Heute Dienstag erscheint die neue 1000er-Note der Nationalbank. Sie scheint in der Schweiz eine ungebrochene Beliebtheit zu haben. Und dies trotz des steigenden internationalen Drucks, dass die 1000-Franken-Note abgeschafft werden soll. Denn in anderen Ländern sind Banknoten, die eine derartige Summe auf einem Papier wiedergeben, längst verbannt worden. So hat die EU vor zwei Jahren die Abschaffung der 500-Euro-Note beschlossen. Der Grund ist immer derselbe: Solche Wertpapiere können illegalen Geschäften zudienen.
Die Nationalbank hat sich immer wieder klar zur höchsten Note in der Schweiz bekannt. Doch wie brauchbar ist der 1000er-Schein im Alltag? Die «Handelszeitung» hat den Test in Zürich gemacht.
Der Autor dieses Artikels ist kein Liebhaber von Bargeld und zahlt nur mit Karte. Und zwar konsequent. Mit meiner Einstellung bin ich aber ganz unschweizerisch, denn hierzulande hält man gerne am Bargeld fest – im Zeitalter der Minuszinsen umso mehr.
Wo kriege ich eine 1000er-Note her?
Deshalb mache ich den Test, wo man in Zürich überall mit einer 1000er-Note bezahlen kann. Doch bereits in den Besitz einer solcher Note zu gelangen, ist nicht ganz einfach. Da ich kein Konto mehr bei einer grossen Bank habe, sondern nur noch bei Smartphone-Banken, kann ich nicht an einen Schalter. Auch nicht alle Banken bieten an ihren Automaten eine Stückelung mit einer 1000er-Note an.
Bei der Migros-Bank werde ich schliesslich fündig und beziehe mit meiner Mastercard den Schein mit dem Antlitz von Jacob Burckhardt. Jacob who? Jacob Christoph Burckhardt war ein Schweizer Kulturhistoriker von der Uni Basel, der Bekanntheit durch sein Buch «Die Cultur der Renaissance» erhielt. Jedenfalls habe ich schon jahrelang keinen solches Nötli mehr gesehen, geschweige denn in den Händen gehalten.
Alte Frauen wurden überfallen
Ich gehe zum Kiosk am Lindenplatz in Zürich-Altstetten und will mit dem Tausender-Schein Kaugummis kaufen. Besitzer Edmondo Sacchi winkt freundlich lächelnd ab und sagt, am Vormittag könne ich das sowieso vergessen; und zeigt mir die Kasse, die einige 10er- und 20er-Noten enthält. Er habe auch schon einen 1000er-Schein von Stammkunden genommen, aber nur in «absoluten Ausnahmefällen». Dann fügt er an: «Wer läuft denn schon mit einer solche Note im Portemonnaie rum?» Er zeigt mir seine Lampe mit UV-Licht, mit der man die kleinen Fasern der Note sofort erkennt. Ein Beweis für die Echtheit des «Ameisli».
Zahlen kann ich am Kiosk aber nicht. Sacchi sagt, er verstehe nicht, warum eine solche Note überhaupt noch gedruckt werde; und berichtet von älteren Frauen, die auf dem Weg von der Bank zur Post ausgeraubt worden seien. «Dann holen sie 2000 Franken in grossen Noten, legen das Couvert zuoberst in die Handtasche und wenn sie bei der Post sind, ist es weg, weil sie jemand beobachtet hat», sagt der Kioskbetreiber.
Hier zeigt sich auch ein Widerspruch der Nationalbank: Einerseits versucht die SNB, Investoren davon abzuhalten, ihr Geld in Franken zu parkieren – vor allem wegen den Negativzinsen. Gleichzeitig gibt ihnen die Nationalbank mit der Lancierung der neuen Note die Möglichkeit, sehr einfach viel Geld ausserhalb der Banken zu bunkern – etwa in einem Tresor oder unter der Matratze.
Auch in der Apotheke gegenüber – der Apotheke Schafrot — kann ich mit der Note nicht bezahlen. Man dürfe solch hohen Scheine nicht entgegen nehmen. Anweisung von der Geschäftsleitung. Und so geht es weiter: Auch im Sportgeschäft Dosenbach heisst es, dass man höchstens 200-Franken-Scheine annehmen dürfe. Dann lacht die Verkäuferin und fragt, weshalb ich so viel Geld mit mir rumtrage. Als Trost verweist sie mich an die Post gegenüber. Dort könne ich vielleicht wechseln.
Im «Spar» kann ich ebenfalls nicht mit der 1000er-Note bezahlen. «Wenn wir das entgegennähmen, dann wäre unser ganzer Stock an Bargeld in der Kasse weg», sagt ein Verkäufer. Das ist in vielen kleineren Läden der Grund, weshalb ich meinen grossen Schein nicht wegbekomme.
In kleinen Läden ist es schwierig
Im Tankstellen-Shop «Migrolino» geht es sowieso nicht. Mitarbeiter von Tankstellen dürfen in den meisten Fällen keine 1000er-Noten entgegennehmen. Das steht sogar an einem Hinweisschild. Und zwar auch tagsüber nicht, wie mir die Verkäuferin sagt. Nicht wegen Überfällen, sondern ebenfalls, weil der Vorrat an Bargeld bescheiden sei.
In der Bäckerei «Hubertus» kann ich mir ebenfalls kein Gipfeli für den etwas zu lang geratenen Schein kaufen. Auch hier heisst es: Den können wir nicht entgegennehmen. Auch bei weiteren Geschäften, die nicht einer grossen Detailhandelskette angehören, wie etwa einem Coiffeur oder einem Take-Away, wird die Note nicht akzeptiert.
Vielleicht liegt es auch daran, dass es Montag ist. Im Restaurant Lasalle in Zürich-West sagt die Geschäftsführerin geduldig, prinzipiell könne man auch mit dem violett-farbenen Schein bezahlen. Aber erst gegen Mitte Woche. Vorher sei der Stock an Bargeld noch zu gering. Es sei zweimal eingebrochen und Geld aus dem Tresor gestohlen worden. Seither versuche man, die Summe an Bargeld tief zu halten.
Schliesslich stellen sich doch noch Erfolgserlebnisse ein: Im Coop möchte ich einen Eistee mit der 1000er-Note bezahlen. Die Leute in der Schlange vor der Kasse schauen mich leicht amüsiert an. Die Verkäuferin sagt, ich könne schon damit bezahlen – fügt dann aber an, ich solle doch gerne auch versuchen, das Geld weiter vorne bei der Post zu wechseln.
Und völlig gelassen reagiert der Mitarbeiter im Shop von Digitec Galaxus. Es sei überhaupt kein Problem, 1000 Franken in Form eines Scheins zu bezahlen. Die Akzeptanz beim Elektronikhändler ist nicht weiter verwunderlich: Schliesslich kosten zahlreiche Geräte dort auch über 1000 Franken oder mehr.
Warum trägt jemand so viel Bargeld auf sich?
Das Fazit: In kleineren Shops kann das Personal den Schein nicht entgegenehmen, weil dann kein Wechselgeld mehr für die Herausgabe an weitere Kunden in der Kasse vorhanden ist. In grösseren Supermärkten wie Coop oder Migros ist die Bezahlung mit der 1000er-Note möglich, aber nicht wirklich gerne gesehen.
Generell gilt: Kommt man mit einer Tausendernote an, fragt sich das Gegenüber meist, weshalb knapp einen Fünftel des Schweizer Durchschnittslohns in bar mit sich herum trägt. Wer einen solch grossen Schein zückt, gilt als suspekt. Die Alltagstauglichkeit der 1000er-Note lässt zu wünschen übrig, besonders in einem Zeitalter, in dem man vieles mit Karte oder Direktüberweisung erledigen kann. Dieser Umstand wird sich auch mit dem neuen Design der Note nicht ändern.