Das neue elektronische Verzollungssystem e-dec droht zum Zankapfel zu werden. Der Verband schweizerischer Speditions- und Logistikunternehmen (SpedLogSwiss) wehrt sich dagegen, dass seinen Mitgliedern bei der obligatorischen Umstellung auf das elektronische Importzollverfahren e-dec bezüglich Extrakosten und -aufwand «der Schwarze Peter zugeschoben wird». Nach verbandsinternen Umfragen verteuert der neue Prozess jede Deklaration um 10 bis 15 Fr. Neben Einmalkosten für Software, Hardware und organisatorische Anpassungen fielen ständig wiederkehrende Kosten an. Dazu gehörten die durch 30% mehr Statistik- und «Security»-Felder aufgeblähte Datenerfassung, die an Mitgliedsfirmen delegierten Archivierungspflichten, höhere Bürgschaften sowie der Mehraufwand für Zwischenabfertigungen, argumentiert der SpedLogSwiss.
Er stösst sich daran, dass Bundesbern «die heisse Kartoffel e-dec» auf den Schweizer Zoll abgewälzt hat, der sie wiederum an die Spediteure und Zollagenten weiterreicht. Dieses Vorgehen hängt nicht zuletzt mit dem enormen Spardruck der Zollverwaltung zusammen. Unter anderem muss sie auf Beschluss des Parlaments ihren Personalbestand zwischen 2003 und 2008 um 13% reduzieren.
Ab Juli für alle obligatorisch
Das e-dec-Importverfahren, dessen Rollout im vergangenen September begonnen hatte, wurde am 1. Januar 2006 für Handelswaren eingeführt, die Zollkontingenten unterliegen. Beispiele sind Wein, Käse und Gemüse. Spätestens am 1. Juli wird e-dec auch für alle anderen Handelswaren obligatorisch. Damit löst es das alte Zollmodell 90 Einfuhr ab. Dieses ist danach nicht mehr verfügbar. Zum gleichen Zeitpunkt wird die NCTS-basierte (Neues Computerisiertes Transit System) Exportdeklaration das Zollmodell 90 Ausfuhr ersetzen. Schon im Mai 2005 hatten die Eidgenössische Zollverwaltung und der SpedLogSwiss in einem gemeinsamem Rundschreiben die Verbandsmitglieder auf «mehrere Informatikprojekte im Bereich der Warenabfertigung mit Einfluss auf die Kunden» hingewiesen.
Diese profitierten zwar von diversen inhärenten Systemverbesserungen, seien jedoch mit erheblichen Investitionen konfrontiert, hiess es darin. In einem Mitte Dezember 2005 versandten Zirkular wurde der SpedLogSwiss konkreter: Die Zollverwaltung habe «das Obligatorium einseitig erklärt, da sie eminentem Spardruck unterliegt und ihr Heil in der Verlagerung von Aufgaben auf die Privatwirtschaft sucht». Anlässlich eines Gesprächs am SpedLogSwiss-Sitz in Basel zeigten Geschäftsführer Martin Oeschger, Vizepräsident Markus Breisinger und Zollkommissionsmitglied Franz Schneider «Verständnis für die prekäre Situation der Zollverwaltung». Allerdings sähen sie seitens ihrer Verbandsmitglieder keine Veranlassung für den Systemwechsel, zumal hohen Kosten geringer Nutzen gegenüberstehe.
Aus Sicht des Trios kann der mit den e-dec-Umstellungen verbundene finanzielle und personelle Zusatzaufwand nicht durch Prozessverbesserungen kompensiert werden. So fühle man sich als ãOpfer des Systems»; dies umso mehr, als der Branche nach 2008 die Einführung des e-dec-Moduls Transit ins Haus stehe. Ihre dünnen Margen verunmöglichten es, all diese Belastungen zu absorbieren.
So plädieren Oeschger, Breisinger und Schneider unisono für eine «Sensibilisierung der Wirtschaft für die auf sie zukommenden Extrakosten», die letztlich an die Konsumenten weiterzureichen seien. In diesem Kontext hat der SpedLogSwiss einen Musterbrief entworfen, der seinen Mitgliedern gegenüber ihrer Kundschaft die Kommunikation und Argumentation zum Thema e-dec-Gebühr erleichtern soll. Darin wird klargestellt, dass der Verband und direkte Zollbeteiligte verpflichtet worden seien, die neue Software einzuführen, wobei effektiver Nutzen vorwiegend seitens der Verwaltung, kaum aber für die mit hohen Kosten belasteten Spediteure und Verzollungsagenten erkennbar sei.