Das Jahr 2009 war zwar ein Krisenjahr, doch der vielfach beschworene Totalschaden blieb aus. Das zeigt sich an der Gesamtentwicklung der Vermögen. Die 300 Reichsten in der Schweiz sind im Krisenjahr 2009 zwar etwas ärmer geworden, doch der Rückgang lag deutlich unter dem des Vorjahrs: Sanken die Vermögen 2008 noch um 70 Milliarden Franken, so waren es dieses Jahr nur 10 Milliarden.
Auch spiegeln sich die unterschiedlichen Erholungsgrade in unserer Liste wider: Bankiersgeschlechter wie Bär, Sarasin oder Vontobel, im letzten Jahr noch gebeutelt, verloren diesmal nichts. Handel und Industrie dagegen leiden. Der Textilclan Brenninkmeijer etwa, zu bedeutenden Teilen in der Schweiz wohnhaft, ächzt unter dem Wertverlust seiner Windkraft- und Sonnenkollektoren-Investments und fiel von 12,5 auf 10,5 Milliarden Franken zurück. Der russische Industrielle Viktor Vekselberg ist sogar um drei Milliarden ärmer – er fiel von 11,5 auf 8,5 Milliarden Franken. Auch die griechisch-genferische Reeder-Familie Latsis, vom Einbruch in der Schifffahrt heftig getroffen, verlor drei Milliarden Franken. Allerdings: Wer sein Geschäft auch in Sturmzeiten im Griff hat, legt gegen den Trend zu. Der Uhrenclan Hayek beispielsweise, dessen Swatch-Aktien im letzten Herbst einbrachen, meisterte die Krise gut, und das honorierte die Börse. Der Kurs der Swatch-Aktien verdoppelte sich und damit auch Hayeks Vermögen – von 1,75 auf 3,5 Milliarden Franken.
Eine weitere Erkenntnis: Obwohl in diesem Jahr das Bankgeheimnis de facto zu Grabe getragen wurde und das Image der Schweiz heftigen Schaden nahm, bleibt ihre Reputation im Ausland hoch und die Anziehungskraft gross. Das zeigen drei prominente Neuzuzüger. Mit dem norwegischen Handelskönig Stein Erik Hagen und der polnischen Baumeisterin Grazyna Kulczyk beherbergt die Schweiz nun auch den reichsten Norweger und die reichste Polin. Und auch ein prominenter Spross eines deutschen Adelsgeschlechts entschied sich für die Schweiz: Albert Fürst von Thurn und Taxis.
Drei Monate mit 300 Reichen
Auch dieses Jahr begann BILANZ-Redaktor Stefan Lüscher wieder im September, die Daten zu den 300 Reichsten zu sichten. Drei Monate lang überprüfte der Leiter unseres 31-köpfigen Rechercheteams zusammen mit BILANZ-Mitarbeiter Walter Pellinghausen die gelieferten Zahlen, schrieb zahlreiche Porträts selbst und traf schliesslich die Endauswahl. Heinz-Horst Deichmann, den grössten Schuhhändler der Schweiz, nahm er allerdings nicht in die Liste auf, denn dieser wohnt in Deutschland. Dafür lassen wir ihn ausführlich im Interview zu Wort kommen – seine Einstellung zum Reichtum ist bewundernswert.