Die Kunden buchen ihre Reisen häufiger im Internet. Das belegt eine repräsentative Umfrage der Reiseversicherungsgesellschaft Elvia. Gemäss Studie liegt der Anteil von regelmässigen Internetnutzern für Ferienbuchungen in der Schweiz bereits bei 32% (Vorjahr: 27%). Die Tourismusberatungsagentur Phocus Wright glaubt, dass sich das Wachstum im europäischen Online-Reisemarkt bei jährlich 15% einpendeln wird. «Ich bin aber überzeugt, dass die Zuwachsraten in der Schweiz höher liegen werden», sagt Matthias Thürer, Marketingchef des Schweizer Online-Marktführers Ebookers.ch. Eine Studie von Google und dem Reisekonzern Tui prophezeit zudem den Trend «Recherchieren im Internet, buchen im Reisebüro». Damit könnte auch der stationäre Reisevertrieb vom Internet profitieren. «Solche Studien müssten auch Schweizer Reisebüros auf die Chancen des Internets aufmerksam machen», sagt Roland Zeller, Gründer und Chef von Travelwindow, der Nummer zwei auf dem Schweizer Online-Reisemarkt.

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Travelwindow erzielt einen Jahresumsatz von geschätzten 50 Mio Fr. Marktführer Ebookers.ch generiert ein Geschäftsvolumen von 70 bis 80 Mio Fr. Ebookers.ch war im 1. Halbjahr 2008 gemäss einer Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen online mit durchschnittlich 230000 verschiedenen Besuchern pro Monat das beliebteste Schweizer Online-Reiseportal. Nach einem 45%-Wachstum im Vorjahr erwartet Marketingleiter Matthias Thürer heuer erneut ein zweistelliges Plus und «neue Rekordzahlen». Mithelfen soll auch eine Tiefstpreisgarantie, die Ebookers.ch den Kunden abgibt. Die Strategien der beiden Portale sind unterschiedlich. Während bei Ebookers.ch der Verkauf von Nur-Flügen und anderen Einzelleistungen dominiert, besteht das Absatzvolumen von travel.ch zu je einem Drittel aus Flügen, Hotels und Pauschalreisen.

Travel.ch als Testlabor

Travel.ch wird vom Mutterkonzern Hotelplan nicht als Konkurrenz gesehen. CEO Christof Zuber betrachtet das Portal als ein Labor, wo immer wieder neue Anwendungen und Technologien ausprobiert und auf ihre Marktreaktion getestet werden sollen. Davon könne das ganze Unternehmen profitieren.

Rund 30 Personen arbeiten heute in den Zürcher Büros des Pionierunternehmens im Online-Reisemarkt, das vor ein paar Jahren per Aktienmehrheit von Hotelplan gekauft wurde. Gründer Zeller hat einen privaten Anteil an der Firma behalten und kann sich innerhalb des Mutterkonzerns unternehmerisch frei bewegen.

Wohl auch, weil seine Zahlen top sind. Der Umsatz stieg im Geschäftsjahr 2007/08 (per 31. Oktober) um 30%. «Für die Periode 2008/09 liegen wir bei den Vorausbuchungen bereits wieder 50% im Plus», so Zeller.

Hotelplan mit Online-Initiative

Hinter den zwei reinen Internetanbietern buhlen die traditionellen Veranstalter Kuoni, M-Travel Switzerland (MTCH) und Tui Suisse mit ihren Marken um Marktanteile. Insider schätzen den Umsatz aller Schweizer Portale von Kuoni und MTCH auf je rund 40 Mio Fr. und von Tui Suisse auf 25 Mio Fr. Auch hier zeigt die Tendenz im zweistelligen Prozentbereich nach oben. Bei allen drei Veranstaltern strebt der Online-Umsatzanteil gegen 10%. Hotelplan hat mit den Direktmarken Denner Reisen und Migros Ferien eine neue Internet-Offensive lanciert und möchte mit ihnen den Online-Buchungsanteil sogar bis gegen 50% steigern. Schon fast so viel, nämlich 40%, verdient die Last-Minute-Spezialistin L?Tur mit ihren Portalen ltur.ch und flyloco.de mit Internetbuchungen. L?Tur gehört ebenfalls zu den Pionieren im Online-Reisemarkt.

Die addierten Online-Umsätze der Spezialisten- und Veranstalter-Portale ergeben gemäss Schätzungen aus dem Markt eine Summe von mittlerweile über 300 Mio Fr. «Zusammen mit allen übrigen im Internet gebuchten Angeboten auf Hotel-, Airline-, Mietwagen- und anderen Webseiten dürfte die Mrd-Grenze im nächsten oder übernächsten Jahr Tatsache werden», sagt Roland Zeller. Er ist überzeugt, dass in der Schweiz heute bereits zwischen 15 und 20% sämtlicher Reiseleistungen übers Internet reserviert werden.

 

 

NACHGEFRAGT



«Die Finanzkrise wird uns helfen»

Roland Zeller ist Chef des Reiseportalbetreibers Travelwindow.

Die Finanzkrise wirkt sich auch auf die Ferienbudgets der Konsumenten aus. Erwarten Sie eine Depression in der Reisebranche?

Roland Zeller: Die Ferienausgaben dürften 2009 bestenfalls stagnieren. Das wird die Branche spüren.

Gilt das auch für Online-Anbieter?

Zeller: Ich glaube, dass uns die Finanzkrise eher helfen wird. Weil tendenziell eher weniger ausgegeben und mit der Buchung länger zugewartet wird, dürfte in naher Zukunft das Last-Minute-Reisegeschäft einen Boom erleben.

Wie wollen Sie als Online-Portal die Kundenberatungen in den Reisebüros ersetzen?

Zeller: Hier sehe ich noch viel Potenzial für Internetanbieter. Auf unserem Portal ist zum Beispiel ein Hotelbewertungssystem für Kunden mit bereits über 10000 Einträgen integriert. Da kommen wertvolle Insider-Informationen zusammen, die der Kunde sogar im Reisebüro so authentisch nicht bekommen kann.