Vor sieben Jahren bekam der Staatskonzern Chemchina für 43 Milliarden Dollar den Zuschlag für die Übernahme des Basler Agrochemiekonzerns Syngenta. Ein Jahr später wurde das Unternehmen in der Schweiz von der Börse genommen.

Nun sieht es ganz danach aus, dass das Unternehmen an der Börse in Schanghai wieder auftauchen wird. Aus regulatorischer Sicht steht einem teilweisen Re-Listing des Agrochemie- und Saatgutgiganten offenbar nichts mehr im Wege. 

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Kotierung an der Hauptbörse

Die Shanghai Stock Exchange (SSE) hat heute offiziell den Antrag des schweizerisch-chinesischen Unternehmens akzeptiert, einen Teil seiner Aktien an die Börse zu bringen, wie die «Handelszeitung» erfahren hat. Damit kann der reguläre Prüfprozess beginnen.

Syngenta arbeitet schon seit einiger Zeit daran, einen Teil seiner Aktien an die Börse zu bringen. Zunächst stand ein Teil-Listing an der Technologiebörse Star Market im Vordergrund. Der Star Market in Schanghai ist vergleichbar mit der amerikanischen Nasdaq.

Gestern gab das Unternehmen dann bekannt, es strebe nun eine Kotierung an der Hauptbörse an. Der Wechsel vom Star Market an die Hauptbörse erfolgte offenbar aufgrund von Bedenken bezüglich der Liquidität an der Technologiebörse.

Die Sinochem Holdings, zu der Syngenta nach dem Merger von Sinochem und Chemchina gehört, will 20 Prozent der Aktien öffentlich zugänglich machen.

Vertreterinnen und Vertreter der Shanghai Stock Exchange hatten sich schon am Donnerstagmorgen (Schweizer Zeit) in einer chinesischen Zeitung positiv zum Vorhaben des Unternehmens geäussert, ein Teil-IPO an der Hauptbörse zu machen. Man respektiere die Wahl des Unternehmens, eine Kotierung an der Hauptbörse anzustreben, und man werde «entsprechend vorgehen, sobald wir die Bewerbung des Unternehmens erhalten haben», wurden die Börsenvertreterinnen zitiert.

Mittel sollen in den Schuldenabbau fliessen

Beobachter und Beobachterinnen gehen davon aus, dass das Unternehmen damit umgerechnet rund 10 Milliarden Dollar einnehmen dürfte, was einer Bewertung von rund 50 bis 60 Milliarden Dollar entspräche. Im Prospekt der nun zurückgezogenen Bewerbung für ein Star-Market-Listing war davon die Rede gewesen, den Erlös aus dem Re-Listing für die Tilgung von Schulden einzusetzen.

Es darf mit einem Börsengang im Juli oder August gerechnet werden.

Syngenta startete seine Star-Market-Bewerbung im Juni 2021 und ist seither durch drei Runden von Gesprächen gegangen. 

Syngenta machte heute 33,4 Milliarden Umsatz

Das Unternehmen ist seit dem Verkauf 2016 stark gewachsen; vor allem in China, wo dem Unternehmen beim Plan der Regierung, die Landwirtschaft effizienter und gleichzeitig ressourcenschonender sowie nachhaltiger zu machen, eine strategische Rolle zukommt. Doch auch in anderen grossen Agrarmärkten wie Brasilien und in den USA ist das Unternehmen bedeutend.

Ein wichtiger Meilenstein war die Übernahme des israelischen Anbieters von Pflanzenschutzmitteln, Adama. Die Syngenta-Gruppe, zu der auch das Agrochemiegeschäft von Sinochem gehört, machte 2022 einen Umsatz von 33,4 Milliarden Dollar, der Ebitda lag bei 5,6 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Bei der Übernahme durch Chemchina 2016 lagen die Umsätze bei 12,8 Milliarden Dollar.

Syngenta hat noch immer bedeutende Aktivitäten in der Schweiz. Der Hauptsitz in Basel wurde in den vergangenen Jahren ausgebaut und erneuert. Die Forschungsaktivitäten des Unternehmens erfolgen im aargauischen Stein. 

Das Unternehmen entstand 2000 aus der Zusammenlegung der entsprechenden Geschäftsfelder von Novartis und der britisch-niederländischen Astrazeneca.

Dem Verkauf an Chemchina 2016 war ein monatelanger Übernahmekampf mit dem amerikanischen Saatgutkonzern Monsanto vorausgegangen. Monsanto wurde danach noch im gleichen Jahr für 63 Milliarden Dollar von Bayer übernommen. Die Übernahme entpuppte sich als Milliardenfalle, die juristischen Auseinandersetzungen um den Unkrautvertilger Glyphosat mit dem Produktnamen Roundup belasteten den Pharmakonzern während Jahren, die Kosten für die Klagen gingen in die Milliarden.