Vor zehn Tagen haben wir mit der Serienfertigung begonnen», erklärt Peter Fehervari. Der 42-jährige Unternehmer bildet zusammen mit dem gleichaltrigen Projektmanager Georg Waizmann die Firma Easy-Glider AG. Diese will mit dem gleichnamigen Gefährt, einer Art motorisiertem Mikro-Scooter, hoch hinaus. Die Produktion läuft aber vorerst mit angezogener Handbremse. Wöchentlich verlassen lediglich 150 Easy-Glider die Werkhallen im italienischen Borso del Grappa. «Der Markt könnte zwar das Mehrfache aufnehmen», sagt Fehervari und verweist auf über 2500 Bestellungen. Um aber voll loslegen zu können, fehlt der Firma das Geld. «Wir müssen jeweils die Hälfte einer Serie verkauft haben, um die nächste finanzieren zu können.» Für mehr reicht die Liquidität nicht.

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Werbewirksamer Blickfang

Drei Jahre und 2,6 Mio Fr. haben die beiden Jungunternehmer bisher investiert, je eine halbe Mio Fr. aus der eigenen Tasche. Rund 1,6 Mio Fr. kamen von Kleininvestoren, die den Easy-Glider bereits bestellt und dafür das Geld vorgeschossen haben. Abgeblitzt sind die beiden Unternehmer hingegen bei den vielen Banken, Grossinvestoren und Venture-Gesellschaften, die sie seit 2002 abgeklopft haben. «Eine herbe Enttäuschung für den Wirtschaftsstandort Schweiz», meint Fehervari zu diesem Spiessrutenlaufen. Die Hoffnung auf grössere Mittel hat er noch nicht ganz aufgegeben. Eben konnte er bei der Zürcher Kantonalbank vorsprechen. «Wir bräuchten eine Tranche von 2 Mio Fr., um richtig durchstarten zu können.»

Exemplare der Nullserie konnten Interessierte in den letzten Monaten in über 100 Optikergeschäften, die zur Dynoptic Partner AG gehören, bereits bestaunen und bestellen. Das mit einem 25 kg schweren Elektromotor ausgerüstete Gefährt erregte überall, wo es gezeigt wurde, grosses Aufsehen. Es erreicht 20 km/h, lässt sich mit Rollerblades oder einem Wägelchen fahren, ist optional mit MP3-Player ausgerüstet und gilt wegen seines nabenlosen Rades als eigentlicher Blickfang. Lorbeeren gab es von Nicolas Hayek. Elektrofahrzeug-Experte Daniel Giezendanner spricht von einem technisch ausgereiften Gefährt. Die Pioniere selber sind überzeugt, dass der Easy-Glider zum urbanen Transportmittel des 21. Jahrhunderts werden könnte. Es soll aber auch als Spassgerät für Inline-Skater seinen Zweck erfüllen. Firmen könnten den in der Schweiz offiziell zugelassenen Easy-Glider zudem als werbewirksamen Eye-Catcher einsetzen.

Für die Entwicklung gewannen Fehervari und Waizmann die Firma Awtec in Zürich. «Das nabenlose Rad den Vorgaben des Designers unterzuordnen und gleichzeitig die Preisvorgaben zu erfüllen, das wurde zur eigentlichen technischen Herausforderung», sagt Geschäftsführer Jochen Ganz. Das Fahrzeug kostet jetzt 1390 Fr. Bereits hat die Easy-Glider AG einen Partner für die Vermarktung in den USA gewonnen. Der Österreicher Harald Helnwein will dafür mindestens eine halbe Mio Dollar investieren. «Das Gefährt ist interessant für Leute, die einen gewissen Lifestyle pflegen und für Qualität auch ein wenig Geld ausgeben», glaubt er. Vor allem im Skater-Mekka Kalifornien verspricht er sich für den Easy-Glider beste Absatzchancen.

Nachahmer stehen bereit

Das Marketing rund um das neue Gefährt trägt die Handschrift der Agentur CP 9 in Adliswil. Am Final der Champions League am 25. Mai 2005 in Istanbul werden die elektronischen Scooter rund um das Stadion kurven und so eine Art mediale Weltpremiere vor 800 Journalisten erleben. In der Schweiz wird Coca-Cola/Valser den Easy-Glider für die Lancierung einer Getränkelinie einspannen.

Mit 20000 verkauften Easy-Glidern möchten die Unternehmer bis Mitte 2006 den Breakeven schaffen. In den nächsten drei Jahren sollen 150000 Stück abgesetzt werden. Wovon dem Projekt allenfalls die grösste Gefahr droht, weiss Wim Ouboter. Sein Mikro-Scooter wurde auf dem Höhepunkt des Booms von 700 Fabrikanten nachgemacht. Parallel zur europäischen Produktion wird daher eine Fertigung in China vorbereitet. Dabei steht Ouboter den beiden Unternehmern beratend zur Seite.

In Europa, den USA, Kanada und China haben Fehervari und Waizmann den Easy-Glider patentieren lassen. Die kommenden Monate werden über den Erfolg entscheiden. Fehervari selbst hat die Latte hoch gesteckt. «Wenn wir pro Monat weltweit nicht schon bald mehr als 2500 Stück verkaufen können, ist der Easy-Glider ein Flop.»