Hier zu Lande nahm kaum jemand davon Notiz: Im Juli 2002 kam es in Chile zur Übernahme der Holzfirma Maderas y Sintéticos (Masisa) durch die Schmidheiny-Gesellschaft Forestal Terranova. Die an der Börse von Santiago de Chile kotierte Gesellschaft mit Ablegern in Argentinien, Brasilien, Mexiko und Peru ist der führende lateinamerikanische Anbieter von Pressspanplatten, so genannten Medium-Density-Fiberboards, und verfügt in Chile und Argentinien über ausgedehnte Forstreviere und Baumschulen.
Mit einem Kapitaleinsatz von knapp 200 Millionen US-Dollar (für 52 Prozent der Masisa-Aktien) hat Schmidheiny seinen lateinamerikanischen Waldbesitz mit dieser Akquisition um Tausende von Quadratkilometern erweitert. Unter ökologischen Gesichtspunkten erscheint es dabei nicht unproblematisch, dass die übernommene Firma an verschiedenen Standorten in der Region die für die Pressspanproduktion benötigten Zusatzstoffe wie Formaldehyd und Kunstharz in Eigenregie herstellt.
Bei der Auswahl seiner Geschäftspartner zeigt sich der «Prediger von Rio» (BILANZ 2/2001) nicht zimperlich. So wird etwa der chilenische Chemiekonzern Oxiquim, mit dem Schmidheiny seit 1999 im Rahmen eines Joint Venture (Oxinova) zusammenarbeitet, von den lokalen NGOs als notorischer Umweltverschmutzer bezeichnet, der das Ökosystem im Umfeld seiner Fabriken mit Stoffen wie Pentaerythritol und Formaldehyd belaste.
Ein anderes, kaum weniger verfängliches Joint Venture betreibt der Schweizer im Nordosten Venezuelas mit der Trillium Corporation. Der amerikanische Holzgigant geriet unter anderem mit der geplanten Rodung von Primärwald im äussersten Süden Chiles ins Visier der Umweltschützer. Auch in den USA, wo der Konzern zu den grössten privaten Waldbesitzern gehört, stiess dieser mit seinen Methoden verschiedentlich auf Opposition: «Die Firma nutzt das Versprechen auf ein ökologisch verantwortungsvolles Vorgehen als Rechtfertigung für ihre Pläne, Schneisen in alte Baumbestände zu schlagen», heisst es dazu im Bericht einer nordamerikanischen NGO. Zwecks Profitmaximierung sei der Konzern von jeher «im Bereich der Waldliquidation tätig», anstatt eine verantwortungsvolle, langfristige Nutzung anzustreben, wird unter Verweis auf diverse Fälle im US-Bundesstaat Washington bemängelt. Nach einer «Dekade der Enttäuschungen» lässt sich die Strategie des Konzerns im Urteil seiner Kritiker wie folgt resümieren: «Kahlschlag, Strassenbau, Herbizideinsatz.»