Zara ist das grösste Bekleidungshaus der Welt. Analysten zufolge hat der spanische Modehersteller das «beste Geschäftsmodell der Bekleidungsbranche». Schliesslich produziert Zara (gehört zum Textilkonzern Inditex, Umsatz: 20,9 Milliarden Euro) am laufenden Band Kleidung. Das Konzept: inspiriert von grossen Designern, verkauft zu kleinen Preisen. Das kommt bei der sparsamen aber modebewussten Generation gut an.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Weniger gut ankommen dürfte nun dieser Vorwurf: Der Hersteller steht in der Kritik, weil er erneut Design-Ideen geklaut haben soll. Diesmal traf es die Illustratorin Tuesday Bassen aus Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien.

Bassen wies am Dienstag mit folgendem Tweet auf das Problem hin: «Wisst ihr was? Manchmal ist es echt beschissen, Künstler zu sein, weil Firmen wie @zara dich ständig abzocken und es dann abstreiten.»

All das geschah anscheinend, ohne zuerst mit Bassen zu sprechen — oder ihr auch nur einen Cent zu zahlen: «@Zara verwendet ständig meine Designs gegen meinen Willen und ohne jegliche Kompensation.»

Sie sagte, dass Zara ihre Arbeiten als «simpel» bezeichnet habe. Das Unternehmen müsse aber zahlen, wenn es ihre Werke trotzdem verwenden wolle:

David gegen Goliath

Bassen schrieb, dass Zaras Anwälte ihr ankündigten, dass sie einen möglichen Rechtsstreit im Grunde schon jetzt verloren habe. Die charmante Begründung: Sie sei nur eine kleine Künstlerin, der Bekleidungshersteller jedoch ein riesiger Konzern. Sie wolle Zara verklagen, aber der Kampf gegen den Konzern sei bereits jetzt schon sehr kostspielig gewesen. Bisher habe sie 2000 Dollar für Anwälte ausgegeben, erzählt sie auf Instagram.

Bassen stellte klar, dass Ähnliches schon vielen Künstlern passiert sei — dass sie aber oft keine Mittel haben, um sich und ihre Werke zu verteidigen:

Immerhin, ihr Hilferuf scheint anzukommen. Tausende haben ihre Beschwerde an Zara retweetet und den Ideen-Klau kommentiert:

Nicht der erste Design-Klau von Zara

012 hatte Zara bereits Schwierigkeiten, weil der Konzern Designs des New Yorker Street Designers Patrick Waldo gestohlen haben soll, wie die Huffington Post berichtete. Und 2014 erhob auch das Londoner Fashion Label Sibling entsprechende Vorwürfe, wie Dazed meldete.

In diesem Jahr waren viele empört über eine Zara-Linie, die sehr an die YEEZY-Kollektion (Koop von US-Rapper Kanye West und Adidas) erinnerte. Aber Bassens Fall zeigt, dass es ein meilenweiter Unterschied ist, ob man sich von der Arbeit eines Indie-Künstlers inspirieren lässt oder von der eines reichen High-End-Designers.

Inspiration oder Klau?

In der Modewelt liegt natürlich ein schmaler Grat zwischen Inspiration und dreistem Diebstahl. Schliesslich ist das Besondere an Firmen wie Zara, dass ihre Kollektionen denen der teuren Designer ähnlich sind. Ob man in Bassens Fall aber nur von Ähnlichkeit sprechen kann, ist sehr fraglich.

Zara ist auch nicht die einzige Firma, die in dieser Hinsicht negativ aufgefallen ist. Die US-Modekette Forever 21 war wegen ähnlicher Geschäftspraktiken unter Beschuss. Auf eine Anfrage von Business Insider hat Zara bisher noch nicht reagiert.

Dieser Text erschien zuerst bei «Business Insider Deutschland» unter dem Titel «Dreiste Masche von Zara: Größtes Bekleidungshaus der Welt klaut Ideen von Indie-Illustratorin».