Noch 727 Drogerien gibt es in der Schweiz. Vor 15 Jahren waren es mehr als 1000. Aufgegeben haben vor allem Einzelhändler, während sich Ketten auf dem Vormarsch befinden. Mit einem Umsatz von rund 1 Mrd Fr. bearbeitet die Drogeriebranche zwar nur eine kleine Nische im Detailhandel, die sie jedoch bisher gut verteidigen konnte. In den letzten zehn Jahren jedenfalls steigerten die Drogerien den Umsatz um 11%.

Allerdings gibt es seit 2000 kaum mehr Wachstum, und 2005 wird gar ein leichtes Minus erwartet. Laut Zahlen der IHA/IMS Health ist der durchschnittliche Umsatz pro Drogerie in den letzten zehn Jahren von 1 Mio auf 1,36 Mio Fr. gestiegen. Der Strukturwandel ist also höchst erfolgreich verlaufen; er ist aber noch nicht abgeschlossen. Allein in diesem Jahr haben 50 weitere Drogerien dichtgemacht.

*Kein Grund zur Panik?*

Die Branche ist weiterhin zur Hälfte kleingewerblich strukturiert. «Die unabhängigen Detaillisten erfahren aber wachsende Konkurrenz durch Drogerieketten», sagt Drogist Thomas Roth aus Meilen ZH. Und die Branche wird von weiteren Anbietern des Detailhandels bedrängt. Die Apotheken etwa haben gegenüber den Drogerien Boden gutgemacht beim Verkauf von rezeptfreien Medikamenten. Diese tragen zusammen mit den übrigen Gesundheitsprodukten 40% zum Umsatz der Drogerien bei. Weitere 40% tätigen jene mit Artikeln für die Körperpflege, mit Kosmetika und Parfüms.

Das Sortimentsterrain ist hart umkämpft, und es gibt nicht nur Überschneidungen mit Apotheken, sondern auch mit Parfümerien, Warenhäusern und Grossverteilern. Das sei allerdings kein Grund zur Panik, meint Drogist Stephan Vögeli aus Kirchberg BE. Schon seit Jahrzehnten wanderten ganze Sortimentsteile in andere Kanäle ab. «Zuerst das Salzdepot, dann die Farbwaren, die Spirituosen und der Wein, und jetzt wollen uns andere die Kosmetika und Naturheilmittel wegnehmen.» Vögeli jedenfalls sieht für den agilen Einzelkämpfer weiterhin intakte Zukunftschancen.

Trotzdem wird es für viele Anbieter immer enger, denn auch beim weiteren Sortiment - etwa Fleckenmittel, Ernährung, Reform- und Sanitätsprodukte - gibt es heftige Mitbewerber wie etwa Reform- und Warenhäuser. Manor hat mit Sanovit sogar eine eigene, höchst erfolgreiche Drogeriekette. Als Vorteil gegen die Konkurrenz werfen die Drogisten ihre fachliche Ausbildung in die Waagschale. Das alles kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Druck auf viele Drogerien steigt. Gerade an guten Lagen wird es immer schwieriger, die hohen Fixkosten zu decken und Gewinn zu erzielen. Viele Drogisten überleben nur, weil sie in eigenen Liegenschaften sitzen und sich selber einen bescheidenen Lohn auszahlen.

Zudem tobt auch im Drogeriemarkt wie im gesamten Detailhandel ein heftiger Preiskampf. Die besten Karten haben dabei internationale Ketten, so etwa der deutsche Müller-Konzern, der 2004 die 19 Estorel-Filialen übernommen und inzwischen in «Müller-Drogerien» umgewandelt hat. Müller kann beim Einkauf nicht nur vom tieferen deutschen Preisniveau, sondern auch von seiner Grösse profitieren. Die Drogeriekette ist mit 400 Filialen in fünf Ländern und einem Umsatz von 2,6 Mrd Fr. mehr als doppelt so gross wie der Drogeriemarkt Schweiz.

Preiskampf wird angeheizt

Wichtige Player beim Anheizen des Preiskampfes sind auch Galenica mit Amavita und Sun Store. Zwar handelt es sich offiziell um Apothekenketten, aber eigentlich treten sie als Gesamtanbieter auf, bei der die Sortimente der herkömmlichen Apotheken, Drogerien und Parfümerien unter einem Dach verschmelzen. Beide agieren expansiv und kaufen bestehende Apotheken und Drogerien auf. Galenica kooperiert dabei mit der britischen Alliance Uni Chem, die kürzlich mit Boots zur Alliance Boots fusionierte. Entstanden ist so ein europaweiter Drogeriegigant mit 3000 Läden und über 30 Mrd Fr. Umsatz.

Wie soll sich der herkömmliche Detaillist gegen solch geballte Macht, die mit einer aggressiven Preispolitik den Markt neu aufmischt, überhaupt noch wehren? «Der Drogist hat als Einzelhändler durchaus gute Karten, wenn er auf Flexibilität, Kundennähe und individuelle Beratung setzt», sagt Christian Gruetter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Dropa. Diese ist mit 70 Shops vor Impuls mit 60 Läden die grösste Franchise-Organisation auf dem Schweizer Markt. Dropa und Impuls kommen auf einen Marktanteil von je rund 10%.

Sie haben als Franchisenehmer traditionelle Drogisten unter Vertrag, denen sie beim Einkauf, in der Logistik, beim Marketing und in der Weiterbildung Instrumente zur Verfügung stellen, die sich ein Einzelunternehmer gar nicht leisten könnte. Dromenta (60 Mitglieder), Swidro (57), Natur-Drogerien (50), Horizont (40) und Apdrowell (37) sind ebenfalls Gruppierungen, die aber den einzelnen Mitgliedern noch grössere Selbstständigkeit lassen als strikte Franchiser. «Letztlich ist für den Einzelhändler der Anschluss an eine Gruppierung überlebensnotwendig», sagt Thomas Roth, Präsident Dromenta.

Der Konzentrationsprozess macht auch vor diesen Gruppierungen selber nicht halt. Die Dromenta kooperiert ab 2006 mit der Dropa bei der Beschaffung, ebenso die Apothekergruppe Dr. Bähler. Die Vision 2010 des SDV propagiert die Drogerie als sympathisches und ganzheitliches Kompetenzzentrum für Gesundheit, Schönheit und Wohlbefinden. Das klingt zwar gut, aber ganz ähnlich tönen auch die Werbeslogans jener Branchen, die den Drogisten das Terrain streitig machen.

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