Die Übergänge zwischen Grossmut und Eigennutz, zwischen Philanthropie und Schlaumeierei sind fliessend. Bekannt ist, dass der jüngere der beiden Schmidheiny-Brüder jedes Jahr Dutzende von Millionen Franken in Projekte steckt, die auf den ersten Blick in keinem unmittelbaren Zusammenhang zu seinen unternehmerischen Aktivitäten stehen. Der Löwenanteil der Mittel wird über die 1994 gegründete Avina-Stiftung verteilt, Schmidheinys private Hilfsorganisation, die sich die Förderung von Individuen mit Führungseigenschaften und Pioniergeist in Lateinamerika auf die Fahnen geschrieben hat. In der Schweiz ist der Milliardär zudem «low profile» als Spender aktiv und investiert jedes Jahr namhafte Beträge in schwer finanzierbare Projekte wie etwa Frauenhäuser oder spezielle Programme zu Gunsten sozialer Randgruppen.
Er sei nicht so sehr daran interessiert, Philanthropie zu definieren, als diese zu redefinieren, bekannte Stephan Schmidheiny vor Jahresfrist in einem Interview mit dem amerikanischen Sponsorenmagazin «Global Giving Matters». Nachdem er das Hauptquartier seiner Avina-Stiftung in den letzten Monaten stark ausgedünnt und die Organisation dezentralisiert hat, deutet sich bereits an, wie das neue Fördermodell aussehen könnte.
Anscheinend möchte der Industrielle den bisher separat geführten Non-Profit-Zweig direkt den Aktivitäten seiner lateinamerikanischen Baustoffgruppe aufpfropfen. «Ich stelle mir eine starke, effiziente, ‹businessartige› Stiftung und einen Konzern vor, der mit seinem Umfeld tatsächlich Solidarität empfindet und diese Solidarität auch praktiziert. Und ich stelle mir vor, dass diese zwei Einheiten durch gemeinsame organisatorische Strukturen vernetzt sind.» Wenn das kein synergieträchtiges Vorgehen ist.