Ende Januar geht der traditionsreiche Schweizer Möbelhändler Pfister – er wurde bereits vorletztes Jahrhundert gegründet, konkret 1882 – in österreichische Hände über. In jene der oberösterreichischen Möbel-Dynastie Seifert. Sie hat seit den 1990er-Jahren einen lokalen Möbelhändler zu einen Einrichtungsriesen von Weltformat entwickelt: Nur Ikea und Steinhoff spielen mit Umsätzen von rund 40 respektive 14 Milliarden Franken noch eine Liga über den Seiferts. Deren Umsätze erreichen knapp 5 Milliarden.
Die Übernahme von Pfister samt diverser Immobilien und den lokalen Anbietern Hubacher, Egger und Svoboda durch die XXXLutz-Gruppe ist ein Deal in XXXL. Erstens wird er den Schweizer Möbelhandel nachhaltig beeinflussen, zweitens gravierende Auswirkungen auf die hiesigen Möbelproduzenten haben. Und drittens hievt der Deal die Pfister-Stiftung und die Pfister-Holding – bislang die Gebieter über die Pfister-Möbelhäuser – auf ein neues Niveau – als finanziell bestens ausgestattete Beteiligungsgesellschaft respektive Stiftung.
Wer will der Migros jetzt noch Interio abkaufen, wenn Ikea, Steinhoff und XXXLutz den Markt nach Belieben dominieren?
Im Schweizer Möbelhandel wird es künftig insbesondere für Coop unheimlich schwierig. Dessen Einrichtungsformat Livique kämpft mit dem Umsatz-Turnaround. Dieser muss nun gegen die Einkaufsmacht eines Giganten wie XXXLutz gelingen. Da bleiben auch für Micasa höchstens Brosamen. Die Maus-Gruppe hat mit Fly die Segel längst gestrichen, Otto's stagniert. Folge: Wir werden in den kommenden zwei, drei Jahren Geschäftsaufgaben oder weitere Übernahmen sehen, zumal auch die Online-Konkurrenz – namentlich Home24 und Westwing – nicht schläft.
Kommen wir zu den Schweizer Möbelproduzenten. Für sie wird der Verkauf von Pfister an XXXLutz voraussichtlich schwer wiegende Konsequenzen haben. Denn Pfister ist für diese meist kleingewerblich strukturierte Branche ein enorm wichtiger Abnehmer. Nicht der einzige, aber klar der relevanteste.
Künftig hat der Kunde die Wahl zwischen dem preiswerten Einkaufsmacht-Buffett aus Österreich. Und dem Hochpreis-Menü helvetischer Provenienz. Noch Fragen?
Zwar beteuert XXXLutz, die Sortimentspolitik werde im Seifert-Imperium nicht zentral gesteuert, sondern in den einzelnen Ländern. Die Märkte dürften sich am Buffett des Lutz-Einkaufs bedienen, müssten aber nicht; sie könnten auch ein eigenes Menü kochen. Das mag sein. Aber künftig hat der Kunde die Wahl zwischen dem preiswerten Einkaufsmacht-Buffett aus Österreich. Und dem Hochpreis-Menü helvetischer Provenienz. Noch Fragen?
Wie viel die Seiferts für Pfister bezahlen, halten sie unter Verschluss. Es dürften rund 500 Millionen Franken sein. Wertvoll sind vor allem die zehn (Gross-) Immobilien, die mit dem Deal die Hand wechseln. Das Geld fliesst in die Pfister-Holding. Sie will nun neue Beteiligungen aufbauen, in Startups investieren und mit weiteren Immo-Investments ihr Geld mehren.