Wenn «Time» jeweils zu Jahresende seine Liste der «200 best inventions» zeigt, ist dem US-amerikanischen Magazin die globale Aufmerksamkeit gewiss. Auf diese Schiefertafel will es jede Erfinderin schaffen. Und jeder, der in seinem Unternehmen für Innovation zuständig ist. Nur schon deshalb, weil eine «Time»-Erwähnung weltweite Visibilität schafft. 

Dieses Jahr können sich gleich fünf Schweizer Firmen freuen über die Darstellung ihrer Ideen und Erfindungen, «die unser Leben verändern», wie das «Time» im gewohnt euphorischen US-Duktus darstellt. 

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On mit dem «Gamechanger»

Was die Schweizer Sportschuhentwickler von On Mitte 2024 als «Gamechanger» angekündigt hatten, wird auch bei «Time» als solcher anerkannt. Als «Leichtathletik der nächsten Generation» rühmt das Magazin das neue Lightspray-Verfahren von On, bei dem ein Roboterarm in nur drei Minuten eine komplette Schuhoberfläche sprayt. «Time» sieht das Verfahren als «sockenähnliches Design, das Schnürsenkel überflüssig macht».Sichtet «Time» in der Kategorie «Fitness» vielleicht ähnlich coole Erfindungen bei On-Konkurrenten wie Nike, Adidas, Asics oder Hoka? Nope, nichts in Sicht. Satz, Match und Sieg für Switzerland.

Roche und drei weitere Schweizer Innovations-Champions

Ein weiteres bekanntes Schweizer Unternehmen neben On ist der Basler Pharma-Riese Roche, der in der Kategorie «Medical Care» punktet. Mit einer Erfindung, über welche die «Handelszeitung» bereits 2022 berichtet hatte: Ein Verfahren zur persönlichen Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs.

Ebenfalls in der Abteilung «Medical Care» sind zwei weitere Schweizer Unternehmen erfolgreich. Das Waadtländer Medtech Aspivix, das es im Bereich der weiblichen Familienplanung mit einer angenehmeren Alternative zur Spirale ins 200er-Tableau schafft. Beim Thema der Rückenmarksverletzungen reüssiert das EPFL-Spinoff Onward Medical, das Therapiemethoden mit elektrischer Stimulation innoviert. 

Im Bereich «Green Energy» kommt Energy Vault in die Kränze. Das Tessiner Unternehmen setzt massive Blöcke und damit die Erdanziehung so ein, dass damit Energie gespeichert werden kann. Die «Handelszeitung» hat dieses Verfahren schon zwei Jahre vor der «Time»-Auszeichnung erfasst und beschrieben

Spray-Schuh: Interesse weltweit, Verfügbarkeit eingeschränkt

Speziell an einer der fünf ausgezeichneten Schweizer Innovationen ist, dass sie zwar bereit ist für den Weltmarkt – aber (noch) nicht flächendeckend ausgerollt wird: die Spray-Socke. Auch wenn On mit dem Lightspray-Schuh eine brandneue Technologie – abgekürzt «LS» – am Start hat, wird sie nur selektiv verfügbar gemacht. Am On-Hauptsitz in Zürich heisst es dazu: «Die LS-Schuhe Cloudboom Strike waren ab dem 30. Oktober in ausgewählten On-Stores weltweit und im Pop-up On Labs während des Marathons in New York in einer ultra-limitierten Auflage erhältlich.» 

Aktuell sei das Produkt nur in «Drops in limitierter Auflage» verfügbar. Als Grund für diese gezielte Zurückhaltung wird bei On unter anderem genannt, dass «diese limitierten Drops der LS-Schuhe es uns ermöglichen, wertvolles Feedback von unserer Community zu sammeln, während wir unsere Produktion weiter verfeinern und skalieren». Das ist wohl das Eine. Das marketingtechnisch interessante Andere: Was selten ist, weckt ein (noch) höheres Begehren. Interessierte Fans können sich online anmelden und erhalten so Informationen und Zugang zur zukünftigen Verfügbarkeit der Spray-Schuhe – und On erhält so auch spannende Kundendaten. Cleveres Marketing, wie es wohl auch Nike und Adidas nicht besser könnten. 

Humanoider Roboter und biolumineszierende Zimmerpflanze

Was die 200er-Liste von «Time» unter anderem zum lesenswerten Stück macht, ist seine grosse und oft auch lebensnahe Auswahl. Will heissen: Zur Ehre gelangen nicht nur nerdige B2B-Anwendungen, sondern auch B2C-Alltagsprodukte aus Kategorien wie Smartphones, E-Bikes, Gaming oder Lebensmittel.

Darunter kommt neben einem humanoiden Roboter auch eine gepimpte Pflanze in die Kränze. Das smarte Grünzeug stammt vom US-amerikanischen Startup Light Bio. Dabei handelt es sich um die Kreuzung der typischen Balkonblumen Petunien mit biolumineszierenden Pilzen, was dann in Summe, so «Time», ein «beruhigendes Leuchtwunder» ergebe. 

Was Light-Bio-CEO Keith Wood dabei von sich gab, zeigt etwas von der Würze, die der «Time»-Liste innewohnt: «Wir wollten zeigen, dass Wissenschaft mehr als nur praktisch sein kann. Wir wollten zeigen, dass Wissenschaft auch Freude machen kann.»