Die französischen Behörden ermitteln wegen Korruptionsverdachts bei der Vergabe der Fussball-WM an Katar. In diesem Zusammenhang wurde Michel Platini am Dienstag in Gewahrsam genommen. Dies berichten französische Medien, zuerst die Rechercheplattform «Mediapart». Auch die Nachrichtenagentur AFP meldete die Verhaftung, sie berief sich auf anonyme Quellen in der Justiz.
Der ehemalige Fussball-Held der Franzosen werde in Nanterre festgehalten und einvernommen; konkret bekommt er es mit dem Office anticorruption de la police judiciaire zu tun.
Die Behörden in Nanterre – so melden französische Medien weiter – hätten im gleichen Zuge auch Claude Guéant befragt, einen ehemaligen Stabschef von Nicolas Sarkozy. Dieser habe den Status eines «suspect libre», also eines Verdächtigen, der aber nicht in Untersuchungshaft sitzt.
Platini war von 2007 bis 2015 Präsident der Europäischen Fussball-Union Uefa gewesen; im Jahr 2010 vergab die Fifa die WM an den Golfstaat Katar – in einem Verfahren, das seither immer wieder von Korruptionsverdacht umrankt war.
2016 wurde Platini dann von der Ethik-Kommission der Fifa suspendiert: Er habe sich vom ehemaligen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter 2 Millionen Franken auszahlen lassen. Ein Ausschluss für acht Jahre wurde später auf vier Jahre gemildert, so dass Michel Platini ab Oktober dieses Jahres wieder im Fussballgeschäft aktiv werden dürfte.
In Frankreich ermittelt das Parquet national financier PNF seit 2016 intensiver die Machenschaften bei der Vergabe der Fussball-WM an Katar – und welche Rolle französische Institutionen beziehungsweise Bürger dabei spielten. Als Verdachts-Tatbestände genannt werden Bestechlichkeit, Verschwörung, unerlaubte Einflussnahme und Vorteilsgewährung («corruption privée», «association de malfaiteurs», «trafic d’influence» «recel de trafic d’influence»; mehr).
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