Nach der Übernahme von Globus durch die thailändische Central Group zeichnet sich ab, wie die Schweizer Warenhaus-Gruppe in die Zukunft geht: Stärker eingebunden in einen von den Thais dominierten europäischen Warenhaus-Verbund – und ohne Ballast aus der Zeit, als noch die österreichische Signa neben den Thais hälftige Besitzerin von Globus war.
Wie ein Eintrag im Schweizerischen Handelsamtsblatt SHAB zeigt, ist der langjährige Signa-Manager und Handelsexperte Ernst Dieter Berninghaus aus dem Verwaltungsrat der Magazine zum Globus AG ausgeschieden. So wie auch Wolfram Keil, langjähriger Geschäftsführer von Signa Retail am Sitz in Zürich. Aus Schweizer Sicht besonders interessant ist das Ausscheiden von Dieter Berninghaus. Der erfahrene Retail-Manager war vor seiner Zeit an der Seite von René Benko acht Jahre lang Handelschef und damit auch Mitglied der Generaldirektion der Migros, bis er dann im Jahr 2016 vom orangen Riesen in die Firma des mittlerweile faillierten Tiroler Immobilien-Tycoons wechselte.
Dort übernahm Berninghaus den Vorsitz des Beirats der Signa Holding und rückte damit auch an die Spitze der Detailhandelssparte der Firma auf. Signa-intern galt es als Powerplay-Modell, dass sich Benko vornehmlich um den Immobilienteil kümmerte; Berninghaus seinerseits gestaltete den Detailhandel und nahm dabei auch Scharnierfunktionen zur thailändischen Central Group wahr, der Co-Eignerin von Globus.
Als «Vertreter von Signa» ausgeschieden
Der Wechsel von der Migros zu Signa ging später noch mit einigen Nebengeräuschen einher. Der orange Riese liess Jahre später mit einer externen Untersuchung später allfällige Verstösse gegen den Verhaltenskodex der Migros-Gruppe prüfen. Letzten Endes wurde Berninghaus dabei aber entlastet. Zu jener Zeit war das Verhältnis zwischen Benko und Berninghaus längst zerrüttet. Wie sich diesen Herbst herausstellte, liess der Tiroler Tycoon seinen einstigen Berater Berninghaus ausspionieren. Das Immobilien-Raubtier und das überzeugungsstarke Retail-Brain: ein einstiges C-Level-Dream-Team, das sich im Zuge der einstürzenden Signa Holding auseinandergelebt hatte.
Nach dem Zusammenbruch von Benkos vielverzweigter Firmengruppe zeichnete sich ab, dass die Central Group die Scherben zusammenkehren und sich stärker bei den einst gemeinsam gehaltenen Firmen engagieren würde. So geschah es seit Ende 2022 bei der deutschen KaDeWe Group, beim englischen Premium-Warenhaus Selfridges und im September 2024 auch bei Globus. Vor diesem Hintergrund sei auch das Ausscheiden von Berninghaus aus dem Verwaltungsrat der Magazine zum Globus AG zu sehen, heisst es bei der Globus-Medienstelle: «Herr Berninghaus sass als Vertreter von Signa im Verwaltungsrat der Magazine zum Globus. Er scheidet daher mit der vollständigen Übernahme durch Central Group aus.»
Weiterarbeit mit Central Group in der Schwebe
Was dieser Schweizer Schritt für die weiteren Ambitionen von Dieter Berninghaus bedeutet, darüber kann momentan nur spekuliert werden. Noch im Sommer 2022 war Berninghaus drauf und dran, zusammen mit Tos Chirathivat, Clan-Chef der thailändischen Central Group, die englische Selfridges-Häuser als Taktgeber in einer paneuropäisch agierenden Premium-und-Luxus-Warenhausgruppe zu führen, wie Berninghaus im August 2022 der «Bilanz» darlegte: «Signas Holding-Standort ist in Zürich und damit auch seitens Signa Taktgeber für die strategische Entwicklung für die gesamte Gruppe. Tos und ich werden das Unternehmen im Executive Committee monatlich eng begleiten und coachen.»
Das sieht zwei Jahre später wohl anders aus, auch wenn als bekannt gilt, dass Berninghaus einen engen Draht zu den Chirathivats hat. Anzunehmen ist, dass es nach seinem Globus-Aus für den Handelsprofi Berninghaus auch bei der KaDeWe Group und Selfridges keine Rolle mehr gibt. Der Retail-Manager selber will dazu nichts sagen. Beachtet aber werden muss auch: Dieter Berninghaus war in der Vergangenheit für manche Überraschung gut. Und könnte dies auch in Zukunft sein.