Man mag es beklagen, man kann es bedauern – wegreden lässt es sich nicht. Wenn Schweizerinnen und Schweizer im eigenen Land Möbel oder Mode einkaufen, decken sie sich meist bei einem ausländischen Händler ein.

Für Sofas, Regale, Tischleuchten (und ungeplante Teelichter) fährt man zur schwedischen Ikea oder zu einem der vielen Läden des österreichischen Riesen XXXLutz. Für Jeans und T-Shirts fliesst der Schweizer Konsumfranken mit hoher Wahrscheinlichkeit zu H&M, Zara oder auf dem Onlinekanal nach Berlin-Friedrichshain, wo Zalando hockt.

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Carrefour und OVS mit Bruchlandung

Wenn Preis oder Bequemlichkeit eine Rolle spielen, führt nun mal fast kein Weg an den Riesen des Konsums vorbei, die mit Trendgespür, Einkaufsmacht und logistischer Effizienz Land für Land einnahmen. Der Blick zurück auf fünfzig Jahre Schweizer Retailgeschichte zeigt, dass sich viele ausländische Händler mit Erfolg in der Schweiz einpflanzten. Einige wie die französische Supermarktkette Carrefour oder das italienische Modehaus OVS scheiterten.

Als These für eine erfolglose Invasion könnte man in den Raum stellen: Wer zu selbstsicher in der Schweiz einfährt, zu wenig Rücksicht auf Besonderheiten nimmt und kostentreibende Faktoren wie Mieten, Löhne und Mehrsprachigkeit unterschätzt, riskiert eine Bruchlandung.

Aldi und Lidl als ideale Immigranten

Geradezu als ideale Immigranten kamen Aldi (2005) und Lidl (2009) in die Schweiz. Statt ihre Waren in düsteren Hallen anzubieten, zeigen sie sich als aufgeräumte Supermärkte, behandeln ihr Personal gut und setzen beim emotionalen Thema Lebensmittel stark auf Swissness.

Der 27. Oktober 2005, der Tag des Schweizer Einzugs von Aldi, war ein Weckruf für Coop und Migros, die es sich hier lange Zeit allzu gemütlich machten. Im Food-Bereich war es dieser Aldi-Moment, der viele aufrüttelte. Und auch dafür sorgte, dass die Preise auf der Hochpreisinsel nicht allzu weit über Palmenhöhe hinausgingen. So gesehen gebührt dem Aldi-Moment ein Lob.

Brack und Galaxus trotzen der E-Commerce-Dampfwalze

Als offene Volkswirtschaft ist die Schweiz auch im Detailhandel gut beraten, Konkurrenz zuzulassen, vom ausländischen Aggressor zu lernen und dabei immer zu versuchen, seine Kundschaft noch ein wenig besser zu verstehen. Wenn man das als Händler richtig gut und konsequent macht, kann man sogar Amazon trotzen. Schweizer Eigengewächse wie Galaxus und Brack zeigen, dass es ein erfolgreiches Leben neben der globalen E-Commerce-Dampfwalze gibt.

Sorgt nun der niederländische Billigheimer Action für einen neuen Aldi-Moment? Kaum. Im Non-Food-Bereich ist die Schweiz schon derart internationalisiert, dass hier kein Erdbeben zu erwarten ist. Aber wenn die hiesigen Akteure von Action lernen können, ist das etwas wert. Für die Schweizer Händler. Und für ihre Kundschaft.