In bunten Welten brachte Walt Disney Mäusen, Enten und Hunden das Sprechen bei. 50 Jahre nach seinem Tod ist Disney zu einem der grössten Unterhaltungskonzerne weltweit herangewachsen. Hätte der König des Zeichentricks es ebenso gemacht?

Einen der ersten seiner 32 Oscars gewann Walt Disney mit einem acht Minuten langen Zeichentrickfilm: «Three Little Pigs» über drei Schweinchen, die sich in einem Stroh-, Holz- und Steinhaus vor einem Wolf verstecken, wurde zum Publikumsliebling. Als ein Reporter den Filmproduzenten fragte, ob es davon eine Fortsetzung geben würde, trug dieser bald darauf einen Zettel bei sich mit den mahnenden Worten: «Man kann Schweine nicht mit Schweinen toppen!»

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Lieber neue Geschichten

Wenn sich Disneys Todestag am Donnerstag, 15. Dezember, zum 50. Mal jährt, dürfte sich so mancher Fan fragen, was der Micky-Maus-Erfinder und Gründer des Entenreichs um Donald Duck vom Konzern heute halten würde. Was würde er darüber denken, dass die Disney-Tochter Pixar über «Cars 3» und «Toy Story 4» brütet und in der Filmreihe zu «Pirates of the Caribbean» kommendes Jahr der mittlerweile fünfte Teil erscheint?

Die Schweine-Anekdote lässt vermuten, dass der Visionär lieber neue Geschichten erzählt hätte, anstatt alten Stoff aufzuwärmen.

Geld ist immer geflossen

In fünf Jahrzehnten ohne seinen Gründer ist Disney zu einem der grössten Medienkonzerne der Welt herangewachsen, der mit Blockbustern aus der «Star Wars»-Saga, aus der Welt von Marvel-Superhelden wie den «Avengers» und animierten Hits wie «Frozen» und «Finding Dory» Milliardengewinne anhäuft. Besucher machen heute in Themen- und Vergnügungsparks in China, Japan und Hawaii tagelang Ferien und lassen sich von Disney-Reiseagenten massgeschneiderte Trips in Disney-Resorts mit Restaurantbesuchen und Wellness-Programm buchen.

«Ich mache keine Filme, um Geld zu machen. Ich mache Geld, um Filme zu machen», soll Disney gesagt haben. Schätzungen zufolge sahen allein in seinem Todesjahr 1966 rund 240 Millionen Menschen einen Disney-Film, 100 Millionen sahen pro Woche eine Disney-Sendung im Fernsehen, 80 Millionen lasen ein Disney-Buch und kauften Disney-Artikel, 50 Millionen hörten Disney-Musik, 150 Millionen lasen Disney-Comics und rund sieben Millionen besuchten den Vergnügungspark Disneyland in Kalifornien.

Diesneys Stadtutopie

Gut möglich, dass Disney mit dem Erfolg des börsennotierten Konzerns zufrieden gewesen wäre, selbst wenn die TV-Sparte mit Sendern wie dem Sportkanal ESPN mehr als die Hälfte der Einnahmen beisteuert. Glaubt man den Plänen seines letzten Projekts, träumte Disney aber von mehr als prall gefüllten Kinosälen und Achterbahnen: Mit Epcot, der sogenannten «Experimental Prototype Community of Tomorrow», wollte er im US-Südstaat Florida die Stadt von morgen bauen. Städtische Probleme hielt er für die «grosse Herausforderung».

Er zeigte Pläne einer futuristischen, kreisförmig angelegten Metropole, in der Familien befreit von Autoverkehr in klimakontrollierten Hallen leben und arbeiten und sich von Elektro-Shuttles befördern lassen.

Heute lockt das zu Disney World gehörende Epcot durch Simulatoren und Fahrgeschäfte. Interaktive Spiele sollen den Forschergeist junger Besucher wecken, auch wissenschaftliche Bereiche wie Medizin und Chirurgie und der Energiebedarf von Städten sind Thema. Doch neben dem für sein Dornröschen-Schloss bekannten Magic Kingdom, die als Konkurrent zu den Universal Studios hastig gebauten Hollywood Studios und die Zoo-Welt Animal Kingdom ist Epcot heute nur noch eine Attraktion unter vielen.

(sda/ccr)