Liebe Leserin, lieber Leser

1985 war es, da gründeten die beiden Amerikaner Stephen Schwarzman und Pete Peterson in New York die Investmentfirma The Blackstone Group und installierten eine praktikable Arbeitsteilung. Der frühere US-Handelsminister Peterson fungiert als Senior Chairman, während Schwarzman, ehemaliger Investment Banker bei Lehman Brothers, die operativen Geschäfte führt. Bei der Namensgebung für ihre Beteiligungsgesellschaft bewiesen sie Sinn für die eigene Herkunft: Aus dem deutschen «Schwarz» wurde «Black», vom Namen Peterson floss über das griechische «Petra» – was so viel heisst wie «Stein» – das englische «Stone» in die Namenskreation ein. Inzwischen habe sich Schwarzman, der Manager an der Front, zum «Herrscher der Welt GmbH» aufgeschwungen, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» urteilt.

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Es ist wohl eine jener typisch amerikanischen Tellerwäscherkarrieren. Stephen Schwarzman ist Nachfahre deutscher Einwanderer, der Vater war Bettwäschehändler. Mit Präsident George W. Bush hat er in Yale studiert, und schon in jungen Jahren verfügte er, so scheint es, über ein praktisches Händchen. So soll er eine Balletttruppe gegründet haben, um sicherzustellen, dass er schöne Girls treffen kann. Und wahrscheinlich hat er Blackstone gegründet, um sicherzustellen, dass er einen Haufen Geld verdient. Gestartet ist das Gründerduo mit 400 000 Dollar, inzwischen hat ihre Beteiligungsgesellschaft in über hundert Unternehmen Investitionen im Wert von mehr als 160 Milliarden Dollar getätigt. Schwarzman rangiert mittlerweile auf der Reichstenliste des US-Wirtschaftsmagazins «Forbes» auf Platz 73 mit einem Vermögen von 3,5 Milliarden Dollar.

Seinen deutschen Wurzeln ist er insofern treu geblieben, als er Bundeskanzlerin Angela Merkel und auch ihren Finanzminister Peer Steinbrück persönlich kennt. Mit dessen Hilfe hat Schwarzman den Kauf eines Anteils an der Deutschen Telekom für 2,7 Milliarden Euro eingefädelt. Und er hat an Deutschland, der Heimat seiner Vorväter, offenbar Gefallen gefunden. Seine Blackstone investierte insgesamt rund 16 Milliarden Euro in die deutsche Industrie, in Chemiefirmen, Umwelttechnik oder auch Immobilien.

Nun lockt das grosse Finale. Im Juni sollen rund 14 Prozent von Blackstone an die Börse gebracht werden und bis zu 4,75 Milliarden Dollar einspielen. Ein Geldsegen, der Stephen Schwarzman und seinen Partnern zugute kommen wird. Und es kommt noch besser: Kaum war der Börsengang angekündigt, bekam der CEO Besuch aus dem Reich der Mitte. Drei Wochen später war der Deal besiegelt, dass «China und der Schwarze Stein», so die «Basler Zeitung», sich verheiraten. Es ist eine Blitzhochzeit. Die chinesische State Investment &. Co. will sich mit 9,9 Prozent an Blackstone beteiligen. Diese staatliche chinesische Anlagegesellschaft existiert zwar erst auf dem Papier, klar ist aber schon jetzt, dass die Firma einen Teil der Devisenreserven des Landes gewinnbringend anlegen will, und Blackstone ist in den Augen der Chinesen exakt die richtige Adresse. Demgegenüber bringen die in der Vergangenheit von den Kommunisten bevorzugten US-Staatspapiere einfach nicht genug Rendite. «Ein historischer Schritt» sei dies, sagt Schwarzman. In der Tat: Mit dem Gütesiegel der chinesischen Regierung verfügt Blackstone über einen Wettbewerbsvorteil, von dem die Konkurrenz nur träumen kann. Und Bedenken, dass in naher Zukunft Kommunisten seine Anlagepolitik bestimmen werden, muss Schwarzman keine haben: Die Chinesen haben auf jegliche Mitspracherechte verzichtet.

René Lüchinger, Chefredaktor BILANZ