Die Meldung überraschte: Die Swiss Life kauft das Beratungsunternehmen Zwei Wealth von Klaus Wellershoff und Patrick Müller. Dieses analysiert für wohlhabende Kundinnen und Kunden die Leistung der Banken und berät sie bei der Geldanlage. Künftig werde Zwei Wealth unter dem Dach des Lebensversicherers geführt, teilten Wellershoff und Müller am Mittwoch mit.
Wer die beiden Unternehmen kennt, weiss: Das passt durchaus. Denn der Versicherer kauft sich etwas dazu, was er in den letzten Jahren unter dem Brand «Wealth Managers» auch selber aufzubauen versucht hatte, auch wenn er da wohl nicht ganz so schnell vorankam wie geplant: Vermögensverwaltung und Beratung, ohne selber Bank zu sein. Zudem hat sich der Versicherer mit der Sparte «Select» erfolgreich in der Finanzberatung positioniert. Immer stehen das Geld und die Rendite im Vordergrund und weniger eine klassische Versicherungsleistung.
Die Swiss Life ist in den letzten Jahren gut damit gefahren, sich klar von anderen Versicherern zu unterscheiden. Ihr Fokus ist die Anlage, auch wenn sie selber lieber von «Vorsorge» spricht, weil das etwas weniger nach «Gier» und etwas mehr nach «Vorsicht» tönt. Hausrat- oder Automobilversicherungen betreibt sie keine, sondern vermittelt sie allenfalls als Produkte von Dritten.
Das Anlagegeschäft liegt in der DNA der einstigen «Rentenanstalt», denn Lebens- oder eben «Rentenversicherungen» sind im Grunde nichts anderes als grosse Anlagefonds mit ein wenig Absicherung im Anhängsel. Und dieses Anhängsel in Form von Todesfallleistungen oder Verrentung von Sparguthaben verliert zunehmend an Bedeutung. Was bei der Swiss Life an Bedeutung gewonnen hat, sind Immobilieninvestments, Assetmanagement für institutionelle Kunden oder eben die Beratung von vermögender Privatkundschaft.
Man muss es nicht Allfinanz nennen, wenn man ein Problem mit diesem hierzulande immer noch etwas belasteten Ausdruck hat. Aber dass man als Lebensversicherer auf das Geschäft mit der Geldanlage setzt, ist nur logisch.
Zwei Fragen bleiben offen: Wie lange kann es sich die Swiss Life noch leisten, so sehr den traditionellen Vertrieb zu betonen und auf Onlinedienstleistungen zu verzichten, wie sie das heute tut? Und wo zieht sie die Grenzen zum klassischen Banking? Wäre es nicht naheliegend, das Allfinanztrauma irgendwann zu überwinden und auch in der Schweiz mit einer Banklizenz anzutreten – so wie das beispielsweise in Frankreich schon der Fall ist? Seit bald einem Jahr ist mit Matthias Aellig ein neuer CEO an der Spitze der Swiss Life. Wer weiss, zu welchen Überraschungen er noch fähig ist.