Zwar liegen für den heutigen J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon diese Vorgaben nicht nur zeitlich in weiter Ferne. Doch die Botschaft, die der Chef der erfolgreichsten Bank Amerikas mit seinem Gehaltspaket von 16 Millionen Dollar sendet, ist eindeutig: Es gibt – zumindest so kurz nach dem Beinahekollaps – kein tumbes Zurück zu den Vorkrisenzeiten, als die US-Bankchefs 50 Millionen Dollar und mehr bezogen. Dimon weiss nur zu gut: Die Wut auf die Wall Street ist gewaltig im Stammland des Kapitalismus.
Bei der erfolgreichsten Bank Europas ist diese Sensibilität nicht zu spüren. Der Vergütungsausschuss der Credit Suisse wusste, dass Ende März über das fünfjährige PIP-Programm nie da gewesene Zahlungen für die Topmanager anstanden – allein Bankchef Brady Dougan bezog 71 Millionen Franken. Dennoch segnete der Ausschuss zu Jahresbeginn für Dougan ein Salärpaket von 19 Millionen ab, obwohl der Gewinn der Bank nur gut die Hälfte von J.P. Morgan betrug. Gewiss, die Zielerreichung wurde erschwert, und es wurden Rückzahlungsmechanismen bei Misserfolg eingebaut. Doch die CS ist die einzige Bank Europas, welche die Zahlungen fast auf Vorkrisen-Niveau hochgefahren hat.
Die Grossbank schwächt damit ihre Kritik an der angeblichen Regulierungswut der Schweizer Regulatoren. Auch wenn sich die Banker zu Recht an der Musterknaben-Attitüde der Nationalbank bei der Lösung des Too-big-to-fail-Problems stören, so ist der öffentliche Druck im Vergleich zu den USA oder England fast noch mild. In den USA traut sich derzeit kein Vergütungsausschuss, dem Chef 90 Millionen Franken zufliessen zu lassen. Es ist ja auch bezeichnend, dass die gewichtigsten Gegner des Vergütungsberichts an der CS-Generalversammlung vom 30. April die US-Aktionärsvertreter ISS und Glass Lewis sind. Die amerikanische Investorenlegende Warren Buffett hat die Vergütungsausschüsse denn auch mehrfach scharf kritisiert. Weil es ja nicht um ihr eigenes Geld gehe, «verhielten sie sich oft so, als verteilten sie Spielgeld». Sein Fazit: «Wir brauchen Dobermänner, aber wir haben Cockerspaniels.»