Die Schweizer Banken haben nach Ansicht von UBS-Konzernchef Ralph Hamers Nachholbedarf bei Strukturwandel und Digitalisierung. In anderen Ländern und Branchen habe sich der Strukturwandel viel schneller vollzogen als in der Schweiz.
So sei die Dynamik in Asien und in den nordischen Ländern deutlich grösser, sagte Hamers in einem Interview mit der Tageszeitung «Blick». Auch in Holland, dem Heimatland von Hamers, erledige die Bevölkerung heute vom Einkauf bis zu Bankgeschäften alles digital.
Das habe auch mit der Kultur zu tun. Die UBS habe in der Schweiz fast drei Millionen Kunden. Die Grossbank wolle ihre Kundschaft nicht zu etwas zwingen, das sie nicht wolle. Der Schritt zur Digitalisierung funktioniere nur gemeinsam.
Entlassungen unvermeidlich
Die Corona-Pandemie habe viele Vorbehalte ausgeräumt und die Digitalisierung beschleunigt. Im Strukturwandel seien Entlassungen nicht immer zu vermeiden, aber es werde nicht zu einem grösseren Stellenabbau kommen. Unter dem Strich werde die Zahl der Angestellten zudem in etwa gleich bleiben. «Damit die Kostensenkung gelingt, braucht es in gewissen Bereichen einen Jobabbau. In anderen aber bauen wir dafür Stellen auf», erklärte Hamers.
Die UBS brauche Mitarbeitende, die dem technologischen Wandel positiv begegneten. Und es brauche Fachleute, die mit künstlicher Intelligenz und Daten vertraut seien.
Lehren aus Archegos-Debakel gezogen
Aus dem Hedge-Fonds-Debakel Archegos habe die UBS ihre Lehren gezogen. Laut Hamers handelt sich bei Archegos nicht um einen Systemfehler, sondern um ein einzigartiges, kaum vergleichbares Ereignis. «In diesem Fall gab es einen Mangel an Transparenz. Das werden wir nicht mehr akzeptieren», so Hamers. Die UBS hat durch das Archegos-Debakel 774 Millionen Franken verloren.
Der neue UBS-Chef, der seit November 2020 im Amt ist und Sergio Ermotti an der Konzernspitze abgelöst hat, stellt den Banken ein gutes Zeugnis aus. Sie seien heute viel stabiler aufgestellt und verfügten über deutlich mehr Kapitalpolster und Liquidität.
(sda/reuters/gku)