R.S. wurde letzten September in seiner Wohnung in Küsnacht ZH an der Goldküste verhaftet. In seinem Weinkeller stiess die Polizei auf die Leiche eines Callgirls aus Polen. R.S., ein Ex-Banker der Credit Suisse und bis 2011 Anlagechef der Aargauischen Pensionskasse, landete in U-Haft.
Im Dezember wechselte er in den vorzeitigen Strafvollzug, wie der zuständige Zürcher Staatsanwalt Hanno Wieser gegenüber der «Handelszeitung» bestätigt. «Der Beschuldigte ist geständig», sagt Wieser. «Er sagt, er habe die Person getötet.»
Finanzmann kannte das Opfer
Der vorzeitige Strafantritt sei oft der Fall, wenn ein Täter mit einer Verurteilung rechne. Die Tat sorgte für Schlagzeilen. Der 47-jährige Finanzmann kannte das Opfer. In der Tatnacht nahm er die in einem Etablissement arbeitende Frau mit ins Zürcher Nobelhotel Dolder. R.S. schaffte laut «Blick» die Tote in einem Koffer aus dem Dolder und fuhr sie im Auto zu sich nach Hause.
Laut Ermittler Wieser ist der Fall bis auf das angeforderte psychiatrische Gutachten abgeschlossen. Eine Anklage könnte im Sommer erfolgen. Von Mord bis Totschlag ist noch alles möglich.
Kein Geld für eigenen Verteidiger
Der Staatsanwalt bestätigt, dass der Täter kein Geld für einen eigenen Verteidiger habe. «Er sagte, er könne sich keinen Rechtsanwalt leisten, deshalb stellten wir ihm einen Pflichtverteidiger zur Seite.» Die Kosten gehen zulasten der Staatskasse.
Der von Amtes wegen eingesetzte Anwalt wollte nicht bestätigen, dass sein Klient ohne finanzielle Mittel dastehe. Dass dieser vorzeitig eine Strafe angetreten habe, sei kein Schuldeingeständnis.
R.S. galt bei der Credit Suisse als stiller Schaffer
Bei der Credit Suisse galt R.S. als stiller Schaffer. Um die Jahrtausendwende war er für die Grossbank in New York tätig, danach als Anlagespezialist am Zürcher Hauptsitz. Seine Berufung zum Anlagechef der Aargauischen Pensionskasse (APK) Anfang der 2000er-Jahre galt als grosses Los. Nun verwaltete R.S. ein grosses Vermögen, das er kontrollieren konnte.
2003 begann er einen hohen Millionenbetrag in einen Goldfonds in Liechtenstein zu investieren. Dessen Gebühren galten als hoch. Aufgrund des Ausmasses des Engagements war die APK Ankerinvestorin. Ohne sie hätte das Vehikel kaum auf rund 400 Millionen Euro anwachsen können. Inzwischen hat der Goldfonds nur noch gut 10 Millionen Euro Wert.
«Sauberes Verhältnis» und «rein professionell»
Kaum hatte R.S. die APK Ende 2011 auf eigenen Wunsch und ohne eine neue Stelle verlassen, fuhren die Aargauer ihr Investment im Goldfonds massiv zurück. Das sei «völlig normal» gewesen, sagt Susanne Jäger, Leiterin der APK und Ex-Chefin von R.S. «Wir führen unser Portfolio selbstverständlich aktiv.» Jäger betont, dass sie den damaligen Abgang von R.S. bedauert habe.
Dieser habe sich in seiner APK-Zeit nie etwas zuschulden kommen lassen. Der Leiter des Liechtensteiner Goldfonds sagt, er habe zu R.S. immer «ein sauberes Verhältnis» und eine «rein professionelle» Beziehung gepflegt. Dass die Pensionskasse, die zu den grösseren des Landes zählt, mit einem tiefen dreistelligen Betrag in seinem Fonds investiert gewesen sei, habe mit der Einschätzung von R.S. zu tun gehabt. Dieser habe früh auf Gold gesetzt.