Die Avenue Jules-Crosnier 8 nahe beim Zentrum Genfs ist eher unscheinbar. Doch hier hat eine Firma ihr Domizil, deren Inhaber momentan in Spanien in Untersuchungshaft sitzen und von der Staatsanwaltschaft wegen Raubfischerei im grossen Stil in der Antarktis als kriminelle Organisation eingestuft werden. Auch Versicherungsbetrug, Geldwäscherei und weitere Delikte werden der Gruppe zur Last gelegt, schreibt die Zeitung «La Voz de Galicia».

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Im Büro einer Genfer Anwaltskanzlei logiert die Aktiengesellschaft Helvetic Celtic Alimenta mit den Brüdern Manuel Antonio Vidal Pego und Angel Vidal Pego im Verwaltungsrat. Die beiden Spanier gehören zum Clan der Vidal-Reeder und wurden laut der Zeitung am Dienstag festgenommen.

Die Pässe sind weg

Am Mittwoch wurden Manuel Antonio und Angel sowie vier weitere Mitbeschuldigte im Kastenwagen der zuständigen Richterin vorgeführt. Sie vernahm die Truppe während dreier Stunden und fand die Forderung der Staatsanwaltschaft nach Untersuchungshaft und Kautionshinterlegung für angemessen. Schliesslich seien Flucht- und Verschleierungsgefahr hoch, und die Wahrscheinlichkeit, dass die Gruppe wieder deliktisch tätig wird, sei ebenso nicht zu unterschätzen. Nach Hinterlegung von je 100'000 Euro müssen sich die Clanmitglieder strengen Auflagen beugen - so wurde ihnen etwa auch der Pass abgenommen.

Zur Raubfischerei gesellt sich nun noch mutmasslicher Versicherungsbetrug: Der Vidal-Clan liess laut der Staatsanwaltschaft das Schiff «Louyang» kentern, um die illegale Ladung zu verheimlichen. Danach kassierte der Clan laut Berichten die Versicherungssumme von 6,3 Millionen Euro bei der deutschen Allianz ein – 1,25 Millionen für das Schiff und den Rest für die Ladung - notabene illegal an Bord gezogene Fische.

Lange untätige Behörden

Der Clan Vidal Pego ist laut dem «International Consortium of Investigative Journalists» seit Jahren im illegalen Fischfang tätig. Doch obwohl das Dossier Vidal bereits 2005 beim spanischen Ministerium für Fischerei auf dem Pult lag, passierte lange nichts. Erst 2011 wurde Antonio Vidal Pego erstmals wegen seinen Aktivitäten in Spanien zu einem Jahr und acht Monaten Gefängnis verurteilt. Sein Anwalt hat das Urteil angefochten.

Für ihre Geschäfte nutzte die Gruppe in den USA, Belize, Panama, Uruguay, Namibia und der Schweiz Briefkastenfirmen, die etwa auch fürs Betreiben der Schiffe dienten. Im Jahr 2009 wurde die Umweltschutzorganisation Greenpeace auf die Gruppe aufmerksam. 2011 widmete sie den Reedern ein 20 Seiten dickes Dossier.

Sei Jahren deliktisch unterwegs

Trotz Bussen in Millionenhöhe, elf Verhaftungen, drei eingezogenen Schiffen und einer rechtskrätigen strafrechtlichen Verurteilung in den USA wegen Schmuggels (siehe Downloads) haben die Vidals Subventionsgelder der Europäischen Union und Spaniens in Millionenhöhe kassiert und weiter ungestraft für Millionen von Euro geschützte Fische wie etwa den Schwarzen Seehecht in die Märkte eingeführt.