Die kleinen Investmentbanken seien am Ende, lautet eine These. Aber sind nicht Giganten wie Citigroup oder UBS gerade wegen ihrer Grösse und Komplexität ins Fiasko geschlittert? Die Regulierung müsse drastisch verschärft werden, lautet eine andere These. Aber warum haben sich dann die schwach regulierten Hedge Funds relativ gut durch die Krise geschlagen, während die US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac, laut «Financial Times» die «am stärksten beaufsichtigten Finanzinstitute der Welt», nur durch staatliche Übernahme gerettet werden konnten? Die Marktwirtschaft habe sich als untauglich erwiesen, so eine dritte These, vertreten vom US-Ökonomen Nouriel Roubini (siehe Seite 52). Das Hauptproblem sei «die Laisser-faire-Haltung, die seit den achtziger Jahren jeden Eingriff des Staates in die Wirtschaft für einen Frevel hielt». Aber warum wird das Modell dann rund um die Welt kopiert?

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Bevor sich die Paradigmen also endgültig verschieben, bleiben drei Punkte festzuhalten. Erstens: Entscheidend für den langfristigen Erfolg sind nicht Kapitalstärke, Mitarbeiterzahl oder Rechtsform. Entscheidend ist die Frage, ob die Chefs bis ins Detail verstehen, was ihre Mitarbeiter tun. Finanzprodukte sind heute derart komplex, dass viele Marktteilnehmer – wie etwa die erfolgreichen Privatbanken – von sich aus sagen: Hände weg. Und dann gibt es einige Firmen – bestimmte Hedge Funds oder Goldman Sachs –, die diese Komplexität durchdringen und mit ihr Geld verdienen. Zum Desaster kam es dort, wo das Management ohne Detailkenntnisse dem Herdentrieb folgte. Zweitens: Schnellschüsse bei der Regulierung bringen nichts (siehe Seite 56). Das Problem liegt vor allem darin, dass nationale Behörden multinationale Konzerne überwachen wollen. Jetzt braucht es nicht Aktivismus und Alleingänge, sondern einen kühlen Kopf und Kooperation. Und drittens bleibt auch nach diesen schwarzen Tagen der Marktwirtschaft festzuhalten: Die Marktöffnung für drei Milliarden Menschen hat Osteuropa und Asien in den letzten zwanzig Jahren das grösste Wirtschaftswachstum der Geschichte beschert. So gross kann keine Rezession werden, um diese Vorteile in Frage zu stellen.