Unter Distressed-Debt-Investitionen versteht man das Investieren in Fremdkapital notleidender Unternehmen, die mit der Leistung an die Gläubiger in Verzug sind.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in Distressed Debt zu investieren. Passive Strategien, die eher von Hedge-Fonds bevorzugt werden, beschränken sich auf den Erwerb von Unternehmensanleihen, bei denen der Emittent in Zahlungsverzug geraten, aber operativ gesund ist. Verschlechtert sich die Bonität der Anleihen, so sind viele institutionelle Investoren gezwungen, ihre Position aufzulösen, was oft zu einer temporären Unterbewertung der Anleihe führt.
Aktive Strategien unterscheiden sich dadurch, dass eine Beteiligung am Eigenkapital oder im Extremfall die Übernahme des notleidenden Unternehmens angestrebt wird, was oft die bevorzugte Strategie der Private-Equity-Investoren ist. Sie verschaffen sich Zugang zum Eigenkapital und können somit ein Unternehmen relativ günstig übernehmen. Eine andere Möglichkeit ist, sich aktiv am Restrukturierungsprozess zu beteiligen, um eine bessere Bewertung der eigenen Forderungen zu erzielen, aber keine Unternehmenskontrolle anzustreben. Beide aktiven Strategien erfordern gute Kenntnisse des jeweiligen länderspezifischen Insolvenzrechts. Eine erfolgreiche Realisierung kann sich über mehrere Jahre hinwegziehen.
Das historisch tiefe Zinsniveau und die gute Wirtschaftsentwicklung resultieren in einer tiefen Anzahl von Unternehmensinsolvenzen und damit in weniger Opportunitäten für den Distressed Market. Trotzdem muss sich der Distressed Market keine Sorgen um seine Zukunft machen, da die Distressed-Debt-Fonds seit 2001 jährliche Renditen von über 15% erwirtschaften, was für einen Zustrom von Neugeldern sorgte.
Der Markt für hochverzinsliche Anleihen und Unternehmenskredite ist seit 2004 stark gewachsen und beträgt im März 2007, gemäss Schätzungen von JPMorgan, für hochverzinsliche Anleihen 966 Mrd Dollar und, gemäss Credit
Suisse, 1,42 Billionen Dollar für Unternehmenskredite per Jahresende. Dabei fällt auf, dass die Qualität der Emittenten sinkt. Rund 20% aller Neuemissionen im Jahr 2006 sind mit einem Split B, CCC oder tiefer klassifiziert, verglichen mit noch 17% für 2005.
Die Ausfallwahrscheinlichkeiten für hochverzinsliche Anlagen sind gemäss JPMorgan mit 0,8% auf einem historischen Tief und weit entfernt von den Werten im Jahr 2002 mit über 12%. Wir gehen davon aus, dass diese Werte so schnell nicht mehr erreicht werden dürften, sehen aber trotz allem einen Anstieg in den kommenden Jahren. Eine Studie von S&P schätzt, dass rund 43,5% der Emissionen die mit einem Rating von CCC oder tiefer bewertet sind, in den nächsten 2,8 Jahren in Zahlungsverzug kommen werden.
Chance auf Überrendite
Entscheidend für den Erfolg eines solchen Investments wird aber sein, dass Privatinvestoren in der Lage sind, die richtigen Investment Manager auszuwählen. Aufgrund des ineffizienten Charakters des Distressed Markets besteht für den informierten Investor die Möglichkeit, eine Überrendite zu erzielen. Die richtige Selektion der erfolgreichen Distressed-Managers benötigt hohe fachliche Kompetenz und ist sehr zeitaufwendig. Für den Privatinvestor bietet sich daher nur die Möglichkeit, über Funds of Funds an der Performance der besten Manager zu partizipieren.
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Dr. Johannes Huth, Head Alternative Investments, Clariden Leu Investment Products, Zürich.