Tesla steckt in der Mega-Krise: Der Aktienkurs hat sich seit Dezember halbiert. Elon Musk (53) wird aufgrund seiner Eskapaden und Nähe zu US-Präsident Donald Trump (78) immer mehr zur Bürde. Die Cybertruck-Auslieferungen wurden gestoppt. Wenig später wurden die bereits ausgelieferten Cybertrucks aufgrund eines Fehlers zurückgerufen. Und so weiter ...
Ja: Die Liste könnte man gefühlt ewig weiterführen. Klar ist: Tesla steht im Gegenwind. Und zwar mächtig. Die Konkurrenz nutzt das aus. So zum Beispiel der chinesische E-Autobauer BYD, der letzte Woche ein revolutionäres Ladesystem präsentierte, mit dem die Karten in der Elektroauto-Industrie neu gemischt werden sollen.
Doch trotz Musk, Trump, Cybertruck und BYD: Es gibt Gründe, warum der Elektroautobauer aus Kalifornien aktuell immer noch mehr wert ist als die sieben grössten Autobauer der Welt:
1. Technologischer Vorsprung
Bei der Batterietechnologie hat Tesla Vorteile. Das Unternehmen nutzt hochmoderne NCA- und NMC-Zellen, die eine beachtliche Reichweite ermöglichen. China-Konkurrent BYD hingegen setzt auf die eigene «Blade-Batterie». Deutsche Forscher haben beide Batterietypen jüngst auseinandergenommen und im Detail analysiert. Das Ergebnis, über das «Scinexx» berichtet hat: Der Tesla-Akku habe eine höhere Energiedichte und Leistung, aber auch unerwartet hohe Energieverluste durch Wärme. Der Akku von BYD sei langlebiger und dadurch günstiger – aber weniger leistungsstark.
Auch in Sachen Software ist Tesla (noch) top. Das Unternehmen ist der Vorreiter bei den sogenannten «Over-the-Air-Updates» – das sind drahtlose Software-Aktualisierungen, die das Auto direkt verbessern. BYD bietet mittlerweile zwar ebenfalls drahtlose Updates an, doch kommt damit umfangsmässig noch nicht an Tesla heran.
2. Supercharger-Netzwerk
Ein entscheidender Vorteil von Tesla ist das Supercharger-Netzwerk: Der Musk-Konzern besitzt über 60'000 Supercharger und betreibt damit an mehr als 5000 Standorten das weltweit grösste Schnellladenetzwerk. Die V3-Supercharger ermöglichen eine Ladeleistung von bis zu 250 kW, wodurch innerhalb von 15 Minuten eine Reichweite von 275 Kilometern erreicht werden kann. Ab 2025 soll die V4-Generation mit einer Ladeleistung von bis zu 500 kW nach Europa kommen, was die Ladezeiten nochmals deutlich verkürzen wird.
Zwar hat BYD letzte Woche eine 1000-kW-Ladetechnologie vorgestellt, mit der man in nur fünf Minuten 400 Kilometer Reichweite aufladen kann. Doch es fehlt bislang an der notwendigen Infrastruktur, um diese auch tatsächlich flächendeckend nutzbar zu machen. BYD-Fahrer sind ausserhalb Chinas auf Drittanbieter-Ladestationen angewiesen, was die Nutzung weniger komfortabel macht.
3. Diversifizierung als Tech-Unternehemn
Tesla ist weit mehr als nur ein Autohersteller und setzt stark auf Zukunftstechnologien. Damit will Elon Musk das Geschäftsmodell diversifizieren. Mit der Powerwall (einem Stromspeicher für Privathaushalte) und dem Solar Roof – einem neuartigen Solardach – treibt Tesla erneuerbare Energien voran und bietet Lösungen, die über die Elektromobilität hinausgehen. BYD ist mit seiner Battery-Box ebenfalls im Energiesektor aktiv, hat aber nicht den gleichen Erfolg ausserhalb Chinas.
Auch in der Robotik geht Tesla einen Schritt weiter: Der humanoide Roboter «Optimus» könnte die Industrie revolutionieren. Hat aber auch das Potenzial zu floppen – wie die Vorstellung von «Optimus» im letzten Herbst gezeigt hat. BYD hat in diesem Bereich allerdings (noch) keine vergleichbaren Projekte vorzuweisen – und hinkt hinterher. Wer das Rennen im autonomen Fahren gewinnt, muss sich dafür erst noch weisen. In diesem Bereich machen beide Unternehmen vorwärts.
3 Kommentare
Die genannten Gründe, warum Tesla noch immer Tech Leader sein soll, sind sehr schwach. Andere Hersteller bauen jetzt billiger (Stellantis), haben genau so gute Software (KIA) und nutzen statt Detektion auf Sicht, wie Kamera (bei Tesla), besser Radar und Laser (bei allen Anderen). Der Wert einer Unternehmung ergibt sich eben nicht nur aus 90% Fantasie und Versprechen und 10 % Umsatz und Rendite. Darum ist Tesla extrem überbewertet und der verzweifelte Investor will das noch nicht zugestehen.
Das sind aber sehr kurzgreifende Argumente. Insbesondere, wenn man die Innovationen von Tesla die letzten 5 Jahre anschaut. Für mich sind die meist genannten Punkte nicht überzeugend.
Der Artikel unterschätzt deutlich die strategischen Herausforderungen Teslas und wirkt tendenziell apologetisch. Ein vertiefter Blick zeigt: Der technologische Vorsprung schmilzt – in manchen Bereichen ist Tesla bereits im Rückstand.
1. Batterietechnologie:
Tesla setzt weiterhin auf NCA- und NMC-Zellen, deren hohe Energiedichte von Nachteilen begleitet wird: hoher Wärmeverlust, komplexes Thermomanagement, teure Rohstoffe (Nickel/Kobalt). BYDs Blade-Batterie auf LFP-Basis punktet mit Sicherheit, Langlebigkeit und geringeren Kosten. Die strukturelle Zellintegration („cell-to-pack“) wird bei BYD längst serienreif umgesetzt, Tesla ringt noch mit 4680-Zellen – Skalierung verzögert sich. In Europa experimentieren Hersteller mit Festkörperbatterien.
2. Ladeinfrastruktur und -technologie:
Tesla hat mit dem Supercharger-Netz einen Vorsprung, doch dieser wird durch regulatorische Öffnungen (z. B. EU-Vorgaben zur Standardisierung) relativiert. BYDs 1000-kW-Technologie ist visionär – fehlt aber an Infrastruktur. In Europa rüstet das Ionity-Netz (BMW, Mercedes, VW u. a.) massiv auf. In China überziehen Nio, XPeng und BYD das Land mit High-Power-Ladern. Nordamerika öffnet sich, Rivian, GM und Ford setzen auf Teslas NACS-Stecker – ein strategischer Sieg, aber kein technologischer Vorsprung.
3. Over-the-Air-Updates und Software:
Tesla war Vorreiter, doch andere holen auf. VW mit Cariad scheitert zwar noch an sich selbst, aber chinesische Marken wie XPeng und Geely glänzen mit OTA-Funktionalität, KI-Features und UI-Design. In Südkorea entwickelt Hyundai Software Defined Vehicles (SDV) auf Augenhöhe. Teslas Autopilot hingegen stagniert, regulatorisch wie technisch. FSD bleibt Beta.
4. Diversifizierung als Tech-Firma:
Solar Roof und Powerwall sind Nischenprodukte ohne große Marktdurchdringung. Die Vision ist größer als der reale Impact. Der humanoide Roboter „Optimus“ bleibt bislang Show – kein Produkt. KI, Robotik, Energie: große Narrative, aber keine tragenden Umsatzsäulen. Die Konkurrenz (z. B. BYD, Huawei, Bosch) investiert gezielter und marktnäher.
5. Marktumfeld & Bewertung:
Tesla profitiert weiterhin von Markenstärke, Fantasie und First-Mover-Status. Doch: Der Markt reift. Margen schrumpfen, die Preiskriege in China und Europa drücken auf Gewinne. Als Marke bleibt Tesla polarisierend – nicht zuletzt durch Elon Musk selbst. Die Bewertung basiert zunehmend auf Narrativen, nicht Fundamentaldaten. Als Investitionsobjekt: riskant, kein klarer Technologieführer mehr, sondern ambitionierter Teilnehmer in einem globalen, dynamischen Markt.
Fazit:
Tesla war Pionier, ist aber nicht länger unangefochtener Technologieführer. Andere holen auf oder ziehen vorbei – leiser, aber substantieller. Der Artikel verkennt diese tektonischen Verschiebungen und hält zu sehr an einem Mythos fest. Teslas Zukunft hängt weniger vom Produkt ab als vom Vertrauen in die Erzählung – und deren Glaubwürdigkeit bröckelt.