Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Als sich die US-Tochter Holnam (Holderbank North America) in den Neunzigerjahren um die Bewilligung für den Bau einer zweiten Ofenlinie am Standort Midlothian (Nordtexas) bewarb, versprachen die Betreiber das Blaue vom Himmel: Der Einbau modernster Verbrennungs- und Filtertechnologien würde die Luftqualität im Umfeld des Zementwerks trotz Kapazitätsverdoppelung verbessern, hiess es damals. Als die zweite Produktionslinie stand, kam es für die Anwohner zum bösen Erwachen.
Laut der texanischen Aufsichtsbehörde hat die örtliche Holcim-Tochter die im Bewilligungsantrag aufgeführten Luftreinhaltemassnahmen beim Bau entweder gar nicht erst berücksichtigt beziehungsweise die fertig gestellte Anlage später so abgeändert, dass die Schadstoffbelastung wieder zunahm. Ausserdem, so der Vorwurf der Texaner, hätten die Fabrikmanager während Jahren unzutreffende Emissionswerte publiziert.
Nonchalance im Umgang mit Umweltvorschriften hat bei Holcim Tradition. Ein kurzer Abriss aus dem Sündenregister: 1993 wurde der Konzern von der amerikanischen Umweltbehörde EPA wegen Nichteinhaltens von Emissionswerten im Zementwerk von Holly Hill (South Carolina) mit einer Strafzahlung in Höhe von 839 000 Dollar belegt. Im gleichen Jahr kassierte Holcim in Midlothian (Texas) eine Busse von 135 000 Dollar, weil die zulässigen Schadstoffwerte auch dort massiv überschritten worden waren. 1994 wurden im Zweigwerk von Clarksville (Missouri) 100 000 Dollar fällig, weil man Sondermüll vor der Verbrennung nicht vorschriftsgemäss deklariert hatte. 1999 erhielt der Multi in Dundee (Michigan) eine Busse von 576 000 Dollar aufgebrummt; Monate später war die Holcim-Niederlassung in La Porte (Colorado) wegen Missachtung der Luftreinhalteverordnung an der Reihe. Und im August letzten Jahres wurde das eingangs erwähnte Werk von Midlothian (Texas) erneut mit 223 000 Dollar gebüsst.