Es sprudelt, gurgelt und rinnt in den Brennhäfen der grössten Distillerie der Schweiz. Computer steuern den Prozess wie von Geisterhand. In die Tanks fliessen schliesslich «Original Willisauer Fruchtdestillate»: Apfelbrände, Birnenträsch, Chrüter, Kirsch, Pflümli und Williams, aber auch Wodka. Dessen Geschmack wird über 38 Brennstufen oder Schikanen verfeinert. «Das Getränk besteht aus lokalem Roggen und aus Gletscherwasser vom Titlis», verrät CEO René Gut. So auch der Wodka «Xellent». Er wird in 22 Länder exportiert, 2005 wurden 120000 Flaschen verkauft. Die Fluggesellschaft Lufthansa serviert ihn in der Business Class.

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Diwisa agiert als Hersteller und Händler, wobei sie 80% des Umsatzes mit eigenen Marken tätigt. 40% des Rohstoffes zur Maische vergärtes Obst stammt aus der Schweiz. Ein zweites Standbein sind Importe bekannter Labels wie «Sierra Tequilla» oder «Jägermeister». Jüngstes Beispiel einer Eigenkreation ist der Energydrink Trojka. Seit der Lancierung des mit Koffein und Taurin aufgemischten Muntermachers im vergangenen Sommer konnten bereits 5 Mio Dosen verkauft werden. Dabei ist erst die Gastronomie so richtig ins Visier genommen worden. Im Detailhandel soll die Dose später auch angeboten werden.

«Kaffee Schnaps» aus Maschine?

«Trojka Energy» und «Xellent» sind zu wichtigen Umsatzträgern geworden. Dazu gehören nach wie vor auch die erwähnten Original Willisauer Fruchtdestillate, was nicht selbstverständlich ist. Denn Fruchtspirituosen gelten als rückläufiges Segment, in dem sich zudem immer mehr Konkurrenten tummeln. Während in den letzten Jahren deshalb zahlreiche Brennereien in der Schweiz von der Bildfläche verschwunden sind, konnte die Diwisa stetig wachsen. Allein in den letzten drei Jahren konnte der Umsatz um 15 Mio auf 124 Mio Fr. gesteigert werden. Darüber freut sich auch der Staat, der 2005 von diesem Betrag über 50 Mio Fr. Alkoholsteuern eingezogen hat.

Potenzial spricht Chef René Gut auch einer neuen Kaffeemaschine zu. Es handelt sich um einen Prototyp, der Spirituosen auf Knopfdruck dem Kaffee beimixen kann. «Mit dem Gerät wollen wir vor allem Skihütten und Schnee-bars ausrüsten», erklärt Gut. Das Konzept, Tradition mittels moderner Technik wieder zu beleben, erinnert an die Kampagnen von «Jägermeister». Tatsächlich ist Diwisa Schweizer Generalimporteur dieser Weltmarke.

Der 37-jährige Gut war, bevor er Chef bei der Diwisa wurde, bei Diageo tätig, einem der grössten Global Player im Spirituosengeschäft. Als ihn 2003 Diwisa-Eigentümer Andreas Affentranger, der vorher zehn Jahre lang sein Familienunternehmen in dritter Generation selber geleitet hatte, zu seinem Nachfolger machte, war damit auch ein Strategiewechsel verbunden. Das Marketing wurde zur Kernaufgabe erklärt und das Ausland ins Visier genommen. Die Brennerei arbeitet im Zwei- bis Dreischichtenbetrieb. 250 Tanks umfassen je 30000 bis 50000 l.

Diwisa beliefert heute 34 Länder. Der Export macht inzwischen 10% des gesamten Umsatzes aus. Im internationalen Geschäft spielt die Diwisa gegen Milliardenkonzerne. Ein Kleiner kann sich da nur mit Effizienz und dem umso gezielteren Einsatz seiner Mittel behaupten. «Gute Netzwerke, Markt- und Kundennähe sowie Schnelligkeit sind unsere Stärken», sagt Gut.

«Swissness» als Strategie

Zur Strategie gehört für das Unternehmen aber auch der Bezug zur Schweiz. So wird beispielsweise ein Likör nach dem Geschmack der Willisauer Ringli nicht in die üblichen Flaschen, sondern in gläserne Ringe abgefüllt. Nicht zuletzt liefert die Diwisa auch Zutaten für typische Schweizer Spezialitäten wie etwa die Kirschstängeli oder Käsefondue.

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Firmenprofil: Diwisa Distillerie Willisau SA

Gründung: 1918

Führung: René Gut, CEO

Umsatz: 124 Mio Fr.

Beschäftigte: 85

Produkte: Spirituosen (Obstbrände, Wodka) und Handel mit alkoholischen Markengetränken

Internet: www.diwisa.ch