Es war im Mai 2005, als Herbert Bay, der am Computer Vision Lab der ETH doktorierte, im Rahmen des 150-Jahr-Jubiläums der ETH Zürich dem Publikum einen Prototypen jener Technologie präsentierte, auf der heute das Geschäftsmodell der Firma Kooaba beruht. Mit einem kleinen portablen Computer, ausgerüstet mit einer Webcam, konnte man im Zürcher Landesmu- seum Kunstobjekte fotografieren und erhielt automatisch Wissenswertes zu Künstler und Kunstwerk. «Mit dem Aufkommen des mobilen Internets war es nahe liegend, das Ganze aufs Handy zu übertragen», berichtet Till Quack, 29-jährig und Doktorand am Computer Vision Laboratory der ETH.

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Vorteile gegenüber dem Tagging

Im Gegensatz zum sogenannten Tagging, das in Japan schon von Millionen täglich angewendet wird und über sogenannte 2D-Barcodes funktioniert, die auf den entsprechenden Objekten angebracht sein müssen, funktioniert die Technologie von Kooaba allein über die Objekterkennung. «Bei uns braucht es diese Taggs nicht, das Objekt ist eigentlich der Tagg. Es genügt, ein Bild des Objekts an uns zu senden und schon erhält man einen Link mit den Infos», erläutert Quack.

Der Schlüssel liegt in einer immensen Datenbank, in der Verlinkung von dereinst so vielen Bildern mit Websites, dass das System jeden x-beliebigen Gegenstand erkennt und so zur visuellen Suchmaschine auf dem Handy wird, einer Art Google für unterwegs. Bis es soweit ist, dauert es allerdings noch ein paar Jahre.

Für die Endkonsumenten bietet Kooaba bereits Infos zu aktuellen Kinofilmen an. Wer ein Filmplakat fotografiert und das Bild via MMS an die Nummer 5555 sendet (Orange: 079 394 57 00), erhält automatisch einen Link zu allen möglichen Informationen zum Film wie Trailer, Rezensionen, Blogs oder Kino-Spielzeiten. «Noch vor dem Sommer sind wir soweit, dasselbe auch für DVD- und CD-Covers anbieten zu können», sagt Quack. Die künftigen Anwendungsgebiete sind beliebig. Ob Stadt- oder Museumsführer, Informationen zu Weinen und vieles mehr.

Erste Firmenkunden

In zwei Feldern verdient Kooaba, für ihre Geschäftsidee schon mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, bereits Geld. Firmen wird die Möglichkeit geboten, deren Werbeplakate oder Inserate mit mobilen digitalen Inhalten zu verbinden. Ein erster Kunde war die Airline Easy Jet, die das Publikum in einer Printkampagne ein Piktogramm suchen und fotografieren liess, und man nach Sendung der MMS mit etwas Glück eine Flugreise gewinnen konnte. EMI Music benutzte die Technologie für die Promotion des neuen Albums von Kylie Minogue. Auch erste Zeitungsverlage sind Kunden, etwa «20 minutes» in der Romandie, die über Kooaba der Pendler-Leserschaft zusätzliche, nicht publizierte Fotos und weitergehende Infos zu Beiträgen liefert. «Am meisten Entwicklungsarbeit stecken wir zurzeit in die visuelle Suchmaschine, mit der wir uns direkt an die Endkonsumenten richten», sagt der 33-jährige Bay. Der Grund ist klar: Erst wenn die Angebote eine breitere Zielgruppe erreichen, wird Kooaba interessant für die Schaltung von kontextspezifischer Werbung, wovon auch Suchmaschinen wie Google leben.

Die Zusammenarbeit mit dem Computer Vision Lab der ETH ist noch immer eng. «Von diesem Know-how profitieren wir enorm», meint Quack. Deren Leiter Luc van Gool ist Mitgründer von Kooaba und sichert so seinerseits die Nähe zur im Zürcher Technopark ansässigen Firma. Für die nächste Zeit ist die Finanzierung gesichert. Neben der Förderagentur des Bundes für Innovation KTI, die Kooaba mit einem sechsstelligen Betrag unterstützt, Geldern der ZKB und der Volkswirtschaftsstiftung haben Bay und Quack auch private Investoren gefunden, die an die Zukunft des Unternehmens glauben. «In fünf Jahren hoffen wir, ein im Markt bekanntes und erfolgreiches Unternehmen mit etwa 40 Mitarbeitenden zu sein», sagt Bay.