Easyjet bietet wegen der Krise rund 20 Prozent des ursprünglich geplanten Angebots an. Was sind die Folgen für Schweizer Kunden?
Wir fliegen überall hin, wo unsere Kunden hinreisen möchten und hinreisen können. Die Nachfrage ist da, der Kosovo hat sich gut entwickelt. Wir fliegen auch nach Portugal zum Beispiel. Aber das ändert sich alles sehr schnell. Daher passen wir unsere Pläne jede Woche an.
Wie läuft das Geschäft in der Schweiz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern? Zumal die Corona-Regeln in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern weniger strikt sind.
Entscheidend ist, dass man die gleichen Massnahmen europaweit haben sollte, damit unsere Passagiere gut planen können. Was in der Schweiz passiert, ist wichtig, aber genauso wichtig ist, was im Ausland passiert.
Vor der Krise war Easyjet in Basel und Genf führend. Immer noch?
Ja, wir werden auch nach der Krise noch die Nummer 1 sein. Aber im Moment ist es kein Spiel um Marktanteile, sondern um Liquidität und Kostenkontrolle.
Thomas Haagensen leitet bei der britischen Billigfluggesellschaft Easyjet das Europageschäft. Easyjet Switzerland ist nach der Lufthansa-Tochter Swiss der zweitgrösste Anbieter hierzulande.
Buchen Kunden mehr, seit es Aussicht auf eine Impfung gibt?
Ja, das sehen wir. Zum Teil sind die Buchungen um 50 Prozent gestiegen.
Easyjet hat bei vielen Regierungen in Europa angeklopft, um finanzielle Hilfen zu bekommen. Haben Sie abermals Kontakt zur Schweizer Regierung aufgenommen?
Wir haben das in der Schweiz schon gemacht, wie auch bei anderen Regierungen in Europa. Die grösste Unterstützung ist Kurzarbeit, das ist sehr wichtig. In Grossbritannien gab es Kredithilfen für uns, wie für viele andere Firmen auch.
Und in der Schweiz reden Sie nochmals mit der Regierung? Swiss und Edelweiss haben ja auch Hilfe erhalten.
Im Moment ist hier die einzige Unterstützung die Kurzarbeit. Vor ein paar Monaten, als die Taskforce die Lage geprüft hat, haben wir keinen Kredit in der Schweiz bekommen, da wir bis dahin unsere Massnahmen zur Sicherung unserer Liquidität erfolgreich umgesetzt hatten.
Wollten Sie damals nicht oder dürften Sie damals nicht eine ähnliche Hilfe bekommen wie Swiss und Edelweiss?
Die Lage in der wir waren, war laut Taskforce so, dass wir zum Zeitpunkt der Einreichung die Vergabekriterien bezüglich der Cash-Flow-Position nicht erfüllten, das heisst, unsere Liquidität war zu gut.
Hätten Sie gewollt?
Für uns war es sehr wichtig, dass man Sicherheit erhält und die Liquidität sichert. Wir haben Flugzeuge verkauft und zurückgeleast, das hat die Cash-Situation verbessert.
Welche Forderungen haben Sie an die Schweizer und europäische Politik? Mehr Corona-Tests? Flughafen-Gebühren senken?
Es würde helfen, wenn die Menschen wieder besser planen könnten. Dafür braucht es eine bessere Koordination in Europa. Impfungen helfen natürlich, Testen ebenfalls. Auf der Kostenseite haben wir viele Massnahmen bereits getroffen. Wenn es aber weniger Gebühren und Abgaben gäbe, wäre das natürlich hilfreich.
Die Corona-Pandemie hat Easyjet den ersten Jahresverlust seiner Geschichte eingebrockt. Auch der Schweizer Ableger der britischen Fluggesellschaft hat im Geschäftsjahr 2019/20 nur noch halb so viele Passagiere wie im Vorjahr von und nach Basel und Genf geflogen.
Bei Easyjet Schweiz sank in den per Ende September endenden Geschäftsjahr die Zahl der Passagiere um knapp 48 Prozent auf 7,9 Millionen. Der Rückgang sei am Flughafen Genf-Cointrin etwas geringer (-45 Prozent) ausgefallen als am Euro-Airport Basel-Mulhouse. In Basel seien die Zahlen gar um die Hälfte eingebrochen.
Die Easyjet-Gruppe schrieb einen Verlust von fast 1,1 Milliarden britischen Pfund (1,3 Mrd. Franken). Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 349 Millionen Pfund eingeflogen. (AWP)
Easyjet hat in Europa bereits viele hundert Mitarbeiter entlassen, Standorte und Routen geschlossen. Welche Sparübung kommt als nächstes in der Schweiz?
Wir haben bereits eine schlanke Organisation in der Schweiz und haben Kosten etwa im Headquarter gesenkt. Auch mussten wir zwei Flugzeuge in Basel abziehen.
Insgesamt beschäftigen Sie rund 1000 Menschen in der Schweiz. 70 Stellen sollen wegfallen. Bald noch mehr?
Hoffentlich sind es weniger, wir sind immer noch in Diskussionen mit Piloten, dem Kabinenpersonal und Gewerkschaften. Wir versuchen über Teilzeitbeschäftigung oder Transfers zu anderen Standorten den Abbau zu reduzieren. Dass mehr Stellen wegfallen ist nicht geplant.
Wenn die Krise abebbt, was kommt schneller zurück: Das Tourismus-Geschäft oder der Geschäftsreiseverkehr?
Das ist noch schwer zu sagen. Aber wenn viele Destination wieder öffnen, wird die Nachfrage stark sein. Das sehen wir schon jetzt, die Leute wollen reisen. Je länger die Krise dauert, desto stärker wollen sie wieder fliegen. Wir können darauf schnell reagieren mit unseren Basen in Basel und Genf. Der Freizeitverkehr wird sicherlich schneller zunehmen als die Geschäftsreisen. Aber wir haben schon im Jahr 2008 in der Krise gesehen: Auch der Geschäftsreiseverkehr kommt zurück, dann ist besonders das Preis-Leistungsverhältnis sehr wichtig. Da sind wir sehr gut positioniert.