Um rund 20 Prozent dürfte der Markt für Luxusgüter 2009 zurückgehen. Bei den Uhren, dem wichtigsten Beitrag der Schweiz zur Luxusindustrie, wird der Einbruch noch stärker sein.
Ein Teil davon ist der Wirtschaftskrise geschuldet, einen Teil hat sich die Luxusbranche jedoch selber zuzuschreiben. Sie hat in den Jahren des Booms die Bodenhaftung verloren. Immer mehr, immer bunter, immer schriller und immer teurer, war die Devise, die Qualität wurde vernachlässigt, das Logo spielte die Hauptrolle. Altmeister Karl Lagerfeld bringt es auf den Punkt: «Das Wort Luxus wurde für Dinge verwendet, mit denen es nichts zu tun hatte. Jetzt muss sich der Luxus auf seine Wurzeln besinnen: Diskretion und Eleganz, nicht Bling-Bling. Beim Luxus geht es um Qualität, Raffinesse, Innovation und nicht um den Preis.» Kurz: Die Branche muss sich neu erfinden. Wie das geschehen kann und welche Unternehmen die Zukunft des Luxus bereits vorweggenommen haben, zeigen wir Ihnen ab Seite 86.
Darf man in diesen schwierigen Zeiten dem Luxus frönen? Man darf. Man sollte sogar. Nicht aus irgendwelchen volkswirtschaftlichen Überlegungen, sondern aus persönlichem Vergnügen, um sich die harten Zeiten etwas zu verschönern. Vermutlich geht man dabei weniger ostentativ zur Sache als auch schon und nimmt etwas weniger Geld in die Hand als auch schon. Auch deshalb steht dieses Sonderheft unter dem Leitmotiv des Accessible Luxury, des zugänglichen Luxus.
Lassen wir uns von den Turbulenzen nicht verrückt machen. Was in der Branche gegenwärtig geschieht, würden Börsenanalysten als «gesunde Korrektur» bezeichnen. Auch in den Hochjahren der New Economy verirrte sich bisweilen der gute Geschmack – und mit ihm mancher Luxusgüterhersteller. Dass sich die Branche nach dem Dotcom-Crash neu orientieren musste, hat ihr nicht geschadet, sondern legte die Basis für das fulminante Wachstum der Folgejahre. Und zeigte: Das Bedürfnis, es sich gut gehen zu lassen, ist unabhängig von der wirtschaftlichen Lage. Die Luxusindustrie wird nie sterben.