Die Gipserfirma Goger-Swiss steht im Kreuzfeuer der Kritik. Auf der einen Seite wettert die Gewerkschaft Unia, auf der anderen die eigene Zunft. Beide bezichtigen sie des Lohndumpings und werfen ihr Verstösse gegen den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) vor. Seit Wochen kommt der österreichische Firmeninhaber Kurt Goger darum nicht zur Ruhe. Gestern bestreikten die Gewerkschafter erneut eine Baustelle.

Firmenchef Kurt Goger bestreitet sämtliche Vorwürfe und bezeichnet sie als «haltlos». Sein Anwalt Adrian Bachmann doppelt nach. Er bereitet rechtliche Schritte gegen die Gewerkschaft vor. «Das wird ein Desaster für die Unia», ist er sich sicher. Er bezweifelt unter anderem die Ergebnisse der Rechnungsprüfer, die im Auftrag der Paritätischen Berufskommission für das Gipsergewerbe Zürich-Land in Gogers Büchern gravierende Unstimmigkeiten vorgefunden haben wollen. Die Berufskommission wacht über die Einhaltung des GAV in der Branche.

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Millionen fürs erste «ökologische Designhotel»

Goger wurde indes bereits einmal überführt. Er musste wegen GAV-Verletzungen nachzahlen. 2014 waren Zusatzzahlungen in der Höhe von 300'000 Franken fällig. Das tat seiner Beliebtheit bei Bauherren indes keinen Abbruch, seine Referenzliste kann sich sehen lassen. In der Vergangenheit wirkte er etwa auch bei den Luxushotels Dolder und den Hotels Palace und Suvretta in Sankt Moritz. Auch Arbeiten am Fifa-Museum und der Überbauung Freilager Zürich stehen auf dem Tagesplan. «Unsere langjährigen, loyalen Geschäftspartner halten zu uns. Trotz Boulevardpresse vertrauen sie uns weiterhin ihre ambitioniertesten Projekte an. Weil sie wissen, dass sie sich auf uns verlassen können. Nicht nur bezüglich Ausführungsqualität und Vertragstreue, sondern auch bezüglich Einhaltung der Arbeitsbedingungen», so Goger-Swiss.

In seiner Laufbahn sorgte Patron Kurt Goger bereits für Aufsehen. Etwa, als er in Österreich ein «ökologisches Designhotel» eröffnete. Der Auftakt wurde mit Pauken und Trompeten gefeiert. Beim Fest des Hotels «Das Gogers» im Mai 2004 war viel Prominenz aus Politik und Tourismus dabei. Gefördert wurde der Bau durch die Europäische Union, Bundesland Burgenland und Staat Österreich.

Goger als Tausendsassa

Umgerechnet 12,5 Millionen Franken investierten Goger und Co. ins «Gogers». Die Erwartungen schossen in den Himmel, lag der architektonische Blickfang in Hügelform doch direkt am «grössten Golfplatz Europas», der 45-Loch-Anlage Golfschaukel Lafnitztal. Goger war der Tausendsassa hinter dem Projekt. Er fungierte als Investor, amtete als Baumeister und Ko-Bauherr des Viersterne-Luxushotels. Und seine K. Goger Bau-GmbH übernahm die Bauleitung.

Wenige Monate nach dem Start kam der erste Rückschlag: Der «Kurier» berichtete von «finanziellen Schwierigkeiten», ausstehenden Forderungen und man konnte dem Blatt entnehmen: «Vieles deutet darauf hin, dass ein Geschäftsführer demnächst seiner Funktion enthoben werden soll.» Einen Tag später gab Golfliebhaber Goger bekannt, zwischen seiner Baufirma und einigen Geschäftspartnern habe ein «stiller Ausgleich» stattgefunden.

Rückzug nach Zahlungswirren

In Österreich kann man einem gerichtlichen Insolvenzverfahren dadurch entgehen, indem spätestens 60 Tage nach Vorliegen der Insolvenz mit allen Gläubigern, die gegen den Schuldner über fällige Ansprüche verfügen, ein sogenannter aussergerichtlicher oder stiller Ausgleich geschlossen wird. Schuld an den Turbulenzen sei die Reduzierung von Fördergeldern gewesen, sagt Gogers Anwalt Bachmann heute: «Zu Schaden kam niemand, schon gar nicht Herrn Gogers Geschäftspartner», so der Anwalt.

Wenige Monate später wurde Goger im Juli 2005 als Gesellschafter von der «Hotel das Gogers GmbH» im österreichischen Handelsregister gelöscht, «er hat seine Anteile kostenlos seinem Hoteldirektor übergeben. Es war nie die Absicht, dass er das Hotel selbst betreibe», meinte Anwalt Bachmann. Kurze Zeit später kam Goger in die Schweiz, seine Goger-Swiss wurde Ende 2005 aufgegleist.

Verluste in Österreich, Expansion in Zürich

Die Zelte hat er in der Heimat jedoch nie ganz abgebrochen. Seine 2002 gegründete K. Goger Bau-GmbH, die während dem Hotelabenteuer in die Schlagzeilen kam, wies jahrelang Verluste in der Jahresrechnung auf. Dies zeigen Bilanzen, die handelszeitung.ch vorliegen. Erst Ende 2012 präsentierte die Goger-Bau 1555 Euro Gewinn, ein Jahr später waren es über 16'000 Euro. Auch dachte Goger kurz über ein weiteres Geschäft nach: 2011 gründete er die «Edelholzstahl OG», die sich auf Bambus-Terrassendielen spezialisieren wollte. Im Folgejahr wurde diese Gesellschaft schon wieder gelöscht.

In der Schweiz aber gedieh Gogers Geschäft offenbar prächtig. Bereits nach drei Jahren stellte er im Sarganserland in Vilters seinem Zürcher Hauptsitz eine Zweigstelle zur Seite. Im Internet präsentierte man sich als Betrieb, der nun aufgrund der Grösse wesentlich flexibler auf die Bedürfnisse der Auftraggeber reagieren könne. Die Stärken von Goger-Swiss seien «speziell ausgebildete Facharbeiter, denen alle Techniken vertraut sind». Heute existiert die Zweigstelle nicht mehr. Dies, weil Goger sich auf den Raum Zürich konzentriere, so sein Anwalt. Sicher ist aber auch: In der Südostschweiz handelte sich Goger ebenfalls einigen Ärger ein.