Angekündigt wurde Radicant vor zehn Monaten. Mittlerweile hat die Basellandschaftliche Kantonalbank als Eigentümerin 50 Millionen Franken in ihre Fintech-Tochter investiert, wie Bankchef John Häfelfinger an der Jahreskonferenz der BLKB offenlegte. Ein Teil davon als Reserve in Form von Eigenkapital. Radicant, die angetreten ist, um mit einem Nachhaltigkeits-Ansatz das Banking zu verändern, wartet derzeit auf die Bewilligung.
Bereits im Juni 2021 habe man bei der Finanzmarktaufsicht (Finma) das 1600-seitige Dossier für eine Banklizenz eingereicht, sagt Häfelfinger. Seither warte man auf das Go. Ohne Banklizenz werde man nicht mit konkreten Angeboten auftreten, auch wenn das teilweise möglich wäre. «Governance und Sicherheit sind uns wichtig», betont der BLKB-Chef. Damit wolle man sich auch von andren Fintechs abgrenzen.
Radicant will im Sommer starten
Radicant rechnet offenbar damit, die Lizenz im Verlauf des Sommers zu erhalten. Man hoffe, Ende des dritten oder Anfangs des vierten Quartals «am Markt spürbar zu sein», so Häfelfinger.
Geplant sind einerseits Vermögensverwaltungsangebote, andererseits aber auch Dienstleistungen für Investoren, die direkt handeln wollen. Zudem werden über die Plattform ein Marktplatz für Drittanbieter aufgebaut, die zur Positionierung von Radicant passten. Das Fintech, das in Zürch angesiedelt ist und organisatorisch unabhängig vom Liestaler Mutterhaus aufgebaut wird, richtet sich nach den 17 Nachhaltigkeits-Zielen der Uno aus.
Bisher habe man vor allem eine Community rund um die Plattform aufgebaut, sagt Häfelfinger. So gebe es auf der Karriere-Plattform Linkedin bereits mehr als 3000 Personen, die Radicant als Follower begleiteten.
Rückschlag mit Allfinanz, Erfolg im Aargau
Im Rahmen ihrer Jahresmedienkonferenz musste die BLKB, die ansonsten ein gutes Ergebnis vorlegte, auch einen Rückschlag verkünden. So wurde das Projekt, eine Plattform für Versicherungsdienstleistungen aufzubauen begraben. Die Handelszeitung hatte im Frühling 2018 als erste darüber berichtet. Zwar will die Kantonalbank weiterhin Versicherungen vertreiben, die in einem Kontext zu Bankdienstleistungen stehen. Dies allerdings nur noch für die eigenen Kunden.
Als erfolgreich bezeichnet Hädelfinger hingegen den Start im Aargau, wo die Basellandschaftliche Kantonalbank mit der Übernahme von Mitarbeitern der ehemaligen Neuen Aargauer Bank und zwei eigenen Filialen in direkte Konkurrenz zur dortigen aargauischen Kantonalbank getreten ist. «Das Geschäft läuft über den Erwartungen», sagt der BLKB-Chef. Man habe in den vergangenen Monaten alleine in Rheinfelden bereits 1000 Kundenbeziehungen eröffnen können.
Gross sei auch die Nachfrage im Firmenkundensegment. «Da wurden wir beinahe ein wenig überrannt», so Häfelfinger.