Auch den Neid muss man sich verdienen», sagt Edgar Oehler. In nur fünf Jahren hat sich der Ostschweizer Unternehmer ein Firmenimperium mit mehr als 1Mrd Umsatz zusammengekauft. Über 250 Mio Fr. musste er dafür locker machen. Stellt sich die Frage: Wie ist das möglich, sowohl finanziell als auch in so kurzer Zeit? «Es ist mir egal, was andere denken», winkt der 62-Jährige ab. Heute habe er die Möglichkeit, Unternehmen aufzubauen, also tue er es auch. Als Workaholic überbrückt er «seine Freizeit jeweils mit strammer Haltung».

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Ein Kauf ohne Rücksicht

Unentwegt ist er unterwegs, auf der Suche nach Mehrung des Erreichten. Jüngste Erwerbung: Anfang Juni löste Oehler die ehemalige Konkurrentin Hartchrom Schoch GmbH aus der Insolvenz, um sie seiner eigenen Firma Surface Technologies International Holding AG (STI) einzuverleiben. Dies nur wenige Wochen, nachdem er für Arbonia Forster erst die Firma Piatti Küchen und anschliessend gleich noch den Fensterbauer EgoKiefer gekauft hatte beide aus dem Nachlass der Erb-Gruppe. Dass er sich dabei rein kräftemässig übernommen habe, sei weit gefehlt. «Ich bin eben gut organisiert», erklärt er. Der Übernahmehunger sei auch noch längst nicht gestillt, so Oehler.

Den Grundstein zu seinem Imperium hat der ehemalige CVP-Nationalrat erst vor wenigen Jahren gelegt. 1998 übernahm Oehler die Firma Hartchrom AG in Steinach. Darüber, wie er die Übernahme finanziert hat, ranken sich heute viele Geschichten, an denen Oehler um sie ins rechte Licht zu rücken wohl auch selber gerne herumschmiedet. Tatsache ist, dass er die Hartchrom zumindest zu einem grösseren Teil aus dem Familienerbe finanziert hat. Die vier Gesellschaften des Vaters (die Immobilienfirmen Eberliwies AG, Luroso AG und Bauinvest AG sowie das familieneigene Gipsergeschäft Ogip) sind noch zu Lebzeiten des Vaters an den einzigen Sohn übergegangen. Die sechs Schwestern hatten das Nachsehen, was sie ihrem Bruder bis heute nicht wirklich vergessen haben, so eine der Schwestern gegenüber der «HandelsZeitung». Pikantes Detail: In der Auseinandersetzung um das Erbe soll damals als Beauftragter vom Schiedsgericht Rechtsanwalt Ernst Buob geamtet haben, der mit Oehler im Verwaltungsrat der Hartchrom AG sitzt.

Zur Hartchrom schweigt Oehler lieber. Das sei Privatsache, meint er. Immerhin ist es Oehler inzwischen gelungen, das Unternehmen kräftig auszubauen und höchst profitabel zu machen. Gemäss eigener Angaben liegt die Gewinnmarge bei mehr als 20%, der Umsatz soll über 100 Mio Fr. liegen. Das florierende Geschäft mit der Hartchrom, die unter anderem für die Branchen Papier, Automobil und Rüstung Metalloberflächen veredelt, dürfte es ihm dann im letzten Herbst auch ermöglicht haben, die Arbonia-Forster-Gruppe (AFG) zu übernehmen. Im September 2003 kaufte er den Erben von Jakob Züllig ihren Anteil ab. In Zahlen: 27,2% des Aktienkapitals und 59,5% der Stimmrechtsanteile, was einem Kaufpreis zum damaligen Kurs von etwas mehr als 30 Mio Fr. entspricht. Dazu kommt noch eine Prämie, womit die Übernahme zwischen 40 und 50 Mio Fr. gekostet haben dürfte.

Wo Oehler heute steht

Seit er das Zepter in Händen hält, ist der Aktienkurs von Arbonia Forster von 90 Fr. auf 190 Fr. gestiegen, womit sich die Börsenkapitalisierung auf 334 Mio Fr. mehr als verdoppelt hat. «Um Arbonia braucht man sich keine Sorgen zu machen», sagt Matthias Egger, Analyst bei der Bank Pictet. Auch in anderen Analystenberichten heisst es, dass die in den Bereichen Haustechnik, Sanitär und Stahlsysteme tätige Arbonia gut aufgestellt ist, das Problem in der Vergangenheit aber war, dass das Unternehmen zwar praktisch schuldenfrei dastand, jedoch zu wenig Ertrag generierte. Unter Oehler soll sich dies nun ändern. Es wird ihm allgemein zugetraut, dass er bei der AFG wiederholen kann, was er bei der Hartchrom geschafft hat. Mit Oehler habe die AFG wieder einen aktiven Mehrheitsaktionär erhalten, der das Unternehmen überdies gut kenne, so der Analyst der Bank Pictet.

Auch die rasch erfolgte Übernahme der Piatti Küchen und der EgoKiefer hat gemäss Egger kaum negative Folgen für die Gruppe. Im Gegenteil werde die Gruppe vom Synergiepotenzial profitieren können. Für Ende 2004 rechnet er mit einer Verschuldung des Unternehmens von 220 Mio Fr. Dagegen steht eine Eigenkapitalbasis von 315 Mio Fr. Last but not least gehöre Arbonia halb Arbon. Brutto stehen die Immobilien mit 238 Mio Fr. in den Büchern. Schätzungen gehen eher von 400 Mio Fr. aus. Damit dürfte Oehlers Firmenimperium in finanzieller Hinsicht heute gut aufgestellt sein. Problematischer ist dagegen, dass das Konglomerat ganz auf die Person Edgar Oehler zugeschnitten ist, was letztlich dann auch über den Erfolg entscheiden dürfte.

Industrie-Konglomerat von Edgar Oehler (in Mio Fr.)

Kaufjahr Preis Umsatz 2003 Beschäftigte

Hartchrom 1998 *11 Mio 100 Mio 450

AFG 2003 4050 Mio 687.6 3400

Piatti Küchen 2004 **60 220 950

EgoKiefer 2004 ***125 131 390

Schoch GmbH 2004 30 140

*Schätzung

**inkl. Schulden von 50 mio

***inkl. Schulden von 40 mio

Quelle: «HandelsZeitung»

Arbonia Letzter Kurs: Fr. 191.

Fazit: Nach der Übernahme der Piatti Küchen und der EgoKiefer AG durch die Arbonia Foster Gruppe stehen strategische Aussagen im Vordergrund. Die weitere Kursentwicklung hängt davon ab, wie schnell es der AFG gelingt, die beiden Firmen zu integrieren.