Nur wenigen Herstellern gelingt es, dass ihr Name zum Begriff für ein Produkt wird. «Es tue weh, wenn die Leute einfach einen Muck bestellen, hören wir immer wieder von unseren Konkurrenten», erzählt René Bürgler, CEO von Menzi Muck, Herstellerin von Schreitbaggern. Beim Arbeiten sprächen die Fahrer gar vom «Mucken».

Geheimnis des kleinen mobilen Allzweckgerätes ist aber nicht Zauberkraft wie im Märchen «Der kleine Muck» von Wilhelm Hauff, sondern solide Schweizer Qualitätsarbeit und ständige Evolution der Idee von Ernst Menzi.

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Alle fürs «Mucken» begeistern

Übrigens, «gemuckt» wird nicht nur im harten Alltag, sondern einmal jährlich an einem globalen Wettkampf. Das mache Spass und helfe dem Geschäft, denn überzeugte Fahrer lassen ihre Arbeitgeber wieder Menzi Muck wählen. Damit der Nachwuchs fürs «Mucken» gesichert bleibt, gibt es ein Kinderbagger und ein detailgetreues Sammlermodell.

Der Rheintaler Entwickler und Unternehmer Ernst Menzi brachte 1966 - bereits 69-jährig - die ersten Schreitbagger auf den Markt. «Ein völlig neues Arbeitsgerät für die Baubranche», sagt Bürgler. Statt wie herkömmliche Bagger auf fixen Raupen oder Rädern bewege sich der Muck auf beweglichen Beinen. So lassen sich Höhenunterschiede im Gelände oder in Gräben ausgleichen. Ebenso wichtig sei, dass sich der Bagger mit seinen Teleskopbeinen nach Bedarf breiter abstützen könne. Dank der grösseren Stellfläche genüge viel weniger Gewicht, um eine gleich hohe Leistung an die Schaufel oder den Haken zu bringen, erläutert Bürgler. Angetrieben werden die Räder oder Füsse einzeln und hydraulisch.

Entsprechend vielfältig sind die Einsatzmöglichkeiten. Erst half das neue Gerät der Wald- und Forstwirtschaft an den Bergflanken oder für Lawinenverbauun-gen. Heute dient es mit Eisenrädern auch Bahnen oder ermöglichte unter Wasser eine Erdgasleitung von Norwegen durch die Nordsee zu legen. Der jüngste und leichteste Spross der Familie wiegt nur 2 t und lässt sich ohne Zerlegung per Kran in die Baugrube oder mit dem Helikopter an jeden Einsatzort transportieren.

«Als Technologie- und Marktführer behaupten wir uns mit ständigen Innovationen und Weiterentwicklungen. Aber Schreitbagger bleiben ein Nischenprodukt. Mehr als 5000 Stück wurden bisher verkauft.» Hauptmärkte bilden neben der Schweiz und Europa die USA. Bürgler nennt einzig zwei Konkurrenten: Kaiser in Liechtenstein und Euromach in Italien.

Seit 2008 vertreibt Menzi Muck auch Raupenkipper und Minibagger des japanischen Konzerns IHI. Für gewisse Modelle wurde in Widnau ein automatisches Kupplungssystem entwickelt. So lassen sich Werkzeuge wechseln, ohne auszusteigen. Anbauteile wie Löffel oder Greifer werden auch für Dritte hergestellt. «Diese Handelsgeschäfte und Serviceleistungen bringen bereits über die Hälfte des Umsatzes sowie viele positive Synergien.»

Bürgler ergänzt: «Unsere neun Entwickler bilden einen entscheidenden Vorteil. Wir bauen keine Serien. Produziert wird pro Auftrag. Viele Muck sind Sonderanfertigungen.» 2008 wurden rund 120 hergestellt. Der Umsatz schnellte um fast ein Fünftel in die Höhe. Für das aktuelle Geschäftsjahr hat Bürgler vorsichtig budgetiert. Der Export sei seit der Wirtschaftskrise spürbar zurückgegangen - wobei vor allem die Finanzierung den Kunden zu schaffen mache. «Eine gewisse Hoffnung setzen wir in die vielen Konjunkturprogramme.»

Personalabbau und Wissensverlust will Menzi Muck vermeiden. Vor sechs Jahren wurde in der Slowakei eine Tochterfirma gegründet. Die Produktionsfirma in Nitra fertigt auch für andere Baggerhersteller. «Damit sicherten wir uns gute Stahlschweisser für grosse Bauteile, die bei uns fehlen», erklärt Bürgler. Sonst bleibe die Schweiz als Produktionsstandort aber geeignet. «Swiss made» bedeute ein Verkaufsargument.

50 Franken Dividende pro Aktie

1996 erfolgte unter der Leitung von Bürgler bei Menzi Muck ein Neustart. Er und viele Mitarbeiter brachten das nötige Kapital ein. 2003 wurden weitere Aktionäre beteiligt. Das habe viele Vorteile gebracht. Das Kapital ermögliche grössere Projekte, das Aktionariat bringe ein grösseres Netzwerk. Die Mehrheit liegt - mit der Beteiligungsgesellschaft Rheintal-Assets - weiter bei René Bürgler und seinem Stellvertreter Christoph Schumacher. «Menzi Muck bleibt ein typisches KMU. Und ein rentables: Im Expansionsjahr 2007 wurden aus den 1,2 Mio Fr. Gewinn 50 Fr. Dividende je Aktie ausbezahlt.»