ABB baut sein Portfolio in der E-Moblität aus: Der Technologiekonzern kauft 67 Prozent der chinesischen Firma Chargedot – einem Anbieter von Ladelösungen für Elektroautos. In den kommenden Monaten soll die Übernahme abgeschlossen sein. ABB besitzt damit die Mehrheit an dem Unternehmen aus Shanghai und kann in den nächsten drei Jahren seine Beteiligung weiter aufstocken.
Chargedot stellt Ladestationen und die zugehörige Software für E-Auto-Hersteller, Ladenetzbetreiber und Immobilienentwickler her. ABB will mit dem Kauf sein E-Mobilitätsportfolio ausbauen, heisst es in einer Mitteilung. Der Kaufpreis ist nicht bekannt.
Chargedot wurde vor zehn Jahren gegründet und beschäftigt heute 185 Mitarbeiter. Auch der chinesische Autokonzern Saic hält Anteile an Chargedot. «Die Übernahme von Chargedot bietet ABB die Chance, in enger Zusammenarbeit mit SAIC und anderen führenden chinesischen Fahrzeugherstellern zum Wachstum beizutragen», sagt Tarak Mehta, Leiter des Elektrifizierungsgeschäfts von ABB.
Zusammenarbeit in China
ABB ist bereits seit einiger Zeit in der Elektromibilität aktiv: Nach eigenen Angaben hat der Konzern weltweit bis heute mehr als 11'000 Schnellladestationen in 76 Ländern verkauft, darunter etwa die Ladeinfrastruktur in Singapur und den Niederlanden.
In China arbeiten die Schweizer seit 2016 mit mit dem chinesischen Elektrobauer BYD sowie dem deutschen Autohersteller Daimler zusammen. Auch liefert ABB die Wandladestationen für Elektrofahrzeuge der Marke Denza. Weitere Hersteller von Elektrofahrzeugen wie Nio und Tankstellenbetreiber wie BP und ifuel 66 setzen in China die Schnellladelösungen von ABB ein. Zudem verkauft ABB Robotics Roboter und Software an chinesische Elektrofahrzeughersteller.
E-Auto-Boom in China
Klimasünder China muss seine CO2-Emissionen stark zurückfahren, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Um den CO2-Ausstoss auf Chinas Strassen zu reduzieren, hat die Regierung dieses Jahr eine E-Auto-Quote eingeführt und fördert den Kauf von Elektrofahrzeugen.
Bereits 2015 löste China die USA als grössten Absatzmarkt für E-Autos ab. Im vergangenen Jahr wurden 55 Prozent aller weltweit verkauften E-Autos in China verkauft. Zum Vergleich: In Europa waren es gerade einmal 345'000.
Laut dem chinesischen Verband der Automobilhersteller fahren heute 3,5 Millionen Elektroautos auf Chinas Strassen. Hinzu kommen fast 400'000 E-Busse und rund vier Millionen batteriebetriebene Kleinfahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 70 Stundenkilometern.
ABB möchte diesen Boom in China wohl nicht verpassen. Die Übernahme ist die erste unter Interims-CEO Peter Voser.
(mlo)