg)